Welche Nebenwirkungen können auftreten und wie geht man damit um?

Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie variieren je nach den verabreichten Medikamenten, der Dosierung und den einzelnen Patienten.

Das Vorliegen oder Fehlen von Nebenwirkungen steht nicht in Zusammenhang mit der Wirksamkeit der Behandlung. Wenn keine Nebenwirkungen auftreten, bedeutet dies nicht, dass die Behandlung unwirksam ist. Und umgekehrt bedeutet das Auftreten zahlreicher Nebenwirkungen nicht, dass sie besonders wirksam ist.

Manche Nebenwirkungen können mit Hilfe vorbeugender Behandlungen oder praktischer Ratschläge begrenzt oder ganz vermieden werden. Wenn sie allerdings zu stark werden, kann die Behandlung auch abgeändert oder unterbrochen werden, um dem Organismus eine Erholungspause zu gönnen. Daher ist es wichtig, alle Nebenwirkungen an das medizinische Team zu melden.

Die zur Behandlung bei Brustkrebs verwendeten Arzneimittel zerstören die Krebszellen, aber auch eine gewisse Anzahl gesunder Zellen, die die Eigenschaft haben sich rasch zu vermehren.

Die im Rahmen der Behandlung bei Brustkrebs am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen sind hier nachfolgend beschrieben. Sie variieren je nach Behandlungsprotokoll und der individuellen Verträglichkeit. Das medizinische Pflegeteam begleitet und berät die Patientin nach Bedarf und entsprechend den klinischen Anzeichen.

Verminderung der weißen und roten Blutkörperchen und der Blutplättchen

Die verwendeten Arzneimittel wirken häufig aggressiv auf das Knochenmark, d.h. den Ort, an dem kontinuierlich Blutzellen gebildet werden. Dies kann folgende Wirkungen haben:

  • Leukopenie: die verminderte Zahl der weißen Blutkörperchen führt zu einem signifikanten Infektionsrisiko, da die Abwehrkräfte des Körpers geschwächt sind.
  • Anämie: diese manifestiert sich durch Blässe und eine Art der Erschöpfung, die sich auch durch Ruhe nicht bessert.
  • Thrombopenie: diese erhöht das Risiko für Blutergüsse und Blutungen.

Empfehlungen zur Senkung des Infektionsrisikos

  • Meiden Sie Orte mit vielen Menschen und insbesondere Personen, die an einer ansteckenden Krankheit leiden.
  • Waschen Sie sich häufig die Hände (vor allem vor den Mahlzeiten und nach dem Toilettengang)
  • Kratzen Sie keine Hautunreinheiten, Krusten bzw. störende Nagelhäutchen weg.
  • Benutzen Sie einen elektrischen Rasierapparat, um Schnittverletzungen vorzubeugen.
  • Pflegen Sie Ihre Zähne ohne das Zahnfleisch zu verletzen (weiche Zahnbürste, keine Zahnseide).
  • Desinfizieren Sie jede Verletzung sorgfältig.
  • Duschen Sie jeden Tag und trocknen Sie die Haut sanft.
  • Wechseln Sie täglich die Handtücher.

Bei Anzeichen einer Infektion (erhöhte Temperatur über 38 °C, Frösteln und Schwitzen, Brennen beim Wasserlassen…) gehen Sie unverzüglich zum Arzt. Nehmen Sie Medikamente nicht ohne ärztlichen Rat ein.

Vor jedem Chemotherapiezyklus werden die Werte für weiße und rote Blutkörperchen und die Blutplättchen anhand einer Blutentnahme bestimmt. Liegen diese unterhalb eines bestimmten Grenzwertes, muss die Chemotherapie verschoben werden.

In manchen Fällen kann der Arzt Wachstumsfaktoren verordnen, die das Knochenmark anregen und die Produktion von Blutzellen steigern. In anderen Fällen, wenn rote Blutkörperchen und Blutplättchen zu stark gesunken sind, kann eine Bluttransfusion durchgeführt werden.

Übelkeit, Erbrechen und mangelnder Appetit

Übelkeit tritt häufig am Abend oder am Tag nach der Infusion auf und muss nicht unbedingt mit Erbrechen einhergehen.
Meist wird vor und/oder während der Chemotherapie eine Behandlung verordnet, um die Risiken für diese beeinträchtigenden Nebenwirkungen zu reduzieren. Es handelt sich dabei um Arzneimittel, die Antiemetika genannt werden.

Im Fall von Verdauungsproblemen ist es wichtig, dass Sie dem Arzt oder Ernährungsberater davon berichten.
Versuchen Sie, eine ausgewogene Ernährung so weit wie möglich beizubehalten.

Unsere Empfehlungen:

  • Bevorzugen Sie kalte oder lauwarme Speisen, die weniger Gerüche entwickeln, als warme Gerichte.
  • Nehmen Sie mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich, dies erleichtert die Verdauung.
  • Vermeiden Sie, während des Essens zu trinken, um den Magen nicht mit Flüssigkeit zu füllen.
  • Essen Sie langsam und kauen Sie die Speisen sorgfältig.
  • Meiden Sie störende Gerüche (Tabak, Parfüm…)
  • Meiden Sie Süßigkeiten, fette oder frittierte Speisen.
  • Bevorzugen Sie eine ausgewogene, gesunde Ernährungsweise.

