Wie können „ICH-Botschaften“ eingesetzt werden?

Solche Botschaften helfen sowohl Eltern als auch Kindern, eine Konfliktsituation besser zu meistern.

Vorteile für die Eltern:

  • Sie machen sich bewusst, was gerade passiert ist.
  • Sie kontrollieren die eigenen Reaktionen.
  • Sie gewinnen Zeit.

Vorteile für das Kind:

  • Die Auswirkung seines eigenen Verhaltens auf andere wird transparent.
  • Es erlebt, dass nur sein Verhalten in Frage gestellt wird, nicht aber seine Person.
  • Es erhält die Möglichkeit, das unerwünschte Verhalten zu beenden, ohne dass es Konsequenzen gibt.

 

Aufbau der „Ich-Botschaft“

Wir empfehlen Ihnen:

  • die Situation zu beschreiben, ohne sie zu beurteilen
  • mit Argumenten zu belegen, warum ein solches Verhalten in diesem Augenblick unangemessen ist und inwiefern es Ihre Bedürfnisse missachtet
  • und, falls erforderlich, die Gefühle zu beschreiben, die Sie in einer solchen Situation empfinden

Es kommt nicht auf die Reihenfolge an, in der Sie diese Techniken anwenden. Wenn Sie Ihren eigenen Worten vertrauen, werden Sie sich unmissverständlich ausdrücken und Ihre Ziele erreichen.

 

Ein paar Beispiele:

Situation: Die Mutter eines vierjährigen Kindes unterhält sich in der Küche mit einer Nachbarin. Das Kind kommt und unterbricht das Gespräch andauernd.

„DU-Botschaft“: Jetzt reicht’s! Es ist immer das Gleiche, kannst du nicht ein einziges Mal allein spielen?

„ICH-Botschaft“: Du störst uns bei unserem Gespräch. Frau Müller hat nur zehn Minuten Zeit, und deshalb möchte ich in Ruhe mit ihr reden und nicht dauernd unterbrochen werden. Das läuft nicht.

 

 

Situation: Das fünfjährige Kind geht schlafen, ohne die im Flur verstreuten Legosteine aufgeräumt zu haben.

„DU-Botschaft“: Bist du verrückt geworden, oder was? Wenn sich jemand wehtut, bist du schuld daran.

„ICH-Botschaft“: Du hast vergessen, die Legosteine aufzuräumen. Der Hund könnte darauf treten und sich wehtun.

 

 

Situation: Das zweijährige Kind möchte nach draußen gehen. Die Mama erklärt, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Daraufhin beißt das Kind seiner Mutter in die Hand.

„DU-Botschaft“: Du bist unmöglich, das ist ja wohl der Gipfel. Wie kannst du es wagen, das wird immer schlimmer.

„ICH-Botschaft“: Oh, du hast mich gebissen. Das tut mir weh und macht mich traurig.

 

„Wer Grenzen setzt, läuft Gefahr, sich bei den Kindern nicht besonders beliebt zu machen, er riskiert Streit und Zorn. Und wie in vielen Bereichen des Erziehungswesens nimmt die Vorstellung, dass man von allen geliebt und geachtet werden müsste, in den Köpfen sehr viel Raum ein. Viele Eltern und Erzieher haben Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen. Darüber hinaus muss derjenige, der Grenzen setzt, sich über die Konsequenzen bei Übertretung der Grenzen den Kopf zerbrechen. Das ist anstrengend und erfordert Mut und Selbstbewusstsein…“ (Jan-Uwe Rogge)

„Erziehung bedeutet Reibung, Konflikt und Harmonie, Nähe und Auseinandersetzung. Reibung erzeugt Wärme, ohne Reibung bleibt es kalt. Erziehung bedeutet Wärme, deshalb kommt sie nicht ohne Reibung aus.“ (Jan-Uwe Rogge)