Video: Die Sporttherapie (barrierefreie Version)
Die Sporttherapie ist eine therapeutische Maßnahme, die den Zweck verfolgt, die Teilnehmenden zur körperlichen Betätigung zu motivieren, damit sie sich der heilsamen Auswirkungen des Sports auf den Körper, die Emotionen, die Sinneseindrücke und die Gedanken bewusst werden. Sie übt einen positiven Einfluss auf zahlreiche Aspekte aus, wie z. B. auf das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen, die Körpersensibilisierung und den Umgang mit den Mitmenschen. Es ist wichtig, zu erfahren, dass Bewegung ein entscheidendes Kriterium der psychischen und körperlichen Gesundheit darstellt. Sich wieder in Bewegung zu setzen im wahrsten Sinn des Wortes ist für Menschen mit Depressionen von wesentlicher Bedeutung. Unter anderem besteht das Ziel darin, sie zum Handeln zu ermutigen, damit sie die Freude an einer sportlichen Aktivität neu entdecken bzw. wieder entdecken. In diesem Video finden Sie ein Interview mit einem Sporttherapeuten sowie praktische Empfehlungen. Die Gesundheitsfachkräfte haben sich als Darsteller in dieses Video eingebracht. Die zahlreichen positiven Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit sind weitgehend anerkannt. Dazu gehört z. B. Folgendes:
- Schutz vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Diabetes-Prävention
- Bekämpfung von Osteoporose
- Gewichtskontrolle
- Schutz vor bestimmten Krebsarten
- psychisches Wohlbefinden
- Anregung der kognitiven Fähigkeiten
- Verbesserung der Schlafqualität
Und vieles andere mehr. Bewegung und die Beanspruchung der Gelenke, der Muskulatur und des Herz-Kreislaufsystems bilden wichtige Voraussetzungen für die Aufrechterhaltung einer körperlichen und psychischen Gesundheit. Dabei sollte betont werden, dass es nicht ausreicht, sich auf den Sport im eigentlichen Sinn zu beschränken, sondern dass es vielmehr darum geht, verschiedene körperliche Betätigungen in den Alltag einzubauen. Wie wichtig es ist, im Alltag in Bewegung zu bleiben, erklärt uns Claude Ultenne, Sporttherapeut am Hôpital Kirchberg.
„Um im Alltag mehr Bewegung zu haben, muss man nicht unbedingt sehr sportlich sein. Die sportliche Aktivität kann im Alltag jedes Einzelnen ihren Platz finden, indem neue, bewegungsfördernde Gewohnheiten angenommen werden: Die Treppe dem Aufzug vorziehen, das Auto meiden, eine Bushaltestelle früher aussteigen, in der Mittagspause spazieren gehen, den Hund ausführen und vieles andere mehr. Empfohlen wird eine körperliche Betätigung von 60 Minuten pro Tag für Kinder und von 30 Minuten pro Tag für Erwachsene. Abgesehen von den Alltagstätigkeiten, mit denen wir unseren Körper geringfügig beanspruchen, ist die regelmäßige Ausübung eines Sports unverzichtbar. Sport hilft uns, an Selbstvertrauen zu gewinnen, indem wir unsere körperlichen Fähigkeiten neu entdecken. Außerdem unterbindet er negative Gedanken, er ermöglicht den Erwerb neuer Kompetenzen und die Erweiterung der eigenen Grenzen. Allerdings sollte nicht die sportliche Höchstleistung das Ziel darstellen, sondern vielmehr die Freude an der körperlichen Betätigung, die das körperliche und psychische Gleichgewicht fördert. Sie verstärkt nämlich die Hirndurchblutung und erhöht die Bildung körpereigener Substanzen zur Regulierung der Stimmung. Ebenso bewirkt sie eine Veränderung der eigenen Körperwahrnehmung. Man spürt mehr Energie in sich und ist aufmerksamer für den eigenen Körper. Die Ausübung eines Gruppensports erhöht die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Fortsetzung der körperliche Betätigung, und außerdem erleichtert sie die Pflege von Sozialkontakten. In der klinischen Praxis und insbesondere bei depressiven Patienten wird Sport therapeutisch eingesetzt, denn seine Anwendung erfordert wenig Aufwand, und er hat keine Nebenwirkungen. Studien zeigen, dass Menschen, die sich regelmäßig bewegen, deutlich seltener von einer Depression betroffen sind. Hier folgen ein paar praktische Empfehlungen, die Ihnen helfen, eine sportliche Aktivität langfristig auszuüben:
- Führen Sie eine neue Gewohnheit ein, z. B.: Planen Sie Ihre sportlichen Aktivitäten in einem Terminkalender wie alle anderen Termine, melden Sie sich in einem Club an, schließen Sie ein Abonnement ab.
- Bleiben Sie realistisch bei der Bestimmung Ihrer Ziele.
- Gönnen Sie sich Pausen.
- Verbinden Sie den Sport mit anderen Aktivitäten, wie z. B. Musik hören, Ausflüge unternehmen.
Es gibt keine Sportart, die besser als andere ist. Es kommt darauf an, die Sportart zu finden, die zu Ihnen passt und die Ihnen am meisten Freude macht und Wohlbefinden verschafft. Das Ziel besteht darin, sich in Bewegung zu setzen. Denken Sie daran, sich von einem Arzt beraten zu lassen, bevor Sie mit der Ausübung einer körperlichen Aktivität beginnen, um jede Kontraindikation auszuschließen. Wir stellen Ihnen hier mehrere sportliche Aktivitäten vor, die Sie vielleicht motivieren, die Ausübung einer Sportart zu beginnen oder fortzusetzen.