Fatigue – Erschöpfung

Neben der Erschöpfung, die durch die Krankheit selbst, durch die Angst vor Untersuchungen oder auch durch die häufig erforderlichen Fahrten verursacht werden kann, kann auch mit der Chemotherapie ein Gefühl der Erschöpfung (Fatigue) verbunden sein. Dieses hängt von der Verträglichkeit der Behandlung, von der Anzahl der Zyklen bzw. der Dauer der Behandlung und von den Nebenwirkungen ab. In der Tat können Anämie, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen oder auch Fieber zu dieser Art der Erschöpfung beitragen.

Unsere Empfehlungen:

  • Passen Sie Ihre Aktivitäten an Ihr Energielevel an.
  • Planen Sie mehrere kurze Ruhepausen anstelle eines längeren Mittagsschlafs ein.
  • Achten Sie auf einen guten Nachtschlaf.
  • Beschränken Sie sich auf wichtige Dinge und zögern Sie nicht sich Hilfe zu holen.
  • Zur Bekämpfung dieser Erschöpfung ist es von Vorteil eine moderate körperliche Betätigung aufrecht zu erhalten.

Haarausfall

Diese Nebenwirkung tritt im Rahmen der Chemotherapie bei Brustkrebs häufig auf.
Der Haarausfall, der auch Alopezie genannt wird, ist manchmal schwer auszuhalten, da er ein konkretes und sichtbares Anzeichen für die Krankheit ist. Er ist meist progressiv und temporär und beginnt im Allgemeinen 2 bis 3 Wochen nach der ersten Infusion. Die Haare beginnen dann rund 6 bis 8 Wochen nach der letzten Behandlung wieder zu wachsen. Auch die Wimpern, Augenbrauen, Nasen- und Schamhaare können vorübergehend ausfallen.

Unsere Empfehlungen:

Verschiedene Accessoires können helfen, den Verlust des Haares zu verdecken oder zu verbergen: Schal, Turban, Hut, Mütze, Baskenmütze, Perücke. Jede Patientin kann sich hier für eine Lösung ganz nach ihrem persönlichen Geschmack entscheiden.
Wird eine Perücke gewünscht, so wird empfohlen diese auszuwählen, bevor die Haare ausfallen.

Waren die Haare vor der Behandlung lang, wird empfohlen, sie nach und nach immer kürzer schneiden zu lassen, um sich zunehmend an eine Kurzhaarfrisur zu gewöhnen. Dies bietet auch eine Art Zwischenetappe, um den bevorstehenden Haarausfall psychisch besser verarbeiten zu können.

Durchfall

Bei manchen Arzneimitteln besteht das Risiko für vorübergehenden Durchfall. Wenn dieser länger als 24 Stunden anhält oder mit Krämpfen bzw. Fieber einhergeht, fragen Sie Ihren Arzt um Rat.

Unsere Empfehlungen:

  • Bevorzugen Sie ballaststoffarme Nahrung auf Basis von Reis, Nudeln, Pellkartoffeln, reifen Bananen, Kompott, Püree, Zwieback.
  • Essen Sie kleine Portionen.
  • Probieren Sie flüssige Nahrungsmittel, um Ihre Verdauungsorgane zu entlasten.
  • Vermeiden Sie Nahrungsmittel, die Krämpfe auslösen können (Kaffee, Bohnen, Nüsse, Kohl, Süßigkeiten…).

Verletzungen im Mundraum

Die Mundschleimhaut ist während der Chemotherapie besonders empfindlich. Manche Arzneimittel können Mundtrockenheit bedingen, Entzündungen (auch Mukositis genannt), Aphten, Pilzinfektionen auslösen und manchmal auch zu Schmerzen oder einer Veränderung des Geschmacksempfindens führen.

Unsere Empfehlungen:

  • Nach den Mahlzeiten führen Sie gemäß Verordnung des Arztes Mundspülungen oder eine Munddusche durch.
  • Achten Sie auf eine gute Zahnhygiene (sorgfältiges Bürsten der Zähne mit einer weichen Zahnbürste, Gebissreinigung).
  • Trinken Sie vermehrt alkoholfreie Getränke ohne Kohlensäure.
  • Lutschen Sie Eiswürfel, Wassereis und Sorbets oder zuckerfreie Bonbons.
  • Bevorzugen Sie weiche oder pürierte Speisen.
  • Vermeiden Sie saure Speisen oder Säfte, wie auch stark gesalzene oder gewürzte Speisen.

