Was ist ein Baby Blues?
Baby Blues bezeichnet einen besonderen emotionalen Zustand. Die „Symptome“ fallen von einer Frau zur anderen unterschiedlich aus, doch in der Regel leiden die jungen Mamas an Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit usw.
Der Zustand ist erschreckend, da er unerwartet und plötzlich eintritt, doch er muss Sie nicht beunruhigen. Es handelt sich weder um eine Krankheit noch um eine Depression.
Häufig tritt er um den dritten Tag nach der Geburt ein und verschwindet wenige Tage später wieder.
Nach einer Entbindung durchleben die meisten Frauen diese Phase (50 bis 80 % der jungen Mamas). Doch die Betroffenen sprechen immer noch zu wenig darüber, und diese Situation bleibt für die Mutter und ihr Umfeld beunruhigend.
Es kann sein, dass Sie sich traurig, verärgert, unverstanden fühlen. Mitunter brechen Sie ohne ersichtlichen Grund in Tränen aus. Sie fühlen sich allein. Nicht immer gelingt es Ihnen, gut zu schlafen. Und das, obwohl Sie die Geburt Ihres Kindes kaum erwarten konnten und sich so sehr darauf gefreut haben. Sie haben widersprüchliche und stark schwankende Gefühle. Diese Veränderungen können für Sie und Ihr Umfeld sehr belastend und beunruhigend sein.
Die Geburt Ihres Babys und die Entdeckung dieses kleinen Wesens bewirken einen echten Schock, der häufig unterschätzt wird. Die Begegnung mit Ihrem Baby ist ein sehr intimes und sehr persönliches Erlebnis. Sie kann sich problemlos und entspannt vollziehen, aber auch sehr befremdlich sein. Es ist der Beginn eines Abenteuers mit zahlreichen Facetten. Auch der Baby Blues kann dazu gehören.
Doch Sie sollten wissen, dass diese Überempfindlichkeit Sie in die Lage versetzt, der Gefühlswelt Ihres Babys so nahe wie möglich zu sein. Es ist, als befänden sich alle Ihre Sinne in Alarmbereitschaft, um die Bedürfnisse und Wahrnehmungen Ihres Babys zu erfassen. Diese Gefühle verunsichern und belasten Sie, aber andererseits helfen Sie Ihnen, auf Ihr Neugeborenes einzugehen und seinen Bedürfnissen gerecht zu werden.
Bei manchen Frauen ist dieser Zustand eindeutig erkennbar, während er bei anderen vollkommen unbemerkt verläuft. Er ist abhängig von Ihrer eigenen Geschichte, Ihrer Empfindlichkeit und von den bereits während der Schwangerschaft durchlebten Gefühlen. Er kann auch mit Ihrem Erschöpfungszustand, den körperlichen Umstellungen (Rückgang des Hormonspiegels) oder mit der Unterstützung / fehlenden Unterstützung durch Ihre Familienmitglieder zusammenhängen.
Wie sollte man darauf reagieren?
Wenn Sie von solchen Gefühlen geplagt werden, müssen Sie sich keine Sorgen machen. Lassen Sie die Gefühle kommen und gehen… Sie erinnern sich, es handelt sich um einen vorübergehenden Zustand!
Konzentrieren Sie sich nicht auf die negativen Gedanken, die Sie möglicherweise quälen und noch mehr beunruhigen, wie z. B.: „Ich erkenne mich nicht wieder. Wer bin ich?“ – „Alle anderen schaffen es, bloß ich nicht.“ – „Mein Partner versteht mich nicht, ich merke, dass ich ihm auf die Nerven gehe.“ – „Ich habe Angst, dass das nicht vorbei geht.“…
Scheuen Sie sich nicht, dem Pflegeteam während Ihres Aufenthalts mitzuteilen, was Sie durchmachen. Indem sie Ihnen zuhören und für Sie da sind, können die Pflegekräfte Ihnen eine große Stütze sein. Das Pflegeteam kann Sie auf die Möglichkeit einer Beratung durch eine unserer Psychologinnen hinweisen. Die Teilnahme an einer Gesprächsgruppe kann problemlos organisiert werden und ist in Ihrer medizinischen Versorgung inbegriffen.
Nach der Rückkehr nach Hause kann es sein, dass der Schock, der durch die Anwesenheit Ihres Babys ausgelöst wurde, immer noch deutlich spürbar ist. Wenn Sie das Bedürfnis oder den Wunsch haben, mit einer unserer Psychologinnen zu sprechen, können Sie sich weiterhin an sie wenden.
Wenn sich herausstellt, dass die Anzeichen anhalten oder sich verschlimmern, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu holen.
Ein paar Erfahrungsberichte
Eine verunsicherte Mama äußert sich folgendermaßen gegenüber der Hebamme, die sie in der Entbindungsklinik versorgt: „Ich verstehe nicht, warum ich heute traurig bin… Meinem Baby geht es gut, ich habe mich so sehr auf die Geburt gefreut… Und gestern war ich in Topform. Ich habe mehrere Freundinnen angerufen, um ihnen zu sagen, dass sie mich besuchen können. Heute habe ich Angst vor zu viel Besuch. Aber ich kann Ihnen doch nicht absagen?“
Ein beunruhigter Vater gesteht: „Meine Frau verhält sich merkwürdig, was geht in ihr vor? Normalerweise ist sie perfekt organisiert und sehr optimistisch.“
Eine Mutter erklärt: „Mein Partner versteht mich nicht, ich merke sehr wohl, dass ich ihm auf die Nerven gehe. Es wäre mir lieber, er käme heute Nachmittag nicht.“
Bei der Entlassung aus der Entbindungsklinik vertraut eine Mama der Psychologin Folgendes an: „Danke, dass Sie mir gestern zugehört haben, das war eine „Sturzflut“, ich habe selten so geweint. Heute fühle ich mich besser und bereit für die Rückkehr nach Hause. Wissen Sie, vor der Schwangerschaft hatte ich große Angst um die Gesundheit meines Babys. Jetzt bin ich beruhigt, aber ich vergesse es nicht, ich denke immer noch daran. Darf ich Sie nochmal anrufen, wenn ich in ein paar Tagen das Bedürfnis habe?“
Eine Mama erzählt der Hebamme Folgendes: „In einer Zeitschrift habe ich einen Artikel über den Baby Blues gelesen. Mein Mann auch. Gestern ging es mir nicht gut. Er sagte mir, dass das normal sei, dass wir davon gelesen haben… Er dachte wahrscheinlich, das würde mich beruhigen, aber wissen Sie, ich hatte einfach nur das Bedürfnis, ihm zu sagen, dass es mir nicht gut geht, ich wünschte mir, dass er mir zuhört. Er hatte keine Zeit. Er musste ein paar Dinge von zuhause holen und sich später um den Großen kümmern, der aus der Schule kam. Die Tage sind trotz allem ausgefüllt! Haben Sie schon einmal gehört, dass es sich bei anderen Paaren ebenso abspielt? Ich hatte den Eindruck, dass es bei manchen meiner Freundinnen völlig problemlos verlaufen ist, denn sie waren fröhlich und sagten, es wäre cool gewesen…“
Sie möchten mehr darüber erfahren?
- „Ich habe den Blues, ist das normal?“ – Artikel von Luc Roegiers, erschienen in Le Ligueur
- Baby Blues ist keine Depression von Sophie Marinopoulos
- Baby Blues: Auch Väter sind betroffen