Stretching
Bei diesem Konzept werden die großen Muskelgruppen gedehnt, und die Teilnehmenden können die Übungen in ihrem eigenen Rhythmus ausführen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Person die Schmerzschwelle nicht überschreitet und sich sowohl auf ihr körperliches Erleben als auch auf ihre Atmung konzentrieren kann. Diese Übungen dienen dazu, die durch die Gelenke bestimmten, körperlichen Grenzen kennen zu lernen, ohne sich wirklich körperlich zu verausgaben. Auf diese Weise dient das Konzept der Einführung in Sportarten, die mehr auf die Sensomotorik ausgerichtet sind, wie z. B. Yoga.
ZIELE
- Erfahrung der Spannung und Dehnbarkeit der Muskeln
- Aufbau eines Körperschemas (Entwicklung des Bewusstseins für den eigenen Körper)
FÜR WEN?
- Menschen, die keine oder sehr wenig Erfahrung mit Sport haben
- Menschen, die einen hohen Kraftaufwand vermeiden wollen
- Menschen mit leichten motorischen Defiziten und/oder sensorischen Störungen
Leichte Gymnastik
Die leichte Gymnastik ermöglicht eine aktive Mobilisierung aller Gelenke und hilft den Teilnehmenden, ihren Körper und seine Fähigkeiten zu entdecken, ohne bis an ihre äußersten Grenzen zu gehen. Die Übungen werden ohne vorgegeben Rhythmus durchgeführt, und die Intensität der Beanspruchung bleibt gering bis mäßig.
ZIELE
- Einführung in eine sportliche Aktivität
- Aufbau eines Körperschemas (Entwicklung des Bewusstseins für den eigenen Körper)
- Erlernen einfacher Bewegungen zur Mobilisierung der primären Gelenke (Schulter, Ellbogen, Knie, Hüfte)
FÜR WEN?
- Menschen, die keine oder sehr wenig Erfahrung mit Sport haben
- Menschen, die einen langen Zeitraum der Ruhigstellung hinter sich haben
- Menschen mit leichten motorischen Defiziten und/oder sensorischen Störungen
Fitness
Hierbei handelt es sich um eine dynamische sportliche Aktivität, die ein gewisses Niveau an Beweglichkeit, Ausdauer und Kraft erfordert. Die Übungen werden in einem vorgegebenen, schnellen Rhythmus durchgeführt, was eine vorausgehende Aufwärmphase erforderlich macht. Die großen Muskelgruppen werden beansprucht, und die Teilnehmenden werden dazu angeregt, bis an ihre Grenzen zu gehen. Geräte kommen nicht zum Einsatz.
ZIELE
- Muskelkräftigung
- Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit
- Herz-Kreislauf-Training
FÜR WEN?
- Menschen, die bereits Erfahrung mit sportlichen Aktivitäten haben
Mannschaftssport
In den Mannschaftssportarten, wie z. B. Fußball, Basketball, Volleyball, Hockey, liegt der Schwerpunkt auf dem Teamgeist. Die Teilnehmenden müssen sich einfügen und aktiv mitwirken, damit die Gruppe ein gemeinsames Ziel erreicht. Die Aktivität besteht in der Austragung von Wettkampfspielen, bei denen der Zusammenhalt der Mannschaft von entscheidender Bedeutung ist. Nicht das Erbringen einer optimalen, sportlichen Leistung ist das Ziel, sondern die Bemühung um die Integration aller Teilnehmenden in die Gruppe und das gemeinsame Funktionieren als Mannschaft.
ZIELE
- Aufbau eines Teamgeistes
- Verbesserung der sozialen Integration
- Spielerische Interaktion zwischen den Teilnehmenden
FÜR WEN?
- Menschen mit Kommunikationsschwierigkeiten oder wenig Sozialkontakten
- Menschen auf der Suche nach unterhaltsamer Dynamik
Ausdauersport
Zu den Ausdauersportarten gehören alle Aktivitäten, die eine lang anhaltende Trainingswirkung auf das Herz-Kreislauf-System ausüben. Je nach der gewählten Ausdauersportart ist ein gewisser körperlicher Einsatz sowie die Motivation der Teilnehmenden erforderlich. Diese werden zur Erweiterung ihrer körperlichen Grenzen angeregt. Damit eine echte Trainingswirkung erzielt wird, muss die Aktivität einschließlich Aufwärmphase und Dehnungsübungen mindestens 2 Stunden dauern. In Frage kommen Schwimmen, Joggen, Radfahren, Nordic Walking usw.
ZIELE
- Physiologische Wirkungen (Ausschüttung von Endorphinen)
- Herz-Kreislauf-Training
- Maximaler Energieaufwand
FÜR WEN?
- Sportliche Menschen, die ihre Ausdauer erweitern möchten
- Menschen, die ihre überschüssige Energie loswerden möchten
Abschließend lässt sich sagen, dass die Einbeziehung einer körperlichen Betätigung in den Alltag einfacher ist, als man denkt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Am meisten zählen der persönliche Einsatz und die Freude an einer Aktivität, die den eigenen Bedürfnissen und Wünschen entspricht. Sport ist eine Therapiemethode ohne Nebenwirkungen und kann erfolgreich zur Prävention mehrerer Erkrankungen, einschließlich Depression, eingesetzt werden.