Von manchen Krebsarten, darunter Brustkrebs, können sowohl junge Frauen im gebärfähigen Alter als auch Frauen in den Wechseljahren betroffen sein.

Die durch den medizinischen Fortschritt bedingte Effizienz der verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten stellt heute für alle Betroffenen einen Anlass zur Hoffnung dar. Die Überlebenschancen bei Krebs steigen, und eine langfristige Heilung bietet jungen Frauen eine Zukunftsperspektive mit Familie und Kindern.

Nach der Überwindung der Krankheit gewinnt das Leben wieder die Oberhand, und manche Frauen möchten Mutter werden. Leider haben fast alle Krebsbehandlungen eine negative Auswirkung auf die Fruchtbarkeit, die häufig irreversibel ist. Man spricht von Gonadotoxizität.

Deshalb ist es wichtig, die Patientinnen über die Methoden einer optimalen Fruchtbarkeitserhaltung während der Brustkrebsbehandlung zu informieren und sie, soweit möglich, vor Beginn der Krebstherapie an eine Spezialeinrichtung zu verweisen, die eine Onkofertilitätsberatung anbietet.

Was ist Onktofertilität?

Onktofertilität ist das medizinische Fachgebiet an der Schnittstelle der Krebsbehandlung und der Fertilitätsmedizin. Sie dient der Fruchtbarkeitserhaltung bei Krebspatienten, denen ein chemotherapie- oder strahlentherapiebedingtes Sterilitätsrisiko bevorsteht.

Das Grundprinzip der Onktofertilität besteht darin, die Reproduktionszellen den toxischen Wirkungen der Behandlungen zu entziehen.

Wie läuft eine Onkofertilitätsberatung ab?

Nach der Diagnose sollte unverzüglich auf Empfehlung des behandelnden Arztes (Verordnung) eine Onkofertilitätsberatung in einer Spezialeinrichtung in die Wege geleitet werden. Diese wird von einer Fachkraft für Fertilität, d. h. entweder von einem Reproduktionsmediziner oder von einem Reproduktionsbiologen, durchgeführt.

Sie ist für alle Frauen im gebärfähigen Alter (unter 40 Jahren, idealerweise unter 37 Jahren) angezeigt.

Diese Beratung hat folgende Ziele:

  • Ermittlung der Eizellenreserve der Patientin
  • Information der Patientin über fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen
  • Besprechung der Verhütungsbedingungen
  • Erläuterung der Behandlung von Anzeichen einer Ovarialinsuffizienz während der Chemotherapie

Die Stellungnahme des Onkologen/Gynäkologen ist für die Auswahl der Behandlungsmethode entscheidend. Er ist für die Bestimmung des Aggressivitätsgrades und der Dringlichkeit der Behandlungen (Chemotherapie oder Strahlentherapie) zuständig.

Die endgültige Entscheidung über die Auswahl der Behandlungsmethode ist das Ergebnis einer interdisziplinären Besprechung zwischen der Patientin, dem Onkologen/Gynäkologen und der Fachkraft für Fertilität.

1 = Diagnose. 2 = Erste Beratung zur Onkofertilität. 3 = Chirurgie. 4 = PZR. 5 = Stimulation / Punktion für 8 Wochen. Danach: Chemotherapie oder Strahlentherapie

Wie kann die Fruchtbarkeit bewahrt werden?

Brustkrebs ist in den meisten Fällen hormonsensitiv. Doch bei den meisten verfügbaren Behandlungsmethoden muss sich die Patientin einer Hormontherapie, die zur Stimulierung der Eierstöcke erforderlich ist, unterziehen. Die Stellungnahme des Onkologen/Gynäkologen ist für die endgültige Auswahl der Behandlungsmethode entscheidend.

Bei der Auswahl der fruchtbarkeitserhaltenden Strategie werden mehrere Faktoren berücksichtigt:

  • Alter der Patientin
  • ermittelte Eizellenreserve
  • die eventuelle Indikation einer Chemotherapie sowie deren neoadjuvanter oder adjuvanter Charakter
  • die eventuelle Indikation einer Hormontherapie

Mehrere Behandlungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung.

