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Video: Psychose: Erfahrungsbericht eines Patienten (barrierefreie Version)

Dr. Daubach, Psychologe: Ich danke Ihnen, dass Sie sich zu diesem Interview bereit erklärt haben. Sie haben um die Wahrung der Anonymität gebeten, was wir vollkommen verstehen und selbstverständlich respektieren.

Dürfte ich Sie bitten, mir ein wenig von den ersten Symptomen Ihrer Erkrankung zu erzählen?

Patient: Meine ersten Symptome traten bei der Arbeit auf. Ich verfiel in Panik, wahrscheinlich aus Angst vor Fehlern.

Wie hat es angefangen?

Patient: Es fing schleichend an. Ich hatte immer größere Angst, sodass ich nicht mehr zur Arbeit ging, nicht mehr zur Arbeit gehen wollte. Und zu diesem Zeitpunkt trat das erste Symptom auf, ich hörte bedrohliche Stimmen.

Erstes Symptom

Patient: Die Stimmen sagten mir zu diesem Zeitpunkt vor allem, dass ich nicht zur Arbeit gehen soll. Ich schenkte den Stimmen nicht viel Beachtung. Und ich geriet immer mehr in Panik.

Zweites Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Vermittelten die Stimmen vielleicht noch eine andere Botschaft, außer der Aufforderung, nicht zur Arbeit zu gehen?

Patient: Ja, ich hörte, wie sie sich über Dinge, die ich sagte, lustig machten. Ich glaubte damals, dass es Außerirdische wären, die sich tatsächlich über mich lustig machten. Und es gab Tage, an denen ich mich lange auf die Toilette zurückzog, und bei der Arbeit, war ich ziemlich in Panik.

Drittes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Sie hatten also den Eindruck, ein wenig unter dem Einfluss von Außerirdischen zu stehen oder zumindest von ihnen umgeben zu sein? Und war Ihnen ganz zu Anfang bewusst, dass das nicht möglich ist? Oder haben Sie es ganz zu Anfang geglaubt?

Patient: Zu diesem Zeitpunkt habe ich es geglaubt, und es löste bei mir heftige Panik aus, denn sie waren bedrohlich und gleichzeitig lachten sie und machten sich über mich lustig.

Viertes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Das veranschaulicht wahrscheinlich ein wenig, was eine psychotische Erkrankung ist. Dazu gehören Wahnvorstellungen wie diese, die jemandem, der die Krankheit nicht hat, merkwürdig erscheinen. Doch wer von diesem Symptom betroffen ist, hält sie für real.

Fünftes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Haben sie Befehle erteilt?

Patient: Ich erinnere mich, dass das einmal vorkam, als ich den Eingangsbereich der Klinik betreten habe und hineingehen wollte, um Hilfe zu suchen, weil ich mich eines Tages beim Verlassen des Arbeitsplatzes wirklich nicht gut fühlte. Plötzlich wurde ich von den Stimmen bedroht, damit ich nie wieder zur Arbeit gehe und die Klinik nicht betrete. Und an diesem Tag habe ich im Auto geschlafen. Ich bin nicht nach Hause gegangen.

Sechstes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Sie haben auf einem Parkplatz im Auto geschlafen. Geschah das aus Angst oder weil Sie in diesem Augenblick den Befehlen der Stimmen gehorcht haben?

Patient: Vielleicht habe ich den Befehlen der Stimmen gehorcht.

Dr. Daubach, Psychologe: Und welche Augenblicke waren während dieser Anfangsphase der Erkrankung am schlimmsten?

Patient: Ich wusste nicht recht, woran ich war. Es war wirklich schwierig, weil ich mich nicht wehren konnte. Es war, als würden sie meinen Körper steuern, das war wirklich hart.

Siebtes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Was hat Ihnen in dieser Situation geholfen?

Patient: Ich hatte einen Termin bei einem Psychiater in Luxemburg, der mir Medikamente verordnete. Es ging mir besser, und ich sagte mir, die Medikamente haben geholfen. Kurze Zeit später begann ich die Medikamente abzusetzen, und es fing von vorn an. Doch diesmal war es noch schlimmer.

