Nachdem die Hormonersatztherapie (HET) jahrelang weitgehend verpönt war, wurde ihre Zweckmäßigkeit mittlerweile in Studien nachgewiesen.
Leider sind noch sehr viele Frauen kaum oder gar nicht über die Vorteile und Risiken dieser Behandlungsmethode informiert.

Das Prinzip der Hormonersatztherapie besteht in der Ersetzung der beiden Hormone, deren körpereigene Produktion eingestellt wurde (Östrogen und Progesteron). Sie kann sich auf Östrogene oder Gestagen beschränken oder in einer Kombination aus beidem bestehen.
Für die Verabreichung dieser natürlichen oder synthetischen Hormone stehen verschiedene Darreichungsformen zur Verfügung: Tabletten zur oralen Einnahme, Vaginaltabletten, Pflaster, Gel oder Spray.

Worin besteht der Nutzen einer Hormonersatztherapie?

Bei sehr belastenden Symptomen verbessert die HET die Lebensqualität.

Sie bewirkt Folgendes:

  • Linderung oder sogar Beseitigung der Symptome der Menopause (Hitzewallungen, Nachtschweiß, vaginale Trockenheit usw.)
  • Schutz vor Osteoporose, insbesondere dank der Östrogene
  • Senkung des kardiovaskulären Risikos, sofern die Behandlung gleich zu Beginn der Menopause eingeleitet wird
  • positive Beeinflussung der Urogenitalregion, der Haut, der Knorpel, der Gelenke und der Bandscheiben
  • Vorbeugung gegen bestimmte Demenzerkrankungen (Alzheimer-Krankheit usw.)

Welche Nebenwirkungen können durch eine HET ausgelöst werden?

Während der Anfangsphase der Behandlung kann es zu Nebenwirkungen kommen, wie z. B. Gewichtszunahme, Mastodynie, anhaltende oder erstmals auftretende Hitzewallungen, Metrorrhagien, Aufblähungsgefühl, Reizbarkeit, Migräne.

Worin bestehen die Risiken der Hormonersatztherapie?

  • Venöse Thromboembolien werden begünstigt, vor allem bei oraler Einnahme von Östrogenen. Das Risiko besteht nicht, wenn die Östrogene transdermal und in Kombination mit Progesteron oder einem vergleichbaren Präparat verabreicht werden.
  • Schlaganfall: Bei Patientinnen zwischen 50 und 60 Jahren ist das Risiko sehr gering. Stärker ausgeprägt ist es bei einer hochdosierten HET, vor allem bei oraler Einnahme.
  • Herzinfarkt: Ein Risiko besteht, wenn die HET in zeitlichem Abstand vom Einsetzen der Menopause eingeleitet und langfristig angewandt wird. Wenn jedoch die Behandlung innerhalb des „therapeutischen Zeitfensters“ erfolgt, sind ihre Auswirkungen auf das kardiovaskuläres Risiko neutral oder sogar positiv.
  • Hormonabhängige, gynäkologische Krebserkrankungen:
    • Brustkrebs: Die Behandlung kann Brustkrebs begünstigen, jedoch nicht auslösen.
    • Endometriumkarzinom (Uteruskarzinom): Dieses Risiko besteht, wenn sich die Therapie auf die Verabreichung von Östrogenen beschränkt. Sie sollte deshalb immer mit einem Gestagen kombiniert werden. Dies gilt nicht für Frauen, die sich einer Hysterektomie unterzogen haben.
    • Eierstockkrebs

Zu den sonstigen möglichen Risiken gehört Folgendes: Begünstigung von Gallensteinen (vor allem bei oraler Verabreichung), Vergrößerung von Fibromen, Verschlimmerung einer Endometriose, einer Adenomyose, von Uteruspolypen.

Welche Kontraindikationen sprechen gegen eine HET?

  • Brustkrebs als Vorerkrankung
  • sonstige östrogenabhängige Krebsarten als Vorerkrankung (z. B. ein Endometriumkarzinom)
  • unbehandelte Endometriumhyperplasie
  • Vaginalblutungen mit ungeklärter Ursache
  • Venen- oder Arterienthrombosen als Vorerkrankungen
  • unkontrollierter Bluthochdruck
  • akute Lebererkrankung
  • kutane Porphyrie: Eine Erbkrankheit, die eine abnorme Lichtempfindlichkeit auslöst
  • bekannte Unverträglichkeit gegenüber den verordneten Präparaten

Wie lange dauert eine HET?