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1 = Stimulation. 2 = Punktion der Eizellen. 3 = Einfrieren

Die Kryokonservierung von Eizellen steht jeder Frau unabhängig von ihrer gegenwärtigen oder zukünftigen Familiensituation (alleinstehend, in einer Partnerschaft lebend, heterosexuell oder homosexuell) zur Verfügung.
Diese Methode erfordert eine Stimulierung der Eierstöcke und eine Eizellenpunktion. Die Eizellen werden anschließend eingefroren und konserviert (Vitrifizierung reifer Eizellen).

Diese Behandlung erfordert Zeit (einige Wochen bis einen Monat), das heißt, ein Aufschub der Krebsbehandlung muss möglich sein.
Damit diese Methode angewandt werden kann, darf die Hormonstimulation nicht kontraindiziert sein, und die Krebsart, von der die Patientin betroffen ist, muss eine Zurückstellung der Behandlung zulassen, ohne dass dadurch die Heilungschancen der Patientin beeinträchtigt werden.

Diese Methode steht ausschließlich Frauen, die in einer Partnerschaft leben, zur Verfügung.

Die Kryokonservierung von Embryonen umfasst teilweise dieselben Schritte wie die Krykonservierung von Eizellen. Der Unterschied besteht darin, dass bei dieser Methode die entnommenen Eizellen mit dem Sperma des Partners befruchtet werden und die auf diese Weise entstandenen Embryonen anschließend eingefroren und konserviert werden.

Zur Information: Bei Trennung des Paares dürfen die Embryonen nicht für ein zukünftiges Kinderwunschprojekt verwendet werden.

Diese Methode steht jeder Frau unabhängig von ihrer gegenwärtigen oder zukünftigen Familiensituation (alleinstehend, in einer Partnerschaft lebend, heterosexuell oder homosexuell) zur Verfügung.

Dabei werden die unreifen Eizellen aus dem Eierstock entnommen, und ihre Reifung wird künstlich herbeigeführt.

Der Vorteil dieser Behandlung besteht darin, dass die Eierstöcke allenfalls minimal und sehr kurz oder überhaupt nicht stimuliert werden müssen.

Diese Behandlungsmethode hat einige Nachteile:

  • Es gibt wenige Teams mit Erfahrung auf diesem Gebiet.
  • Die erzielte Anzahl an reifen Eizellen ist geringer als bei einer klassischen Eierstockstimulation.

Diese Methode steht jeder Frau unabhängig von ihrer gegenwärtigen oder zukünftigen Familiensituation (alleinstehend, in einer Partnerschaft lebend, heterosexuell oder homosexuell) zur Verfügung, einschließlich Jugendlichen und Mädchen vor der Pubertät. Sie ist bei Brustkrebs nicht als Methode der ersten Wahl angezeigt (Dolmans et al. 2013).

Hierbei wird ein Teil der beiden Eierstöcke (oder ein gesamter Eierstock) entnommen, um die Eizellen vor den toxischen Produkten zu schützen. Das Eierstockfragment, das am meisten unreife Eizellen enthält, wird anschließend durch Kryokonservierung im aktuellen Zustand erhalten. Hierfür ist üblicherweise eine laparoskopische Chirurgie (Link zum Merkblatt Laparoskopische Chirurgie) unter Vollnarkose erforderlich.

Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass sie keine Hormonstimulation erfordert und sehr schnell durchgeführt werden kann.

Wenn eine Schwangerschaft gewünscht ist, wird künstlich eine Reifung der im Eierstockfragment enthaltenen Eizellen herbeigeführt, und anschließend erfolgt eine In-Vitro-Fertilisation.

Besondere Fälle

Wenn die Krebsbehandlung nicht aufgeschoben werden kann, ist die Aufbewahrung des Eierstockgewebes während der Chemotherapie möglich.

Kostenübernahme

Ein Antrag auf Kostenübernahme muss bei der Nationalen Gesundheitskasse (CNS) eingereicht werden.