Die Entbindung, die körperliche Trennung von Ihrem Baby (Gebären ist gleichbedeutend mit einer ersten Trennung), seine Geburt und die Entdeckung dieses kleinen Wesens bewirken einen echten Schock, der häufig unterschätzt wird.

Es ist ähnlich wie mit dem emotionalen Zustand während der Schwangerschaft, der in der üblichen Vorstellung auf das reine Glücksgefühl reduziert wird, während er in Wirklichkeit, wie wir gesehen haben, sehr viel komplexer ist.

Die Begegnung mit Ihrem Baby ist in der Tat ein sehr intimes und sehr persönliches Erlebnis. Sie kann sich problemlos und entspannt vollziehen, aber auch sehr befremdlich sein.

Ihr Baby kann Ihnen vertraut erscheinen, aber es kann ihnen auch fremd vorkommen, denn in ihren Armen liegt eine ganz bestimmte Person, die vielleicht anders ist als das Baby, das Sie sich vorgestellt haben. Dieses Gefühl kann durch seine körperlichen Merkmale oder durch seine Verhaltensweisen ausgelöst werden, oder auch durch ihre eigenen Reaktionen (beispielsweise, weil es Sie an jemand Bestimmten erinnert oder weil es im Gegensatz dazu niemandem von Ihren Verwandten ähnlich sieht).

Die Überempfindlichkeit, die sich wahrscheinlich schon während der Schwangerschaft bemerkbar gemacht hat, besteht weiter.

Sie ist unverzichtbar, weil sie Sie in die Lage versetzt, der Gefühlswelt Ihres Babys so nahe wie möglich zu sein. Dabei handelt es sich, wie bereits oben erläutert, um ein Phänomen, das man als „primäre Mütterlichkeit“ bezeichnet. Es ist, als befänden sich alle Ihre Sinne in Alarmbereitschaft, um alle vom Baby ausgesendeten Signale zu verstehen und mit äußerster Genauigkeit zu interpretieren.

Eine unverzichtbare Überempfindlichkeit also, die Sie andererseits nervöser, reizbarer, verletzlicher oder sogar traurig machen kann, ohne, dass Sie sich über die Ursache im Klaren sind, weil sie letztlich mit der Mutterschaft zusammenhängt und größtenteils unbewusst ist.

Wir laden Sie ein, unser Merkblatt über den „Baby Blues“ (und die postnatale Depression) zu lesen, um ausführlichere Informationen zu erhalten.

Eine weitere Besonderheit des psychischen Zustands in Verbindung mit der Schwangerschaft, der Geburt und der Mutterschaft besteht darin, dass das Muttergefühl nicht eindimensional ist, d. h., die Mutter kann gegenüber Ihrem Kind positive Gefühle empfinden (Liebe, Verzückung) und zugleich das Gegenteil (Ablehnung, Hass). M. Benhaim (Psychoanalytiker) bezeichnet diesen Zustand als „mütterliche Ambivalenz“.

Es handelt sich nicht um Zweifel oder Unentschlossenheit, sondern vielmehr um einen neuen Zustand, der mit der Mutterschaft einhergeht. Dieses Phänomen kann sich als konstruktiv erweisen.

Die Augenblicke der Unterstützung, der Begegnung, der Liebe, aber auch die Momente des Konflikts, des Mangels, der Distanz helfen Mutter und Kind, sich in ihrer Beziehung zu entwickeln. Sie dienen der Reifung und dem Aufbau einer gesunden Mutter-Kind-Beziehung.

Was für ein komplexer Prozess! Selbst wenn nicht alle diese Aspekte immer bewusst wahrnehmbar sind, kann sich dieses Phänomen durch bestimmte Emotionen äußern.

Die umfassende Information über das möglicherweise Bevorstehende hilft, gegenüber sich selbst und den anderen (Partner, Baby, ältere Geschwister, Großeltern) mehr Aufmerksamkeit und Toleranz zu üben.

Fachleute an Ihrer Seite

Wenn Sie weitere Fragen haben oder über Ihre Erfahrungen reden möchten, können Sie sich an Ihren Gynäkologen, Ihre Hebamme oder eine Hebamme der Klinik, eine Psychologin oder auch an einen Psychiater wenden. Scheuen Sie sich nicht, einen von Ihnen anzusprechen!