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Schmerzen im Alter
Schmerzen im Alter sind ein komplexes Thema. Das liegt ganz einfach daran, dass bei alten Menschen häufig Schmerzen auftreten. Die Quellen sind sich darüber einig, dass 75 % (drei von vier Erwachsenen über 75 Jahren) mindestens von einem Schmerz betroffen sind. Also ist der Schmerz ein sehr häufiges Phänomen.
Falsche Vorstellungen
Bei alten Menschen äußern sich Schmerzen mitunter ganz anders als bei jungen Menschen, und außerdem gilt es, mit einigen falsche Vorstellungen aufzuräumen. Oft wird behauptet, dass es normal ist, im Alter Schmerzen zu haben, was überhaupt nicht stimmt. Ebenso oft hört man, dass die Schmerzempfindung mit zunehmendem Alter nachlässt. Das passt zu der Auffassung, dass Kinder keine Schmerzen empfinden, die bis vor wenigen Jahren in der Pädiatrie vertreten wurde. Selbstverständlich hat man sich dort eines Besseren besonnen, und für den alten Patienten gilt dasselbe. Nein, es ist nicht normal, im Alter Schmerzen zu haben, und nein, die Schmerzempfindung lässt mit zunehmendem Alter nicht nach, sondern sie verändert sich. Wie man festgestellt hat, bewirkt beispielsweise ein Herzinfarkt oder eine Peritonitis bei alten Menschen eine Veränderung der heftigsten Schmerzen. Der betagte Patient beklagt sich weniger. Darüber hinaus steigt im Alter auch die Häufigkeit von Erkrankungen, wie z. B. Arthrose oder Knochenfrakturen, deren Schmerzhaftigkeit aufgrund ihrer „Alltäglichkeit“ leicht unterschätzt wird. Doch der Schmerz ist sehr wohl vorhanden. Das ist eine erwiesene Tatsache. Auch die klinische Manifestation der Schmerzen verläuft bei alten Menschen ganz anders als bei jungen Menschen. Es kommt selten vor, dass ein anfälliger, betagter Patient, der beispielsweise von mehreren Beschwerden betroffen ist, seinem Arzt sagt: „Hier tut es mir weh.“ Nein, der Schmerz wird sich anders äußern, und insbesondere durch psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten.
Dabei kann es sich um einen Rückzug in sich selbst handeln, um eine Depression, die mit einem Autonomieverlust einhergeht, oder auch um Aggressivität oder einen echten Verwirrtheitszustand. Der Schmerz kann die alleinige Ursache für alle diese Auffälligkeiten sein.
Besonderheiten in der Behandlung
Bei der Behandlung von alten Menschen ist es also sehr wichtig, über diese Besonderheiten Bescheid zu wissen. Vor allem über die Besonderheiten der Schmerzäußerung und der Schmerztherapie. Wie bei jüngeren Erwachsenen gibt es zwei sehr unterschiedliche Therapieansätze. Den medikamentösen Ansatz und den nicht-medikamentösen Ansatz. Doch zuvor muss dieser Schmerz bewertet werden. Im Gegensatz zu jungen Menschen, die sich deutlicher ausdrücken, ist das bei alten Menschen schwieriger. Wahrscheinlich hat jeder schon einmal von der Visuellen Analogskala zur Schmerzbewertung gehört. Sie reicht von 0 bis 10: Hat der Patient starke Schmerzen, stuft er sie beispielsweise bei 6 oder 7 ein, und wenn es ihm etwas besser geht, bewertet er sie mit 2.
Wie können die Schmerzen behandelt werden?
Um es nochmal zu betonen, bei einem alten Menschen ist die Visuelle Analogskala nicht zielführend. Hier verwenden wir Raster zur Fremdbewertung, d. h. die Pflegekräfte oder die Angehörigen müssen anhand des Verhaltens und der Mimik der betroffenen Person erkennen, ob und wo Schmerzen vorliegen. Wenn der Schmerz geortet und seine Ursache ermittelt wurde, muss er behandelt werden. Wie schon erwähnt, gibt es medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze. Zunächst wird der medikamentöse Ansatz angewandt. In der Geriatrie beginnt man vorsichtig mit denselben Molekülen wie in den anderen Fachgebieten, aber mit niedrigeren Dosierungen. Man erhöht die Dosis allmählich, bis eine effiziente Schmerztherapie erreicht ist.
Nebenwirkungen äußern sich bei alten Menschen ganz anders, und häufig sind sie zahlreicher und schwerwiegender. Deshalb geht man mit größter Umsicht vor. So weit wie möglich versucht man, auch nicht-medikamentöse Therapieformen einzubeziehen, wie z. B. Physiotherapie, Osteopathie, Sophrologie oder sogar Hypnose oder Akupunktur, die in jedem Lebensalter hilfreich sein können und häufig bei betagten Erwachsenen sehr wirksam sind. So kann man die schädlichen Nebenwirkungen der Arzneimittel begrenzen.