Bei Diabetes besteht das Ziel der Ernährungstherapie in der Verwirklichung einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und normokalorischen Ernährungsweise sowie in der Korrektur eventueller Ernährungsfehler.
Wenn zugleich Übergewicht vorliegt, geht es um die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Essverhaltens und um die Herbeiführung einer Gewichtsabnahme.
Angestrebt werden dabei Blutzuckerwerte innerhalb des Normbereichs, ein gesundes Körpergewicht und die Vermeidung von Spätfolgen (z. B. im kardiovaskulären Bereich).
Veraltete Vorstellungen
„Keine Möhren, keine Bananen, keine Teigwaren usw.“
Alle diese Auffassungen gehören längst der Vergangenheit an.
Es gibt keine „Diabetiker-Diät“. Ebenso wie für alle anderen Menschen gilt auch für Diabetiker die Empfehlung einer gesunden Lebensweise, die eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung mit der regelmäßigen Ausübung einer individuell abgestimmten, körperlichen Betätigung kombiniert.
Die ernährungstherapeutischen Ziele
- Aufrechterhaltung oder Wiederherstellung eines gesunden Körpergewichts durch eine gesunde/ausgewogene Ernährung
- Aufklärung über die richtige Auswahl von Kohlenhydraten (Qualität und Quantität), um starke Schwankungen des Blutzuckerwerts zu vermeiden
- Aufklärung über die guten und schlechten Fette, um die Faktoren kardiovaskulärer Begleiterkrankungen zu begrenzen
Bei unserer Aufklärungsarbeit betrachten wir die ausgewogene Ernährung aus einer ganzheitlichen Perspektive. Unseren Schwerpunkt bilden dabei die Kohlenhydrate, da der von ihnen ausgelöste Anstieg des Blutzuckerwerts je nach Art unterschiedlich ausfällt. (blutzuckersteigernde Wirkung)
Menge und Qualität
Kohlenhydrate stellen unsere Hauptenergiequelle dar. Sie machen 50-55 % unseres Energiebedarfs aus. Das entspricht einem Tagesbedarf von 250-275 g Kohlenhydraten bei einem Energiebedarf von 2000 kcal pro Tag.
Vorzugsweise sollten folgende kohlenhydrathaltige Lebensmittel gewählt werden:
- Lebensmittel, die eine hohe Nährstoffdichte aufweisen, weil sie reich an Ballaststoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen sind: Das trifft zu auf Gemüse, Vollkorn-Stärkeprodukte, Hülsenfrüchte, Vollkorn-Getreideprodukte und frisches Obst.
- Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index (einer geringen glykämischen Last)
Glykämischer Index und glykämische Last
Der glykämische Index (ausgedrückt in Prozent) beschreibt die blutzuckersteigernde Wirkung eines Lebensmittels im Verhältnis zu 50 g Glukose bei einer vergleichbaren Menge an Kohlenhydraten. Je höher der Index ist, desto höher ist das Risiko einer Überzuckerung durch das betreffende Lebensmittel.
Um im Verhältnis zur aufgenommenen Lebensmittelmenge eine realistische Einschätzung vornehmen zu können, spricht man ebenfalls von der glykämischen Last, die den glykämischen Index des betreffenden Lebensmittels im Verhältnis zur verzehrten Menge berücksichtigt.
Mithilfe dieser Begriffe kann erklärt werden, weshalb bestimmte Formen oder Zubereitungsarten eines Lebensmittels bevorzugt werden sollten.
Folgende Faktoren können die blutzuckersteigernde Wirkung beeinflussen:
Der Garvorgang
Das vorherige Garen eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels erleichtert und beschleunigt die Verdauung der darin enthaltenen Stärke. Bei gekochten Haferflocken fällt die blutzuckersteigernde Wirkung stärker aus als bei rohen Haferflocken.
Die Beschaffenheit
Kohlenhydrathaltige Lebensmittel in flüssiger oder halbflüssiger Form bewirken einen übermäßigen Anstieg des Blutzuckerwerts. Bei identischem Kohlenhydratgehalt fällt die blutzuckersteigernde Wirkung von Apfelsaft stärker aus als bei einem frischen Apfel.
Ballaststoffgehalt
Vollkornprodukte weisen eine geringere, blutzuckersteigernde Wirkung auf als raffinierte Getreideprodukte.
Die Vielfalt der Mahlzeit
Eine Süßspeise, die nach einer Mahlzeit als Dessert eingenommen wird, beeinflusst den Blutzuckerwert weniger als eine Süßspeise, die im Lauf des Tages allein verzehrt wird.
Wertvoller Hinweis
Essen Sie achtsam und genussvoll, indem Sie angemessene, abwechslungsreiche und ausgewogene Portionen verzehren.