Dr. Daubach, Psychologe: Ich glaube, da haben Sie eine wichtige Botschaft vermittelt. Ich würde sagen, daran erkennt man, dass Arzneimittel in der Psychosebehandlung eine entscheidende Rolle spielen. Ich glaube, dass es selten vorkommt, dass wahnhafte Schübe ohne Medikamente erfolgreich behandelt werden. Aber natürlich ist das nicht alles. Es gibt auch noch andere Behandlungsmethoden, die in diesem Zustand hilfreich sind.

Können Sie sich erinnern, wie Sie reagiert haben, als man Ihnen mitteilte, dass Sie eine psychiatrische Erkrankung haben, die sich Psychose nennt?

Patient: Ich wusste nicht so genau Bescheid über die Krankheit, und ich war ein bisschen verwirrt. Ich sagte mir, dass es sich sicherlich um eine schwere Krankheit handelt, und das Ausmaß ihrer Schwere war mit nicht wirklich klar.

Neuntes Symptom

Dr. Daubach, Psychologe: Ist es eher beruhigend, von einem Arzt zu erfahren, dass es sich um eine Krankheit handelt? Oder ist es eher beunruhigend, von nun an mit der Diagnose einer psychiatrischen Erkrankung leben zu müssen?

Patient: Es war eher beunruhigend, vom Doktor von der Krankheit zu erfahren, die ich hatte und noch immer habe.

Dr. Daubach, Psychologe: Was hat Sie in diesem Augenblick beunruhigt?

Patient: Es ist eine Krankheit, die ich für unheilbar hielt, und von der ich dachte, dass man sie nicht unter Kontrolle bekommt.

Dr. Daubach, Psychologe: Psychiatrische Erkrankungen sind schwer oder gar nicht behandelbar. Tatsächlich lautet so eine immer noch weit verbreitete Vorstellung. Wir führen dieses Interview auch, um diese Information zu vermitteln: Ja, psychiatrische Erkrankungen können erfolgreich behandelt werden.

Dr. Daubach, Psychologe: Und wie wurde die Nachricht in Ihrem Umfeld aufgenommen, von der Familie, Ihren Freunden, auch bei der Arbeit?

Patient: An meiner Arbeitsstelle weiß niemand, dass ich diese Krankheit habe. Sie wissen, dass ich Medikamente einnehmen muss. Ich habe ihnen gesagt, dass ich eine Depression habe, und mein Leben lang Medikamente nehmen muss, dass ich nicht mehr an meinem früheren Arbeitsplatz arbeiten kann, weil ich diese Tätigkeiten nicht mehr ausüben kann.

Die Familie weiß, welche Krankheit ich habe, dass es sich dabei um ein psychiatrisches Problem handelt. Vor allem die engsten Angehörigen wissen es, meine Cousins und Kusinen wissen es nicht. Vor allem meine Frau. Anfangs hat sie die Krankheit falsch gedeutet und machte sich Sorgen um mich.

Wie lässt sich eine stationäre Behandlung umgehen?

Dr. Daubach, Psychologe: Ich glaube zu wissen, dass Sie nach dem ersten Krankheitsausbruch weitere Akutphasen psychotischer Erkrankungen durchgemacht haben, aber Sie waren nicht immer in stationärer Behandlung. Können Sie uns sagen, wie Ihnen das gelungen ist, wenn ich die Frage so stellen darf?

Patient: Es gibt Phasen im Jahr, in denen ich anfälliger für die Krankheit bin. Mittlerweile weiß ich, dass ich zwischen September und Februar-März stärker gefährdet bin, krank zu werden.

Kann man erkennen, dass ein Arztbesuch erforderlich ist?

Dr. Daubach, Psychologe: Ist es Ihnen mit der Zeit auch leichter gefallen, sich an den Arzt zu wenden, wenn Sie gespürt haben, dass die Krankheit wieder ausbrechen könnte? Sodass der Arzt frühzeitig mit einer medikamentösen Therapie eingreifen konnte?

