Der Geburtsplan ist in unserem Land ein relativ neuer Ansatz, der von werdenden Eltern noch kaum genutzt wird.

 

Was ist ein Geburtsplan?

Der Geburtsplan ist eine Beschreibung Ihrer Wünsche in Bezug auf die Wehenphase, die Entbindung, die Ankunft des Neugeborenen und den Aufenthalt in der Entbindungsklinik.
Abgesehen von der Erstellung eines Dokuments geht es vor allem um die „Vergegenwärtigung der Geburt“, um die persönliche Auseinandersetzung damit, den Austausch mit dem Partner und insbesondere um das vertrauensvolle Gespräch mit Ihrem Arzt und den Mitgliedern des Fachkräfteteams, die Sie versorgen werden.

Die aktive Mitwirkung an der Entbindung und bei der Geburt des Kindes ist der Sinn dieses Ansatzes.

Das Ziel besteht darin, Ihre Wünsche mit ihrer persönlichen Situation, den Kapazitäten der Fachkräfte und den Leistungen der Einrichtung bestmöglich in Einklang zu bringen.

 

Die verschiedenen Schritte bei der Erstellung des Geburtsplans

  1. Information und Dialog

Der erste Schritt vor der „Vergegenwärtigung der Entbindung“ besteht darin, sich direkt beim zuständigen Arzt und bei den Teams der Entbindungsklinik zu informieren. Ein umfassenderes Wissen über die Veränderungen Ihres Körpers, die verschiedenen Wehen- und Entbindungsphasen ermöglicht Ihnen, herauszufinden, was für Sie am stimmigsten ist, insbesondere mit dem Ziel, Ihre Ängste und Befürchtungen zu verringern.

  • Ihr Arzt ist einer der wichtigsten Ansprechpartner während der Schwangerschaft. Deshalb kann er Sie bei Ihrer Auseinandersetzung begleiten, indem er Ihnen seine medizinischen Methoden/Vorgehensweisen erklärt.
  • Das pränatale Vorgespräch, das um die 24. Schwangerschaftswoche stattfindet, dient dem persönlichen Kennenlernen einer Hebamme. Sein Ziel besteht in der frühzeitigen Vorbereitung Ihrer Versorgung in der Klinik.
  • Die Geburtsvorbereitungskurse bei einer Hebamme bieten ebenfalls einen sehr hilfreichen, dialogorientierten Gesprächsrahmen, der zum besseren Verständnis der verschiedenen Schwangerschaftsphasen und Geburtsmechanismen beiträgt und Ihnen eine Vorstellung von Ihrem zukünftigen Leben mit Baby vermittelt.
  • Der Termin beim Pflegeteam in der 36. Woche stellt eine zusätzliche Gelegenheit dar, den Geburtsplan bearbeiten.

Nach diesen Gesprächen mit den medizinischen Fachkräften können Sie auf der Grundlage konkreter Anhaltspunkte Entscheidungen treffen. Der Geburtsplan erschöpft sich nicht in einer bloßen Wunschliste aus Sätzen, die mit „Ich will“ und „Ich will nicht“ beginnen. Er ist das Ergebnis einer Reflexion, eines Austauschs mit den Personen, die Sie während und nach Ihrer Entbindung begleiten werden.

 

  1. Erstellen Ihres Geburtsplans

Ihre Wünsche bzw. Vorbehalte in Bezug auf Ihre gesamte Schwangerschaft und Versorgung in der Klinik werden in diesem Schritt in einem Dokument festgehalten. Es stellt das Ergebnis des Gesprächs zwischen Ihnen und den Teams dar. Es ist nicht verpflichtend, aber oftmals hilfreich, da es Ihnen das Ausdrücken Ihrer Erwartungen erleichtert, Ihnen die aktive Mitwirkung an Ihrer Schwangerschaft und den Austausch mit den Fachkräften ermöglicht.

Dieser Austausch kann Ihnen helfen, eine traumatisierende Erfahrung oder eine tief sitzende Angst in Worte zu fassen. Wenn das Team darüber Bescheid weiß, passt es seine Vorgehensweise an die Umstände an.

Zur Veranschaulichung zitieren wir folgenden Aspekt aus dem Geburtsplan einer Mutter:

„Ich möchte nach der Geburt nicht von meinem Baby getrennt werden.“ Dabei handelt es sich um einen Wunsch innerhalb des Geburtsplanes, der dieser Mutter sehr viel bedeutet.
Die Strategie der Entbindungsklinik besteht darin, die Beziehung zwischen Mutter und Baby durch den Hautkontakt zu stärken. Dennoch hat diese Mutter betont, dass sie ihr Baby in ihrer Nähe behalten möchte.

Beim späteren Gespräch vertraute sie dem interdisziplinären Team an, dass sie bei ihrer eigenen Geburt von ihrer Mutter getrennt worden sei und dass diese oft davon gesprochen und sehr darunter gelitten habe. Sie hatte Angst, dasselbe zu erleben, und deshalb wollte sie ihr Baby so oft wie möglich bei sich haben.

Diese Information wurde ihrem Geburtsplan hinzugefügt und hat diesem Wunsch Sinn verliehen.

In anderen Situationen fällt es mitunter leichter, seine Ängste und Sorgen aufzuschreiben, als sie auszusprechen. Deshalb haben Sie die Möglichkeit, Ihre Befürchtungen, Zweifel, Fragen und Wünsche zu Papier zu bringen.

Der Geburtsplan entsteht aus der gemeinsamen Reflexion des Elternpaares und der Teammitglieder.

 

  1. Anpassung

Ein Geburtsplan bedeutet nicht nur, Wünsche auszudrücken, sondern auch zu akzeptieren, dass diese auf Grenzen treffen. Selbstverständlich kann der Geburtsplan während Ihrer Schwangerschaft, Ihrer Wehentätigkeit oder nach Ihrer Entbindung jederzeit geändert werden. Er ist nicht in Stein gemeißelt, sondern es handelt sich um einen veränderbaren Plan, der an die Anforderungen der tatsächlichen Situation und der medizinischen, organisatorischen und sicherheitsrelevanten Umstände angepasst werden kann.

Als echtes Kommunikationsinstrument zwischen den Eltern, den Geburtshelfern und Hebammen kann der Geburtsplan vor, während, aber auch nach der Geburt bearbeitet werden. Letzteres gilt umso mehr, wenn die Geburt anders verlaufen ist, als Sie es sich gewünscht haben.

Scheuen Sie sich nicht, nachträglich darauf zurückzukommen.

Der Geburtsplan:

  • ist kein Vertrag und besitzt keine Rechtskraft
  • ist keine Garantie für eine ideale Entbindung
  • ist keine Liste aus Sätzen, die mit „Ich will“ und „Ich will nicht“ beginnen
  • ist nicht ausschließlich den sogenannten „sanften Geburten“ vorbehalten
  • ist nicht gleichbedeutend mit einer nicht-assistierten Entbindung

Dieser Plan „ist eine Absichtserklärung oder eine schriftlich festgehaltene Reflexion. Es handelt sich um ein dynamisches Instrument, das den Ausdruck persönlicher oder gemeinsamer Vorstellungen ermöglicht und den Dialog zwischen den Beteiligten fördert.“

Zusammenfassend können wir den Geburtsplan folgendermaßen umschreiben: Er ist das Ergebnis einer Auseinandersetzung, eine Erfassung von Wünschen und Vorstellungen und dient als Grundlage des Dialogs zwischen Ihnen als werdende Eltern und den medizinischen Fachkräften, die Sie vor, während und nach der Geburt begleiten.