Rolle der medikamentösen Psychosebehandlung

Antipsychotika spielen eine zentrale Rolle in der Behandlung der verschiedenen Psychosearten. Früher wurden sie als Neuroleptika bezeichnet. Die heute eingesetzten atypischen Antipsychotika der zweiten Generation haben die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten Neuroleptika der ersten Generation allmählich ersetzt. Diese Arzneimittel heilen die Psychose nicht. Doch sie können auf alle Symptome der psychotischen Zustände einwirken: Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Unruhe, Angstzustände, Misstrauen, Denkstörungen, befremdliche Verhaltensweisen, zielloses Handeln usw.
Sie behandeln den Ausbruch der Erkrankung, d. h. ihre Akutphasen, und eine längerfristige Einnahme ist entscheidend für die Rückfallprävention. Jedes Arzneimittel besitzt ein eigenes Wirkungsprofil.

Unter Berücksichtigung der individuellen Symptome jedes einzelnen Psychose-Patienten können verschiedene Arzneimittelgruppen verordnet werden.

Atypische Antipsychotika:

  • Ihre Wirkung setzt nicht unmittelbar ein. Häufig dauert es einige Tage oder sogar einige Wochen, bis die ersten Wirkungen erkennbar werden.
  • Mitunter müssen mehrere Präparate verordnet werden, bis das am besten geeignete Arzneimittel gefunden wird.
  • Sie wirken beruhigend, und bei höherer Dosierung einschlaffördernd.
  • Ein Abhängigkeitsrisiko besteht nicht.
  • Die Einnahmedauer hängt von der klinischen Entwicklung der aktuellen Akutphase ab, sowie von der Anzahl der psychotischen Phasen, die der Patient bereits erlebt hat.
  • Diese Behandlung darf unter keinen Umständen abrupt abgebrochen werden. Sie wird mit dem Einverständnis des Arztes schrittweise verringert, eventuell bis zur vollständigen Absetzung des Präparats.
  • Antidepressiva: Sie lindern die depressiven Symptome.

Anxiolytika:

  • Sie lindern Angstzustände.

Phasenprophylaktika:

  • Sie wirken stabilisierend auf die Stimmung ein, sodass Stimmungsschwankungen verringert werden.

Hypnotika:

  • Sie fördern den Schlaf.

Um die Erkrankung wirksam zu behandeln, muss die medikamentöse Therapie mit Psychotherapie und verschiedenen psychosozialen Ansätzen kombiniert werden.

Die Wirkweise der atypischen Antipsychotika

Atypische Antipsychotika hemmen die zerebralen Neurotransmitter, vor allem Dopamin, das insbesondere in der Akutphase der Psychose übermäßig ausgeschüttet wird.

Unerwünschte Wirkungen oder Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen der heute eingesetzten atypischen Antipsychotika sind seltener und weniger belastend als jene, die von den Neuroleptika der ersten Generation ausgelöst wurden. Dennoch sind sie immer noch sehr zahlreich. Sie dürfen unter keinen Umständen unterschätzt werden. Dasselbe Arzneimittel in derselben Dosierung kann von einem Patienten zum anderen unterschiedliche Nebenwirkungen auslösen.

Zu erwähnen sind vor allem folgende Nebenwirkungen :

  • Neurologische Symptome (Akathisie: ständiges Bedürfnis, die Beine zu bewegen, Parkinsonismus: Zittern und Muskelsteifheit, Zungenprotrusion, Blickkrämpfe usw.)
  • Kognitive Symptome (Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, psychische Verlangsamung usw.)
  • Allgemeine Symptome (Mundtrockenheit, Verschwommensehen, Schläfrigkeit, Schwindelanfälle, niedriger Blutdruck, Gewichtszunahme, Störung des Kohlenhydratstoffwechsels, Verstopfung usw.)
  • Sexuelle Symptome (verminderte Libido, Erektionsstörungen usw.)
  • Manche Nebenwirkungen ähneln den Krankheitssymptomen: Antriebslosigkeit, Energiemangel, Verlust des Interesses an den Alltagsaktivitäten.Die Nebenwirkungen fallen den Arzneimitteln entsprechend unterschiedlich aus. Nahezu alle Nebenwirkungen sind reversibel und können in der Regel entweder durch andere Arzneimittel, durch Sport oder Umstellung der Ernährung oder durch eine Anpassung der aktuellen Behandlung beseitigt werden. In jedem Fall muss der Patient zusammen mit seinem Arzt die Vor- und Nachteile der einzelnen Arzneimittel abwägen, um das wirksamste Präparat mit den wenigsten Nebenwirkungen auszuwählen. Doch unter keinen Umständen darf das Auftreten von Nebenwirkungen den Patienten dazu veranlassen, seine Behandlung eigenmächtig abzubrechen. Wenn die medikamentöse Behandlung ohne Rücksprache mit dem Arzt abgebrochen wird, ist das Risiko einer Verschlimmerung der Erkrankung und eines Rückfalls erheblich.

Die verschiedenen Verabreichungswege

Die Arzneimittel gegen Psychose sind in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Es kann sich um Tropfen, Tabletten oder Spritzen handeln. Doch unabhängig von der Darreichungsform ist das Präparat dasselbe und weist dieselbe Wirksamkeit auf, sofern es durchgängig eingenommen wird.

Mehrere Arzneimittel gegen Psychose können in Retardform verabreicht werden. Sie kommen meistens in der Erhaltungstherapie zum Einsatz. Dabei erhält der Patient alle 14 Tage, einmal im Monat oder sogar nur alle drei Monate eine intramuskuläre Injektion. Diese Verabreichungsart gewährleistet eine anhaltende Wirkung über mehrere Wochen/Monate und erspart den Patienten von der täglichen Einnahme seines Arzneimittels. Darüber hinaus beruhigt sie die Angehörigen, die wissen, dass das Arzneimittel unabhängig von der Stimmung oder Verfassung des Betroffenen eingenommen wird.