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Definition des Schmerzes

Die Internationale Gesellschaft für die Erforschung des Schmerzes (International Association for the Study of Pain, IASP) definiert Schmerz als „ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das die Reaktion auf eine tatsächliche oder potenzielle Gewebeschädigung darstellt oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache.“

 

Zwei wesentliche Komponenten eines Menschen, nämlich die emotionale Funktion und der Körper, sind in diesem Sinne vom Schmerz betroffen und kommen darin zum Ausdruck.

Drei wichtige Schmerzarten sind zu unterscheiden:

  • Der akute Schmerz: Er entsteht entweder durch eine Gewebeschädigung, also eine Verletzung, oder durch die Überdehnung eines inneren Organs. Häufig wird er von neurovegetativen Symptomen, wie Beschleunigung der Herzfrequenz oder Erhöhung des Blutdrucks begleitet, und Angstgefühle können ebenfalls damit verbunden sein. Es handelt sich um ein Alarmzeichen, dessen Ziel darin besteht, den Organismus über eine Bedrohung zu informieren.
  • Der chronische Schmerz: Bezeichnung für einen Schmerz, der über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten anhält oder nachwirkt und mit einer beeinträchtigten Funktionsfähigkeit des Patienten verbunden ist. In diesem Fall verliert der Schmerz seine Bedeutung als Alarmsignal und wird zu einem eigenständigen „Schmerzsyndrom“.
  • Der Behandlungsschmerz: Dabei handelt es sich um den Schmerz, der durch die am Patienten durchgeführten Behandlungsmaßnahmen ausgelöst wird, wie z. B. das Verbinden einer Wunde oder die Entnahme von Blutproben…

 

Es ist wichtig zu wissen, dass mehr als drei Viertel der über 75-jährigen Patienten über mindestens einen Schmerz klagen.

 

Besonderheiten des Schmerzes beim alten Menschen:

Beim alten Menschen gibt es ein paar Besonderheiten, vor allem:

  • Geringere Äußerung von üblicherweise starken Schmerzen: Peritonitis, Herzinfarkt
  • Zunahme schmerzhafter chronischer Erkrankungen: Arthrose, Arteriitis, Dekubitus…
  • Verharmlosung und Resignation gegenüber dem Schmerz aufgrund „falscher Vorstellungen“: „Es ist normal, dass man Schmerzen hat, wenn man alt ist.“ oder „Die Schmerzwahrnehmung nimmt mit dem Alter ab…“
  • Altersspezifische Arten der Schmerzäußerung: Verzweiflung, akutes Verwirrtheitssyndrom, Depression, Aggressivität oder im Gegensatz dazu Rückzug in sich selbst…

 

Hauptursachen des Schmerzes beim alten Menschen:

  • Bei 50 – 80 % handelt es sich um Knochen- und Gelenkschmerzen: Arthrose, Unfallfolgen / Sturz
  • Bei 10 bis 25 % handelt es sich um neurologische Schmerzen: Neuropathien, Folgeschädigungen eines Schlaganfalls, Nervenkompressionen…
  • Bei 6 bis 20 % handelt es sich um Gefäßschmerzen: Ulcus, akute Ischämie, Gangrän…
  • Bei 4 bis 25 % handelt es sich um Viszeralschmerzen: Lunge, Herz, Harnwege…

 

Welche Schmerzarten sind anzutreffen?

Vorwiegend sind drei unterschiedliche Schmerzarten anzutreffen:

  • Der Nozizeptorenschmerz entsteht durch Stimulierung der peripheren Schmerzrezeptoren, die man als Nozizeptoren bezeichnet. Diese Schmerzart kann beispielsweise durch Arthrose ausgelöst werden, sie kann aber auch bei schwerwiegenderen Erkrankungen, wie z. B. Krebs, auftreten.
  • Der neuropathische Schmerz ist die Reaktion auf eine Läsion oder Erkrankung des Nervensystems, die beispielsweise infolge eines Schlaganfalls oder einer Schädigung der Nerven durch Diabetes zustande kommt. Er äußert sich durch Empfindungen, die mit Stromschlägen vergleichbar sind, oder durch Brennen, und wird häufig von nicht-schmerzhaften Sinneswahrnehmungen (Taubheitsgefühl, Juckreiz…) begleitet. Der neuropathische Schmerz kann zusammen mit Nozizeptorenschmerzen auftreten. Dieses Phänomen wird als gemischter Schmerz bezeichnet.
  • Der dysfunktionale Schmerz entsteht durch eine Fehlfunktion der Kontrollmechanismen des Schmerzes. Dieser Vorgang ist vermutlich an der Entstehung der Fibromyalgie oder bestimmter Arten von Kopfschmerzen beteiligt.

 

Schmerzfolgen beim alten Menschen:

Bei alten Menschen können Schmerzen gravierende Folgen haben:

  • Depression, Schlafstörungen und Anorexie bis zur Unterernährung können sehr schnell auftreten.
  • Oft entsteht daraus ein Verlust an Selbstständigkeit, der zu Bewegungsmangel führt, was sich ungünstig auf die Funktion des Verdauungssystems, der Lunge, des Herz-Kreislauf-Systems und der Haut auswirkt und wiederum Schmerzen verursachen kann!
  • Mitunter kommt es zu einem Verlust an Lebensfreude, der schnell katastrophale Folgen haben kann…

Darüber hinaus müssen die Auswirkungen auf das Umfeld des Patienten berücksichtigt werden, die sowohl seine Familie (z. B. Leiden, Aggressivität, Bitte um Sterbehilfe) als auch die Pflegekräfte (Überforderung oder Schuldgefühle) betreffen.