Die dritte Fähigkeit ermöglicht das Wachstum und die Entwicklung des Neugeborenen. Dazu gehören das körperliche Wachstum und die Gehirnentwicklung.

Ohne eine liebevolle, verlässliche, beständige und positive Elternbeziehung können diese beiden Vorgänge nicht stattfinden

Während des Wachzustandes nach der Geburt (1,5 bis 2 Stunden) aktiviert das Neugeborene seine Beziehungsfähigkeit, um seiner Mutter und seinem Vater zu begegnen, aber auch, um die Brust zu finden. Bei dieser Wachphase handelt es sich um ein unwillkürliches, neurologisches Phänomen, das nicht vom Magen gesteuert wird. Nicht der Hunger drängt das Kind, die Brust zu finden, sondern die Qualität seines Wachzustandes.

Von den frühkindlichen Reflexen, mit denen das Neugeborene zur Welt kommt, dienen 4 der Ernährung (Suchreflex, Orientierungsreflex, Saugreflex, Schluckreflex). Es kann saugen.

In den ersten drei bis vier Lebenstagen weist das Baby eine natürliche Gewichtsabnahme auf, die die Eltern häufig beunruhigt. Doch das liegt nicht daran, dass es zu wenig Nahrung aufnimmt. Diese Gewichtsabnahme entsteht durch den Wasserverlust, der bei einem Neugeborenen durch Verdunstung (über die dünne Babyhaut) stattfindet und zugleich auf die Unreife seiner Nieren und seines Darms zurückzuführen ist. Hinzu kommt die Ausscheidung des Kindspechs, das grob geschätzt allein schon +/- 150 g ausmacht. Nach den ersten drei bis vier Lebenstagen beginnt Ihr Baby wieder an Gewicht zuzunehmen.

Bei einem gesunden, termingeborenen Baby sind Anzahl, Dauer und Qualität der Wachphasen ausreichend, um eine Nahrungsaufnahme zu gewährleisten, die seinen Energiebedarf deckt.

Die Gehirnentwicklung vollzieht sich hauptsächlich während der ersten zwei Jahre. Man kann sie durch regelmäßige Messungen des Kopfumfangs feststellen.

Bei der Geburt ist nur das Stammhirn vollständig ausgebildet. Atmung, Blutkreislauf, Körpertemperatur, aber auch die Emotionen und die Grundgefühle (Hunger, Durst, Wut, Freude, Angst…) werden von dort aus gesteuert.

Die Wach- und Schlafphasen des Neugeborenen gehören zu unwillkürlichen, neurologischen Aktivitätszyklen, die sich im Zuge seiner Entwicklung weiter ausbilden.

Die anderen Teile des Gehirns (Gehirnhemisphären und Kleinhirn) entwickeln sich nach und nach, damit das Kind eine gewisse Autonomie erwirbt. Hierfür ist es entscheidend, seinen Bedürfnissen gerecht zu werden, ihm Geborgenheit zu vermitteln und ein liebevolles Umfeld zu bieten, aber auch, ihm die Entdeckung seiner Umgebung zu ermöglichen.

Parallel zum Aufbau des Gehirns entstehen schrittweise alle Vernetzungen. Bei der Entwicklung der „grauen Substanz“ werden 6 Hauptphasen beschrieben.

Die bekannteste Phase ist die Zellteilung. Diese verläuft extrem schnell (z. B. 250 000 pro Minute zwischen dem 3. Schwangerschaftsmonat und der Geburt).

Darauf folgt die Wanderung dieser Zellen zu ihrem endgültigen Standort.

Später schließen sich die neuronalen Stammzellen in Gruppen zusammen, um erkennbare Einheiten im Gehirn zu bilden und auf diese Weise die ersten Funktionszentren anzulegen (Sehen, Hören, Riechen…).

Der nächste Schritt ist die Reifung der neuronalen Stammzellen: Sie werden zu „adulten“ Neuronen, die in der Lage sind, eine bestimmte Funktion zu gewährleisten (Sehen, Bewegung…).

Einer der wesentlichen Schritte dieses gesamten Zellaufbauvorgangs ist die Herstellung von Vernetzungen, die der Verbindung der Neuronen mit den Organen und untereinander dienen.

Der letzte Schritt umfasst die „Reinigung“ und das „Ordnen“. Das bedeutet, dass nicht alle anfangs gebildeten Neuronen nach Abschluss der Gehirnentwicklung überleben.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nichts nützt, einem 5 Monate alten Kind das Laufen beizubringen, da das motorische Zentrum seines Gehirns noch nicht existiert. Die verschiedenen Schritte der Gehirnentwicklung müssen berücksichtigt werden.

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Der Schlaf des Neugeborenen
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