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Video: Diabetes (barrierefreie Version)

Einführung

Guten Tag, ich bin Dr. Robert Wirion und als Diabetologe in den Hôpitaux Robert Schuman tätig.

Das Thema des Weltdiabetestages 2017 lautete „Frauen und Diabetes“. Weshalb ist es wichtig, sich mit diesem Thema zu befassen, und weshalb gilt Frauen mit Diabetes eine besondere Aufmerksamkeit ?

Ihnen gilt eine besondere Aufmerksamkeit, weil einerseits der Diabetes ihr Sexualleben beeinflusst, während sich andererseits das Sexualleben auf den Diabetes auswirkt. Beispielsweise kann die Erkrankung während der Schwangerschaft auftreten, dann spricht man von Schwangerschaftsdiabetes. Das bedeutet, dass die Schwangerschaft an sich eine Diabeteserkrankung begünstigen kann. Und umgekehrt kann der Diabetes die Zukunft des Babys bestimmen. Deshalb spielen die Blutzuckerwerte und der Diabetes eine Rolle für die Entwicklung des Kindes. Der Umstand, dass der Diabetes aufgrund einer Schwangerschaft auftreten kann, zeigt andererseits, dass es bei der Frau eine Wechselwirkung zwischen Diabetes und Sexualität gibt. Alle Phasen des gebärfähigen Alters der Frau, also die Pubertät, die Menstruationszyklen, die Schwangerschaft, die Menopause, können durch eine Diabeteserkrankung gestört werden,

Es gibt mehrere Arten von Diabetes. Wodurch unterscheiden sie sich voneinander?

Die 3 Diabetes-Typen

Eigentlich gibt es zwei Diabetes-Typen, aber um die Sache zu vereinfachen, unterscheidet man drei Diabetes-Typen. Es gibt den Typ-1-Diabetes, bei dem es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt und der weder durch Präventionsmaßnahmen verhindert noch frühzeitig erkannt werden kann. Außerdem gibt es den Typ-2-Diabetes, der teilweise durch die Umwelt und das menschliche Verhalten ausgelöst wird. Er lässt sich durch geeignete Präventionsmaßnahmen weitgehend verhindern. Und schließlich gibt es den Schwangerschaftsdiabetes, der während der Schwangerschaft auftritt. Darüber hinaus gibt es noch weitere Formen von Diabetes, doch meiner Ansicht nach sprengen sie ein wenig den Rahmen unseres heutigen Gesprächs.

Worin bestehen die Risikofaktoren und wer gehört zu den Risikogruppen?

Typ-2-Diabetes

Ich würde sagen, wir sprechen hauptsächlich über den Typ-2-Diabetes, denn beim Typ-1-Diabetes handelt es sich wie erwähnt um eine Autoimmunerkrankung, die weder durch Präventionsmaßnahmen noch durch Vorsorgeuntersuchungen verhindert werden kann. Es ist also eine Erkrankung, die die betroffene Person unerwartet überfällt. Der Typ-2-Diabetes tritt häufiger bei Personen auf, in deren Verwandtschaft bereits jemand von dieser Erkrankung betroffen war. Wenn also ein Elternteil oder eines der Geschwister an Diabetes erkrankt ist, kann man davon ausgehen, dass man selbst ebenfalls ein höheres Risiko aufweist. Hinzu kommen Übergewicht und Bewegungsmangel. Das sind die Hauptrisikofaktoren. Wenn also die Obergrenze des Blutzuckerwertes erreicht ist, ermutigt man die Betroffenen zur Gewichtsabnahme und zur Steigerung ihrer körperlichen Betätigung. Denn ihre genetische Prädisposition – auf die sie keinen Einfluss nehmen können – wird sich unweigerlich nachteilig auswirken.

Mit welchen Verhaltensweisen lässt sich eine Diabeteserkrankung verhindern?

Abnehmen und die körperliche Betätigung steigern. Wenn eine Person genetische Prädispositionen aufweist, zugleich übergewichtig ist, eine sitzende Tätigkeit ausübt und wenig Bewegung hat, und wenn der Arzt bereits darauf hinweist, dass die Blutzuckerwerte die Obergrenze erreicht haben, ist es wirklich an der Zeit, abzunehmen. In der Regel wird eine Gewichtsabnahme von 10 % des Ausgangsgewichtes empfohlen, was machbar ist.

Und an zweiter Stelle wird die Steigerung der körperlichen Betätigung nahegelegt. 10 000 Schritte pro Tag gelten als Richtwert. Das entspricht einer Strecke von ungefähr 5 km. Selbstverständlich erwartet niemand von den Leuten, dass sie von heute auf morgen zu Sportlern werden, doch dass sie die Treppe dem Aufzug vorziehen und zumindest kurze Strecken zu Fuß zurücklegen, ist nicht zu viel verlangt.

Welche technologischen oder wissenschaftlichen Innovationen haben in jüngster Vergangenheit den Diabetespatienten das Leben erleichtert?

