Seit über 40 Jahren fördert die Methode Kangaroo-Care die Entwicklung frühgeborener Babys mithilfe des Körperkontakts zu ihren Müttern. Laut einer aktuellen Studie sind die Vorteile, die diese Methode den Kindern bietet, über die postnatale Phase hinaus spürbar.

Wovon sprechen wir?

Die Methode Kangaroo-Care, die ursprünglich in Kolumbien entwickelt wurde, um das Fehlen von Brutkästen auszugleichen, hat sich in den 70er Jahren international verbreitet. Die Technik besteht darin, dass Mütter und Väter ermutigt werden, ihr Baby Haut an Haut zu halten, um die Eltern-Kind-Bindung zu fördern und die mitunter durch eine zu frühe Geburt unterbrochene Intimität wiederherzustellen. Die Vorteile für das Neugeborene:

  • Verringerung des Apnoe- und Bradykardie-Risikos
  • Verbesserung der Stabilität des Schlafs und der Körpertemperatur
  • Erleichterung des Stillens und Verringerung von Stress und Schmerzen beim Baby

Welche Neuigkeiten gibt es zu diesem Thema?

Die Erkenntnisse der Forscher der Universität Bar Ilan in Israel wurden in der Fachzeitschrift Biological Psychiatry veröffentlicht. Diese Forscher haben zehn Jahre lang 150 extrem früh geborene Kinder beobachtet. Bei der Hälfte der Kinder wurde die Methode „Kangaroo-Care“ vierzehn Tage lang eine Stunde pro Tag angewandt, während die andere Hälfte im Brutkasten blieb. Die Erkenntnis: Die vorteilhaften Auswirkungen der Methode Kangaroo-Care beschränken sich nicht auf die ersten Lebensmonate, sondern können noch Jahre später nachgewiesen werden. Tatsächlich haben die Kinder der Gruppe „Kangaroo-Care“ mit 10 Jahren in den Bereichen, in denen Frühgeborene häufig benachteiligt sind, eindeutig weniger Schwierigkeiten:

  • Lernfähigkeit
  • Erfüllung komplexer Aufgaben wie Lesen oder Schreiben
  • Schlafqualität und -ablauf
  • Stresstoleranz

Wozu dient die Methode?

Angesichts der guten Ergebnisse hat die Anwendung der Methode Kangaroo-Care in den Entbindungskliniken und Abteilungen für Neonatologie Einzug gehalten, um eine Ergänzung oder sogar eine Alternative zu den Brutkästen anzubieten. Das setzt bestimmte Kompetenzen bei den Pflegeteams und bei den Eltern voraus, sowie geeignete materielle Bedingungen.

Und in Luxemburg?

Die Methode „Kangaroo-Care“ wird in der Abteilung für „Neonatologie“ der Klinik Bohler seit 9 Jahren angewandt. Die Pflegekräfte bezeugen die vorteilhaften Auswirkungen dieser Methode: Sie hilft den Babys, sich zu entspannen, sodass ihre Atmung tiefer wird und infolgedessen das Apnoe-, Hypopnoe- und Bradykardie-Risiko sinkt. Diese Methode kann bei allen Babys mit stabilem klinischem Zustand angewandt werden, selbst wenn sie beatmet werden.

Die Eltern werden ermutigt, die Methode mindestens eine Stunde pro Tag zu praktizieren (manchmal auch länger, je nach dem Zustand des Kindes und den Wünschen der Eltern). Die Eltern werden eingeladen, es sich in einer ruhigen, entspannenden Atmosphäre bei leicht gedämpftem Licht auf einer Liege bequem zu machen, und ihr Baby Haut an Haut zu halten. Sie können auch eine beruhigende Hintergrundmusik bekommen, wenn sie das möchten. Nach Aussage der Pflegekräfte wirkt sich eine solche „Känguru-Sitzung“ nicht nur auf die Babys, sondern auch auf die Eltern beruhigend aus.