CliniqueBohler_Perturbateursendocriniens

Was verstehen wir unter endokrinen Disruptoren (EDC)?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert EDC folgendermaßen: „Körperfremde chemische Substanzen natürlichen oder künstlichen Ursprungs, die sich durch Beeinflussung des Hormonsystems negativ auf den Organismus oder seine Abkömmlinge auswirken können.“ Der Begriff EDC ist bei der Beobachtung von Entwicklungs- und Fortpflanzungsstörungen bestimmter Wasserlebewesen entstanden.

 

Wo sind endokrine Disruptoren anzutreffen?

EDC sind in zahlreichen alltäglichen Konsumgütern enthalten. Sie treten in Form chemischer Moleküle auf.

 

 

Wie wirken EDC und wie beeinflussen sie die Gesundheit?

EDC gehören zu unserem Alltagsleben. Sie kommen überall vor (im Wasser, in der Luft, in Lebensmitteln…). Der regelmäßige Kontakt mit unterschiedlichen EDC (Cocktaileffekt) wirkt sich besonders schädlich auf die Gesundheit aus.

EDC beeinflussen hauptsächlich unser Hormonsystem. Dieses umfasst die Organe, die Hormone absondern: Schilddrüse, Eierstöcke, Hoden, Hypophyse… Es speist diese chemischen Botenstoffe in den Blutkreislauf ein, um aus der Ferne bestimmte Funktionen des Organismus zu steuern, wie z. B. Wachstum, Stoffwechsel, Geschlechtsentwicklung, Gehirnentwicklung, Fortpflanzung… Folglich handelt es sich um ein Kommunikationssystem zwischen den Organen.

Endokrine Disruptoren beeinträchtigen die Funktion dieses Systems, indem sie die Herstellung, den Abbau, den Transport und die Wirkweise der Hormone beeinflussen. Das bedeutet, diese Moleküle üben keine direkte toxische Wirkung aus, sondern eine indirekte, nämlich über die von ihnen herbeigeführten physiologischen Veränderungen. (Quelle: Inserm.fr)

Die vermuteten Auswirkungen auf die Gesundheit:

  • Männliches Fortpflanzungssystem:
    • Rückgang der Spermienqualität
    • angeborene Missbildungen des Urogenitaltraktes (Hypospadie, Hodendystopie)
    • Rückgang des Testosteronspiegels
  • Weibliches Fortpflanzungssystem:
    • vorzeitige Pubertät
    • Endometriose
    • Auffälligkeiten des Eierstocks
  • hormonabhängige Tumoren
    • Erhöhung des Risikos, an Brustkrebs, Gebärmutterkrebs, Hodenkrebs, Prostatakrebs, Schilddrüsenkrebs zu erkranken
  • Entwicklungsanomalien:
    • geringes Geburtsgewicht
    • Frühgeburt
    • Adipositas
    • Verhaltensstörungen
    • Diabetes

 

Wie kann unser Kontakt mit EDC begrenzt werden?

Durch Beachtung einiger Verhaltensempfehlungen kann gegengesteuert werden:

  • Bevorzugung von Lebensmitteln aus biologischem Anbau, da deren Gehalt an Pestiziden deutlich geringer ist
  • Verzicht auf Fertiggerichte und sonstige hochverarbeitete Produkte, wie z. B. Kekse, Schokoriegel, Limonade usw., da sie ungesunde Zusatzstoffe enthalten
  • Bevorzugte Verwendung von Glas- oder Porzellanbehältern für das Erhitzen von Nahrungsmitteln
  • Verzicht auf Kunststoffbehälter bei der Lebensmittelaufbewahrung und -verarbeitung, da sie unbeständig sind und EDC freisetzen, vor allem bei Kontakt mit fett- oder säurehaltigen bzw. heißen Lebensmitteln
  • Bevorzugung „hausgemachter“ Gerichte aus Frisch- oder Tiefkühlwaren
  • zehnminütiges Lüften der Wohnung pro Tag, unabhängig von der jeweiligen Jahreszeit
  • bevorzugte Verwendung natürlicher Reinigungsprodukte, wie z. B. weißer Haushaltsessig, Natron und schwarze Seife, oder zertifizierter Reinigungsprodukte, wie z. B. parfümfreies Waschmittel mit Ökolabel
  • Verringerung des Kontakts mit bestimmten chemischen Produkten (Malerarbeiten, Schädlingsbekämpfungsmittel, Reinigungsprodukte, Kosmetikprodukte, Kerzen und Weihrauch)
  • sparsame Verwendung von Cremes und Kosmetikprodukten
  • Verzicht auf Parfums und parfümierte Produkte
  • Verzicht auf Haarfärbemittel, einschließlich sogenannter „natürlicher“ Farbstoffe, wie z. B. Henna

Bei den anfälligsten Bevölkerungsgruppen, d. h. bei schwangeren Frauen und Kleinkindern, ist eine Verringerung des Kontakts mit EDC dringend erforderlich. Dies gilt vor allem für die „ersten 1000 Lebenstage“ (die Zeit von der Zeugung bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres), denn auf dem Spiel steht das GESUNDHEITSKAPITAL des zukünftigen Erwachsenen.

„Alles, was wir in den ersten 1000 Lebenstagen tun und essen, wirkt sich auf den Rest unseres Lebens aus.“ (WHO und UNICEF)

 

Ausführlichere Informationen zu diesem Thema finden Sie unter folgenden Links:

 

Wir gehen noch einen Schritt weiter

In den HRS setzen wir uns mit vereinten Kräften für eine umweltbewusste Entbindungsklinik ein.

Die Entbindungsstation wurde einer Umgestaltung unterzogen und vollständig mit umweltzertifizierten Materialien saniert. In der Abteilung für Neonatologie achten wir auf die Verwendung phthalatfreier Medizinprodukte.

Für die Säuglingspflege werden EDC- und schadstofffreie Produkte gewählt (Windeln, Hygienetücher, Seife). Besuchen Sie unseren Nesting Workshop, eine Austausch- und Informationsplattform zu allen Themen rund um die Umgebung des Säuglings.

 

Glossar

  • Hypospadie: angeborene Fehlbildung, bei der der Harnröhrenausgang (Meatus urethrae externus) auf der unteren Penisseite liegt.
  • Hodendystopie: Angeborene Auffälligkeit der Hodenposition: Der Hoden hat sich nicht entlang der üblichen Linie zwischen dem Bauchinneren und den Hodensäcken abgesenkt, sondern ist in unterschiedlicher Höhe stehen geblieben, d. h. entweder im Bauchraum oder am Hodensackansatz.
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Interview Dr. Chevallier: endokrine Disruptoren
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