Patient: Ja, doch, wenn ich heute Symptome aufweise, werden sie vor allem von meiner Frau erkannt. Sie merkt, dass es mir nicht gut geht. Dann fragt sie mich: „Wie geht es dir? Solltest du nicht zum Arzt gehen?“ Das heißt, sie warnt mich jedes Mal, und in diesen Situationen muss ich tatsächlich zum Arzt gehen. Das zeigt sehr gut, wie wichtig es ist, dass das direkte Umfeld, über die Krankheit Bescheid weiß und bei Bedarf eingreifen kann. Mitunter erkennen die Angehörigen früher als der Patient selbst, dass sich sein Befinden verschlechtert. Ich als Patient erkenne es nicht sofort. Vor allem meine Frau erkennt es an meinem Verhalten im Alltag. Besonders dann, wenn ich mich zurückziehe, und wenig mit ihr rede. Dann muss ich eine Zeitlang andere Medikamente nehmen.

Dr. Daubach, Psychologe: Wie sieht Ihr Alltag mit Ihrer aktuellen Behandlung aus? Was können Sie uns darüber erzählen? Was sind ihre positiven Aspekte? Wie läuft es zurzeit?

Patient: Zurzeit läuft es gut. Es gelingt mir, den Tag zu bewältigen. In der Nacht schlafe ich gut. Man könnte sagen, es gelingt mir, stabil zu bleiben, ohne gestresst zu sein, und ich gehe zur Arbeit, in der Absicht, mein Bestes zu geben.

Ist es Ihnen gelungen, Ihre Arbeitsstelle zu behalten?

Patient: Ja, ich habe meine Arbeitsstelle behalten. Ich wurde neu eingestuft und bekam andere Aufgaben. So kann ich trotz meiner Krankheit arbeiten.

Dr. Daubach, Psychologe: Also ist es eine Aufgabe, die Sie zurzeit gut bewältigen können. Es ist wichtig zu wissen, dass man mit einer psychotischen Erkrankung tatsächlich seine Arbeitsstelle behalten und bei der Arbeit erfolgreich sein kann.

Patient: Ja, man kann erfolgreich sein, aber ich kann meine frühere Tätigkeit nicht mehr ausüben. Anfangs musste ich Kapseln schlucken, später hat sich das geändert, und ich habe einmal im Monat eine Spritze bekommen. Seitdem sich mein Zustand stabilisiert hat, bekomme ich die Spritze nur alle drei Monate, und das ist sehr angenehm.

Dr. Daubach, Psychologe: Also müssen Sie drei Monate lang überhaupt nicht an Medikamente denken, und lediglich den Termin für die nächste Spritze drei Monate später wahrnehmen.

Patient: Ja, genau. Mehrere Arzneimittel, die in der Psychosebehandlung eingesetzt werden, können auf diese Weise verabreicht werden, was für viele Menschen ein großer Vorteil ist, ja.

Beeinflusst die Krankheit unser Leben?

Dr. Daubach, Psychologe: Dürfte ich Sie bitten, nachdem nun etwa 10 Jahre vergangen sind, rückblickend zu schildern, inwieweit die Krankheit ihr Leben beeinflusst hat?

Patient: Ich betrachte das Leben Woche für Woche, Monat für Monat, Tag für Tag. Ich denke nicht langfristig. Ich habe nicht besonders viele Zukunftspläne, könnte man sagen.

Was wäre also Ihre Botschaft für Menschen, denen gerade eine Psychose diagnostiziert wurde?

Patient: Es handelt sich um eine psychotische Erkrankung. Vor allem kommt es darauf an, den Rat der Ärzte zu befolgen, und ebenso die Medikamente richtig einzunehmen und den Stimmen nicht zu viel Beachtung zu schenken.

Welche Therapieformen stehen zur Verfügung?

Patient: Man sollte mit den zuständigen Ärzten in Kontakt bleiben. Sie können zu jedem Zeitpunkt herausfinden, welche verschiedenen Therapieformen in Frage kommen. Es gibt Arzneimittel, die, wie gesagt, wichtig sind, aber das ist natürlich nicht alles. Manche Patienten besuchen Tageskliniken, andere nehmen an Selbsthilfe- oder Gesprächsgruppen teil. Man sollte sich nicht scheuen, sich Hilfe zu holen und Antworten zu suchen, zunächst bei einem Arzt.

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