Was ist ein Sentinel-Lymphknoten (Wächterlymphknoten)?
Der Sentinel-Lymphknoten ist der Lymphknoten innerhalb der axillären Lymphknotenkette, den die Lymphflüssigkeit aus dem vom Krebs befallenen Brustbereich als ersten erreicht. Ausgehend von diesem ersten Lymphknoten fließt die Lymphflüssigkeit anschließend in die anderen axillären Lymphknoten. Der erste Lymphknoten der Kette mit der Bezeichnung „Sentinel“ (Wächter) nimmt eine Art Vorposten ein und ist für die Abwehr schädigender Einflüsse zuständig.
Bei zwei Dritteln der Brustkrebserkrankungen sind die Lymphknoten der Achselhöhle nicht betroffen, sodass ist ihre Entfernung unnötig wäre. Wenn der erste Lymphknoten nicht befallen ist, geht man davon aus, dass die übrigen Lymphknoten ebenfalls nicht betroffen sind.
Bei manchen Patienten wird die „Wächterfunktion“ von mehreren Lymphknoten übernommen.
Was ist eine Sentinel-Lymphknotenbiopsie?
Es handelt sich um einen Eingriff, der in der Ermittlung und Entfernung des oder der ersten Lymphknoten der Achselhöhle besteht. Auf diese Weise kann das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Krebszellen mithilfe einer pathologisch-anatomischen Untersuchung überprüft, die Ausbreitung der Krebserkrankung eingeschätzt und die die Behandlung entsprechend angepasst werden.
Der Vorteil dieser Methode besteht in der Begrenzung des Einsatzes der Axilladissektion mit ihren zahlreichen Nebenwirkungen.
Zu den Indikationen der Sentinel-Lymphknotenbiopsie gehören:
- Invasiver Brustkrebs mit einem einzigen Tumor (</= 50 mm)
- Bestimmte ausgedehnte Karzinome „in situ“ oder Verdacht auf Mikroinvasion
Kontraindikationen:
- Sehr großes Karzinom (> 5 cm)
- Vorhandensein von tastbaren axillären Lymphknoten
- Vorhandensein mehrerer Tumoren in derselben Brust
- Frühere Brustoperationen (je nach Art des durchgeführten Eingriffs)
Wie läuft der Eingriff ab?
Vor der Entfernung muss der Sentinel-Lymphknoten lokalisiert werden. Es gibt zwei Methoden, um ihn zu lokalisieren.
Bevor der Sentinel-Lymphknoten entfernt werden kann, muss er ermittelt werden. Zwei Methoden dienen seiner Ortung:
- Die isotopische Methode
- Die kolorimetrische Methode
Die isotopische Methode
Die Isotopenmarkierung wird am Vortag oder am Tag des Eingriffs in einer nuklearmedizinischen Einrichtung durchgeführt.
Konkret geschieht Folgendes:
- Ein radioaktiver Tracer wird in die Tumorumgebung injiziert. Das Präparat zirkuliert durch die Lymphgefäße und sammelt sich schließlich im ersten Lymphknoten oder in den ersten Lymphknoten, die es antrifft.
- Einige Zeit nach der Injektion werden Szintigramme hergestellt, um den oder die Sentinel-Lymphknoten optisch darzustellen.
- Anschließend wird auf der Haut eine Kennzeichnung angebracht, die dem Chirurgen während des Eingriffs eine schnelle Ortung des Sentinel-Lymphknotens ermöglicht.
Während der Untersuchung liegt die Patientin auf dem Rücken. Sie wird aufgefordert, ruhig zu atmen und sich nicht zu bewegen. Die Injektion des radioaktiven Präparats kann ein brennendes Gefühl auslösen. Die Dauer der Untersuchung ist unterschiedlich (je nach Situation 30 Minuten bis 2 Stunden).
Die Radioaktivität der verwendeten Produkte ist gering, sodass für die Patientin und ihr Umfeld kein Risiko besteht.
Die kolorimetrische Methode
Hierbei wird ein blauer Farbstoff (Patentblau) in die Brust injiziert. Dieser legt denselben Weg zurück wie das radioaktive Präparat. Der erste Sentinel-Lymphknoten färbt sich blau. Diese Injektion erfolgt im Operationstrakt zu Beginn des Eingriffs unter Vollnarkose.
Eine lokale Färbung und eine vorübergehende Färbung des Urins können auftreten.
Beide Methoden können kombiniert werden.
Die Entfernung des Sentinel-Lymphknotens
Die Entfernung des Sentinel-Lymphknotens erfolgt durch einen Schnitt in der Achselhöhle. Sie wird in der Regel gleichzeitig mit der Brustoperation durchgeführt. Während des Eingriffs ortet der Chirurg den Lymphknoten mithilfe einer Sonde zur Ermittlung von Radioaktivität, bevor er ihn entfernt.
Wenn bei der pathologischen Untersuchung festgestellt wird, dass der Sentinel-Lymphknoten befallen ist, wird in der interdisziplinären Tumorkonferenz (ITK) eine nachträgliche Axilladissektion erörtert.