Die Überwachung des Diabetes

Meiner Ansicht nach stellt derzeit das Sensorsystem zur kontinuierlichen Glukosemessung die bedeutendste Innovation in Bezug auf die Überwachung dar. Es bietet Patienten, die mehrmals täglich Insulin spritzen müssen, die Möglichkeit, ihren Blutzuckerwert ununterbrochen zu überwachen und bei Bedarf zu korrigieren. Vor allem ermöglicht es die gezielte Prävention einer Hypoglykämie, was eine große Erleichterung darstellt. Außerdem kann damit die Entwicklung des Blutzuckerwertes innerhalb der letzten 8 Stunden beobachtet werden, denn das Gerät speichert alle Werte der letzten 8 Stunden. Auf diese Weise erkennt man beispielsweise nächtliche Hypoglykämien, die vom Patienten nicht wahrgenommen werden. Für mich ist das ein echter Fortschritt. Vermutlich gibt es in Kürze in diesem Zusammenhang weiter entwickelte Geräte, die zu einer Direktübertragung der Werte in der Lage sind, denn das derzeit verfügbare System erfordert das Abrufen der Ergebnisse. Diese Geräte mit Direktübertragung werden die Programmierung eines Alarms ermöglichen, sodass beispielsweise der Patient bei einer zu starken Absenkung seines Blutzuckerwertes geweckt wird.

Der nächste Schritt in nicht allzu ferner Zukunft wird der geschlossene Kreislauf sein. Damit meine ich die direkte Übermittlung der durch den Sensor gemessenen Werte an eine programmierte Insulinpumpe, welche die Menge des injizierten Insulins entsprechend anpasst. Ich gehe davon aus, dass wir in drei bis vier Jahren ein solches System haben werden. Das betrifft den Typ-1-Diabetes, der jedoch die seltener auftretende Form von Diabetes darstellt. Für den Typ-2-Diabetes gibt es vor allem neue Arzneimittel. Wir haben neue Therapiemöglichkeiten, doch leider sind sie immer noch nicht zur Erhaltung der Betazellen in der Lage, denn genau darin besteht das Problem. Auch der Typ-2-Diabetes schreitet im Lauf der Jahre langsam fort und führt irgendwann zu einem absoluten Insulinmangel und zur Notwendigkeit, Insulin zu spritzen. Doch immerhin haben wir bessere Arzneimittel, die den Eintritt des absoluten Insulinmangels, der eine Insulinpflicht bewirkt, vermutlich hinauszögern können. Das erspart den Patienten viel Aufwand, denn sobald sie auf Injektionen angewiesen sind, müssen sie auch ein Selbstmonitoring durchführen. Ab diesem Zeitpunkt ist eine viel engmaschigere Überwachung verlangt, und es besteht ein Hypoglykämierisiko. Der Übergang zur Insulinpflicht stellt für einen Typ-2-Diabetiker immer einen heiklen Schritt dar.

Wie lauten Ihre Empfehlungen für ein besseres Leben mit Diabetes?

Die Diabetes-Behandlung

Damit der Patient besser mit seiner Diabeteserkrankung zurecht kommt, muss ein Monitoring gewährleistet werden. Hierfür benötigt er eine entsprechende Schulung, die ihn befähigt, richtig auf die Messwerte zu reagieren. Hier in den Hôpitaux Robert Schuman gibt es eine Diabetes-Klinik, die solche Schulungen anbietet, und meiner Ansicht nach handelt es sich dabei um die Schlüsselkriterien für eine gute Bewältigung der Diabeteserkrankung. Nun haben die Leute natürlich unterschiedliche Charaktere. Es gibt Patienten, die zwanghaft ständig Kontrollen durchführen und trotz all dieser Kontrollen nie mit ihren Ergebnissen zufrieden und deshalb unglücklich sind. Dann gibt es diejenigen, die überhaupt keine Kontrollen durchführen. Vermutlich geht es ihnen wunderbar, bis eines Tages Komplikationen auftreten. Zu diesem Zeitpunkt ist es dann wirklich zu spät, und eine Vielzahl gesundheitlicher Problem wird unabwendbar auf sie zukommen. Also muss man die goldene Mitte finden. Das wäre der Patient, der die neuen, anwenderfreundlichen Messgeräte richtig einsetzt. Drei bis sechs Blutzuckerbestimmungen aus dem Kapillarblut pro Tag reichen völlig aus. Mehr ist für eine einwandfreie Überwachung nicht erforderlich. Das Entscheidende ist, dass der Patient weiß, wie er mit den Ergebnissen umgehen muss, und deshalb ist die Schulung wichtig, denn sie befähigt die Leute, ihren Blutzuckerwert zum richtigen Zeitpunkt zu korrigieren. Das verschafft ihnen ein Erfolgserlebnis, und wenn es ihnen zugleich gelingt, durch Präventionsmaßnahmen Komplikationen zu vermeiden, würde ich sagen, dass sie sehr gut mit ihrer Erkrankung zurechtkommen.

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