Probleme mit der Haut, Hand-Fuß-Syndrom

Bestimmte Arzneimittel können zu Beschwerden im Bereich der Haut führen: Rötungen, Schuppen, Austrocknen, Spannungsgefühl…
Zu diesen Problemen gehört das Hand-Fuß-Syndrom, das sich im Bereich der Handflächen und Fußsohlen zeigt. Es kennzeichnet sich durch Rötungen, Schwellungen, Trockenheit oder Blasen.

Unsere Empfehlungen:

  • Pflegen Sie Ihre Haut häufig mit einer feuchtigkeitsspendenden Creme (nach der Reinigung mit einer rückfettenden Seife).
  • Tragen Sie weite Kleidung und bequeme weiche Schuhe.
  • Vermeiden Sie, Hände oder Füße großer Hitze auszusetzen (Sonne, heiße Bäder…).
  • Vermeiden Sie Aktivitäten, die mit einer Reibebeanspruchung der Haut oder Druck auf die Hände verbunden sind (Gartenarbeiten, Arbeiten im Haushalt…).
  • Vermeiden Sie langes Gehen und Laufen, sofern das Hand-Fuß-Syndrom aufgetreten ist.

Wenn trotz Befolgen dieser Ratschläge die Haut rot oder empfindlich wird, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, bevor sich diese Symptome verschlimmern. Schmerzmittel bzw. Mittel zur lokalen Hautpflege können diese Beschwerden lindern.

Veränderung der Farbe und Brüchigkeit der Nägel

Die Nägel werden brüchig, haben Rillen oder Wellen und fallen manchmal sogar aus. Um dieses Phänomen zu begrenzen, kann Ihnen das Pflegeteam vorschlagen, kühlende Handschuhe zu tragen.

Unsere Empfehlungen:

  • Tragen Sie bequeme Schuhe und Schutzhandschuhe, wenn Sie im Garten oder Haushalt tätig sind.
  • Schneiden Sie sich die Nägel kurz, um zu verhindern, dass diese einreißen oder sich abheben.
  • Verwenden Sie einen Nagellack auf Silicium-Basis, um die Nägel zu schützen.

Wirkungen auf Sexualität und Fruchtbarkeit

Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass das Sexualleben aufgrund der Krebserkrankung bzw. während der Chemotherapie nicht eingeschränkt werden muss. Die Nebenwirkungen der Chemotherapie (Erschöpfung, Angst) können allerdings die Sexualität beeinflussen. Die Minderung des sexuellen Verlangens variiert von Paar zu Paar.

Die Chemotherapie hat in der Tat Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Bei Frauen vor der Menopause wird häufig beobachtet, dass Eisprung und Periode unregelmäßig oder unterbrochen sind. Die Dauer dieser Störung ist individuell unterschiedlich. In manchen Fällen kann durch die Chemotherapie die Menopause herbeigeführt werden (endgültiges Ausbleiben der Regelblutungen), wobei das Risiko hier mit dem Alter steigt.

Es wird dringend davon abgeraten, während einer Chemotherapie schwanger zu werden, da bestimmte Arzneimittel angeborene Missbildungen verursachen könnten. Während der Dauer der Behandlung wird daher eine entsprechende Empfängnisverhütung empfohlen.

Bei bestimmten chemotherapeutischen Behandlungen besteht das Risiko, dass es danach definitiv nicht mehr möglich ist Kinder zu bekommen. Wenn zukünftig eine Schwangerschaft geplant ist, müssen Sie dies möglichst zeitnah mit Ihrem Arzt besprechen.

Empfindung der Gefühllosigkeit oder des Kribbelns

Manche Arzneimittel der Chemotherapie haben toxische Wirkungen auf die Nerven. Sie können zu Störungen des Empfindens führen, die sich überwiegend im Bereich der Gliedmaßen und an den Extremitäten als Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Stechen bemerkbar machen und auch schmerzhaft und behindernd sein können. Wenn sie zwischen zwei Zyklen der Chemotherapie weiterbestehen oder zu einer funktionellen Beeinträchtigung führen (z.B. Probleme beim Greifen eines Gegenstands oder Probleme mit dem Gehen), wird der Arzt die Behandlung unterbrechen und die Medikamente durch andere Arzneimittel ersetzen.

Allergische Reaktionen

Wie jedes Arzneimittel kann die Chemotherapie Allergien hervorrufen. Melden Sie sich in folgenden Fällen umgehend bei Ihrem Arzt:

  • bei Hautreaktionen (Juckreiz, Rötungen, Pusteln)
  • bei starker Angst
  • bei einer Schwellung von Gesicht, Lippen und Zunge
  • bei Atembeschwerden
  • bei einem Blutdruckabfall
  • bei sonstigen ungewöhnlichen Beschwerden

Worterklärungen

  • Leukopenie: Absinken der weißen Blutkörperchen im Blut unter einen Wert von 4.000 pro mm³.
  • Anämie: Absinken des Hämoglobinwerts im Blut (Farbstoff der roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport von der Lunge ins Gewebe sorgen).
  • Thrombopenie: die Thrombopenie, auch Thrombozytopenie genannt, entspricht einer Verminderung der Zahl der Blutplättchen im Blut auf weniger als 150.000 pro mm³.