Gemäß den Empfehlungen der Obersten Gesundheitsbehörde in Frankreich (HAS) sollte die Behandlung fortgesetzt werden, solange die Symptome bestehen. Dabei ist eine regelmäßige Dosisanpassung erforderlich, da sich der Bedarf im Lauf der Zeit verändern kann. Nach einer fünfjährigen Behandlung muss einmal jährlich eine Neubewertung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses stattfinden, da nach dieser Zeit eine Erhöhung des Krebsrisikos möglich ist.

Konkret wird die HET je nach der persönlichen Situation der betreffenden Frau gemäß den folgenden Schemata angewandt:

  1. Kontinuierliche Monotherapie mit Östrogenen (bei Patientinnen, die sich einer Hysterektomie unterzogen haben)
  2. Kontinuierliche Verabreichung eines Östrogen-Gestagen-Präparats
  3. Kontinuierliche Verabreichung von Östrogenen in Kombination mit einer zyklischen Verabreichung von Progesteron (12 oder 14 Tage pro Monat)

Wissenswertes

„Der Einsatz einer HET sollte das Ergebnis einer Einzelentscheidung sein. Vorher müssen der erwartete Nutzen und die Risiken entsprechend der persönlichen Situation der betreffenden Frau eingeschätzt werden. Der allgemeine Gesundheitszustand und die Lebensweise werden ebenfalls berücksichtigt.

Heute geht man davon aus, dass der Nutzen der HET gegenüber ihren Risiken überwiegt, sofern keine Kontraindikationen vorliegen und wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Verordnung zur Behandlung von Symptomen, die als beeinträchtigend wahrgenommen werden
  • Einleitung der Behandlung während der unmittelbaren Folgejahre der Menopause, d. h. innerhalb des „therapeutischen Fensters“
  • Verordnung der wirksamen Minimaldosis
  • Transdermale Verabreichung des Präparats (der Östrogene)“ (Dieser Abschnitt wurde übernommen aus der Broschüre: „Die hormonelle Behandlung der Menopause“ des Universitätsspitals von Genf (HUG.)

Was Sie außerdem wissen sollten:

„Die HET muss auf jede Frau individuell abgestimmt werden, d. h. es handelt sich um eine „maßgefertigte“ Therapie.

Die HET macht nicht dick. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn mitunter wird die perimenopausale Gewichtszunahme durch die Behandlung eingeschränkt.

Je früher die Behandlung einsetzt, desto wirksamer ist sie. Tatsächlich wird der maximale Nutzen einer HET erzielt, wenn sie innerhalb des ersten Folgejahres der Menopause einsetzt.

Die Hormontherapie ist die wirksamste Therapie zur Verringerung der Symptome der Menopause.

Eine regelmäßige Betreuung durch den Gynäkologen ist wichtig, damit die Dosis, die Risiken, die Vorteile und die Gründe für eine Fortsetzung der Hormonersatztherapie jährlich neu überprüft werden können.

Glossar

  • Therapeutisches Fenster: Der ideale Zeitraum für die Hormonersatztherapie liegt vor der Vollendung des 60. Lebensjahres bzw. innerhalb der 10 Folgejahre der Menopause.
  • Endometrium: Eine Schleimhaut, welche die Innenwand des Gebärmutterkörpers auskleidet, also den Teil der Gebärmutter, in dem sich die Schwangerschaft abspielt
  • Mastodynie: Dabei handelt es sich um lokalisierbare oder diffuse, einseitige oder beidseitige Schmerzen in der Brust.
  • Adenomyose: Dabei handelt es sich um eine Endometriose im Inneren der Gebärmutter. Sie entsteht durch das Eindringen von Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut (des Endometriums) in den Muskel der Gebärmutterwand (Myometrium), das zu dessen Verdickung führt.
  • Gallensteine: Darunter versteht man das Vorhandensein eines oder mehrerer Festkörper in den Gallenwegen.
  • Fibrom: Ein gutartiger Tumor, der sich in der Gebärmutterwand entwickelt
  • Endometriose: Sie liegt vor, wenn endometriumähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle vorkommt und bei jedem Menstruationszyklus von den hormonellen Veränderungen beeinflusst wird. Eine Endometriose kann beeinträchtigende Unterbauchschmerzen auslösen und in manchen Fällen zu Unfruchtbarkeit führen.
  • Uteruspolyp: Darunter versteht man eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut (des Endometriums), die meistens gutartig ausfällt, sich ausschließlich im Inneren der Gebärmutterhöhle befindet und meistens die Ursache für abnorme Blutungen ist.