Was bewirkt ein Gerinnungshemmer (Antikoagulans)?

Er verflüssigt das Blut, d. h. er verhindert eine zu schnelle Blutgerinnung. Im Blut wirken zwei entgegengesetzte Mechanismen: Der eine fördert die Blutgerinnselbildung und wird aktiviert, wenn es zu einer Verletzung kommt. Der andere hemmt die Gerinnungsneigung, sodass sich das Gerinnsel nicht vergrößert. Die Blutgerinnung ist eine Interaktion bestimmter Proteine, die von der Leber hergestellt werden, mit Blutbestandteilen, die man als Thrombozyten bezeichnet. In diesen Vorgang greift der Gerinnungshemmer ein und verschiebt das Gleichgewicht ein wenig zugunsten der Beseitigung der Blutgerinnsel.

Bei welchen Patienten ist eine solche Behandlung indiziert?

Es folgt eine Aufzählung von Situationen, in denen dieses Arzneimittel eingesetzt werden kann:

  • Blutgerinnsel in den Venen oder Arterien (Thrombophlebitis, Lungenembolie, Emboli in den Beinarterien) oder im Herzen.
  • Herzklappenersatz
  • Herzrhythmusstörungen: Vorhofflimmern (VHF)
  • Schlaganfall

Was bedeuten die Begriffe Quick-Wert oder INR?

Dabei handelt es sich um Bluttests zur Messung der Wirkung des Gerinnungshemmers im Blut. Die INR sollte bevorzugt werden, weil sie präziser ist.

Da es erhebliche individuelle Schwankungen gibt, muss mithilfe des Tests (INR) für jeden einzelnen Patienten die wirksame Dosis bestimmt werden.

Welche INR sollten Sie erzielen?

Das hängt davon ab, aus welchem Grund Sie den Gerinnungshemmer einnehmen müssen. In den meisten Fällen sollte die INR zwischen 2 und 3,5 liegen.

Wie häufig müssen Sie sich einem Bluttest unterziehen?

Der Gerinnungshemmer übt eine Langzeitwirkung aus (über einen Zeitraum von 24 bis 48 Stunden). Regelmäßige Kontrollen gemäß der Verordnung des Hausarztes oder Kardiologen werden empfohlen.

Am Tag der Untersuchung müssen Sie mit Ihrem Arzt (Hausarzt oder Kardiologe) sprechen, damit er Ihnen das Behandlungsschema bis zum nächsten INR-Test erläutern kann.

Welche Nebenwirkungen gibt es?

Die auffälligste Nebenwirkung ist das erhöhte Blutungsrisiko. Es kann durch eine sorgfältige Überwachung der INR verringert werden. Ab einer INR über 4 besteht ein erhebliches Blutungsrisiko!

In diesem Fall müssen Sie den Gerinnungshemmer absetzen und unverzüglich Ihren Arzt verständigen.

Die häufigsten Nebenwirkungen bei Einnahme eines Gerinnungshemmers 

  • heftige Blutungen
  • allergische Reaktionen
  • Haarausfall
  • Blutergüsse (Hämatome)

Wenn Nebenwirkungen auftreten, sollten Sie Ihren Arzt verständigen.

Bei welchen Arten von Blutungen besteht Anlass zur Beunruhigung?

Jede ungeklärte Blutung erfordert sofortiges Handeln. Dazu gehören insbesondere:

  • Blutungen aus Verletzungen oder aus der Nase, die nicht von selbst aufhören
  • schwarzes oder bluthaltiges Sputum
  • bluthaltiger oder schwarzer Stuhl
  • ein sich vergrößernder blauer Fleck oder auffallend viele blaue Flecken
  • auffallend heftiges Zahnfleischbluten während der Zahnpflege
  • bluthaltiger Urin
  • auffällige und ungewöhnlich heftige Vaginalblutungen
  • anhaltende Kopfschmerzen oder heftige Schwindelanfälle
  • auffällige Abgeschlagenheit (Anämie)

Kann es zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen?

Gerinnungshemmer weisen zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auf.

Wenden Sie nie ein Arzneimittel ohne vorherige Rücksprache mit Ihrem Arzt an.

Folgende Arzneimittel sind potenziell gefährlich, weil sie auf anderen Ebenen in die Blutgerinnung eingreifen: Erhebliches Blutungsrisiko

  • Aspirin
  • Ticlopidin (Tyklid®)
  • Nicht-steroidale Entzündungshemmer: Voltaren®, Naproxen®, Indocid®, usw.

