LIH-Studie entdeckt Risikofaktoren des Darmmikrobioms zur Vorhersage von Krankheiten
In einer bahnbrechenden Studie hat die Forschungsgruppe Ernährung, Mikrobiom & Immunität der LIH-Abteilung für Infektion und Immunität (DII) die komplexe Beziehung zwischen dem Darmmikrobiom und der neurodegenerativen Krankheit Multiple Sklerose (MS) aufgeklärt. Die neue Studie zeigt, dass bestimmte Faktoren des Darmmikrobioms die Anfälligkeit und das Fortschreiten dieser schwächenden Autoimmunerkrankung vorhersagen könnten. Die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Microbiology veröffentlichte Studie identifiziert mikrobielle „Risikofaktoren“ oder „Biomarker“ zur Vorhersage der Entwicklung und des Schweregrads von MS, was wichtige Auswirkungen auf die Diagnose und Behandlung der Krankheit hat.
Die Identifizierung von Parametern, die zur Vorhersage des MS-Erkrankungsrisikos herangezogen werden können, ist ein wichtiger Forschungsbereich, da nur wenig über die potenziellen Risikoprädiktoren bekannt ist. In jüngster Zeit wurde das Darmmikrobiom mit neurodegenerativen Erkrankungen in Verbindung gebracht, wobei bei MS-Patienten im Vergleich zu gesunden Personen erhebliche Unterschiede in seiner Zusammensetzung festgestellt wurden. Die kausale und funktionelle Rolle spezifischer mikrobieller Risikofaktoren für den Ausbruch der Krankheit ist jedoch nach wie vor nicht klar.
Um festzustellen, ob die Zusammensetzung des Darmmikrobioms eine Vorhersage über die Anfälligkeit oder das Fortschreiten von MS zulässt, hat das Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Mahesh Desai vom LIH ein präklinisches MS-Modell, die experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis (EAE), verwendet, um die mit dem Darmmikrobiom verbundenen funktionellen Reaktionen sowie die Auswirkungen des Darmmikrobioms auf das Wirtsimmunsystem zu untersuchen.
Durch den Einsatz eines präklinischen MS-Modells bei Mäusen mit unterschiedlichem genetischen Hintergrund und unterschiedlicher komplexer Mikrobiota beleuchteten die Forscher die doppelte Rolle eines bestimmten Bakteriums, nämlich Akkermansia muciniphila, dessen Häufigkeit in mehreren MS-Kohorten in verschiedenen Teilen der Welt positiv mit der Erkrankung bei MS-Patienten korreliert wurde. In der vorliegenden Studie untersuchte das Team die kausale Rolle dieses Bakteriums und stellte fest, dass es bei Mäusen mit einer bestimmten Zusammensetzung des Mikrobioms mit einer weniger schweren Krankheitsentwicklung verbunden ist, aber auch mit einer erhöhten Krankheitsschwere in Gegenwart anderer Bakterien.