Welche sonstigen Vorsichtsmaßnahmen sollten Sie ergreifen?

Aufgrund des Hämatomrisikos dürfen Sie keine intramuskulären Injektionen erhalten.

Meiden Sie Situationen mit erhöhter Verletzungsgefahr (Kampfsport, Verwendung von Schneidwerkzeugen usw.)

Zu welcher Tageszeit sollten Sie den Gerinnungshemmer einnehmen?

Wir empfehlen eine Einnahme am Abend, damit Ihnen am Tag des INR-Tests vor der Einnahme des Tages die neue Dosis mitgeteilt werden kann.

Was muss in der Schwangerschaft beachtet werden?

Der Gerinnungshemmer muss abgesetzt werden, da er Fehlbildungen des Fötus bewirken kann. Sie müssen Ihren Arzt umgehend über Ihre Schwangerschaft in Kenntnis setzen, damit er Ihnen gegebenenfalls ein anderes Arzneimittel verordnen kann.

Was ist zu tun, wenn Sie eine Einnahme vergessen haben?

Wenn seit der regulären Einnahmezeit weniger als zwölf Stunden vergangen sind, können Sie die vergessene Einnahme immer noch nachholen. Andernfalls lassen Sie diese Einnahme ausfallen und setzen Sie die Behandlung fort wie gewohnt. Melden Sie die vergessene Einnahme beim nächsten Termin dem Arzt oder seinem Sekretariat.

Wie lange müssen Sie den Gerinnungshemmer einnehmen?

Das hängt von der Indikation ab. Mitunter genügt eine Behandlung über einige Wochen, während das Arzneimittel in anderen Fällen lebenslang angewandt werden muss.

Was gilt es zu beachten, wenn Sie einen Zahnarzttermin haben oder sich einem medizinischen oder chirurgischen Eingriff unterziehen müssen?

Sie müssen Ihrem Zahnarzt oder Arzt immer mitteilen, dass Sie mit Sintrom oder Marcumar behandelt werden. Wenn die Wirkung des Gerinnungshemmers aufgrund des Eingriffs aufgehoben werden soll, genügt es, ihn drei Tage vorher abzusetzen. Mitunter ist es erforderlich, diese Phase mit anderen Gerinnungshemmern zu überbrücken (Heparin usw.).

Wie können Sie die Behandlung selbst überwachen?

Besorgen Sie sich einen Kalender oder ein Tagebuch, indem Sie Folgendes notieren:

  • das Ergebnis des INR-Tests am selben Tag
  • das Datum des nächsten Tests
  • die Dosis für jeden Tag
  • Kennzeichnen Sie die bereits erfolgten Einnahmen durch einen Kreis.

 

Ernährungsbezogene Vorsichtsmaßnahmen bei einer Behandlung mit Gerinnungshemmern

Eine hohe Vitamin-K-Zufuhr kann den Mechanismus des Gerinnungshemmers verändern, d. h. je höher die Vitamin-K-Zufuhr ist, desto stärker wird die Wirkung des Gerinnungshemmers gedämpft.

Wenn Sie sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, müssen Sie Ihren Speiseplan nicht eigens anpassen.

In der nachfolgenden Tabelle finden Sie die Lebensmittel mit dem höchsten Vitamin-K-Gehalt pro 100 Gramm.

Verteilen Sie diese Lebensmittel gleichmäßig und in geringen Mengen auf ihren Speiseplan, um die Wirkung des Arzneimittels nicht zu beeinträchtigen. Achten Sie immer darauf, den Vitamin-K-Gehalt des Lebensmittels auf die tatsächlich aufgenommene Menge hochzurechnen.

Diät

Alle Änderungen Ihres Speiseplans, z. B. bestimmte Einschränkungen in der Ernährung, können die Antikoagulation aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb wird empfohlen, ohne ärztliche Zustimmung keine Diät zu beginnen.

Auswirkungen von Alkohol

Alkohol kann die Wirkung der Gerinnungshemmer auf gefährliche Art verändern, da er den Mechanismus des Arzneimittels verstärkt. Jeder übermäßige Genuss ist deshalb zu vermeiden.

Um weitere ernährungsbezogene Informationen zu erhalten, können Sie sich jederzeit an folgende Ansprechpartner wenden:

Abteilung Ernährungstherapie Hôpital Kirchberg:

Tel. 2468-3500 / 3501