Definition

Die Präeklampsie ist eine schwerwiegende Komplikation, die während der Schwangerschaft und in seltenen Fällen während der Wochenbettphase auftritt.

Sie ist definiert durch das gleichzeitige Vorhandensein folgender Erkrankungen:

  • Bluthochdruck
  • Proteinurie*

Außerdem kann es zu klinischen Symptomen kommen.

Ursachen

  • Die Präeklampsie ist eine schwangerschaftsbedingte Krankheit, deren Ursache immer noch unbekannt ist und von der ungefähr 5 % der schwangeren Frauen betroffen sind.
  • Die Plazentaentwicklung zu Beginn der Schwangerschaft verläuft nicht einwandfrei, insbesondere kommt es zu einer Fehlentwicklung ihres Gefäßsystems. Infolgedessen bilden sich im Blut der Mutter Substanzen, die eine Beeinträchtigung der Gefäße bewirken.
  • Mehrere Organe können davon beeinflusst werden (Gehirn, Leber, Nieren usw.). Die ersten klinischen Anzeichen treten in der Regel nach der 20. Woche nach Ausbleiben der Regelblutung auf.

Risikofaktoren

Unter folgenden Umständen besteht ein hohes Risiko, diese Krankheit zu entwickeln:

  • Frühere Präeklampsie-Erkrankungen in der eigenen oder familiären Vorgeschichte
  • Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie
  • Alter über 35 Jahre
  • Erstschwangerschaft (bzw. erste Schwangerschaft mit diesem Partner)
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Großer zeitlicher Abstand zwischen den Schwangerschaften

Dasselbe gilt, wenn die Mutter von Folgendem betroffen ist:

  • Chronischer Bluthochdruck
  • Chronische Nierenerkrankung
  • Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte)*
  • BMI über 35 in Kombination mit einer insulinresistenten /insulinabhängigen Diabeteserkrankung
  • Sichelzellanämie*

Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?

Die alarmierenden Anzeichen

Symptome bei Bluthochdruck
  • Kopfschmerzen
  • Skotom (Flimmern / Blitze im Gesichtsfeld)
  • Tinnitus (abnorme Geräuscheindrücke: Brummen)
Symptome bei Leberversagen
  • Oberbauchschmerz (in der Magengegend)
Symptome bei Niereninsuffizienz
  • Ödeme
  • Oligurie (verminderte Harnproduktion: < 500 ml in 24 Stunden)

 

Diagnostische Abklärung

Um die Diagnose der Präeklampsie zu bestätigen, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt:

  • Blutdruckmessung
  • Bestimmung des Körpergewichts
  • Urintest
  • Bluttest
  • Kardiotokographie (CTG)

Anmerkung: Selbst, wenn keine klinischen Anzeichen vorliegen, wird das Vorhandensein dieser Erkrankung bei den Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft systematisch abgeklärt.

Risiken in Verbindung mit der Präeklampsie

Die Präeklampsie hängt, wie bereits erläutert, mit einer Fehlentwicklung des plazentaren Gefäßsystems zusammen.

Diese Problematik kann Risiken für die Mutter und/oder das Kind bewirken.

Damit diese Risiken verständlich vermittelt werden können, folgt hier zunächst eine kurze Erläuterung der Plazentafunktion. Ganz allgemein ist die Plazenta für den Austausch zwischen Mutter und Kind zuständig.

Mutter                                                                    Fötus
Eine Reihe an schwangerschaftsbedingten, physiologischen Veränderungen ermöglicht die Bildung der Plazenta in der Gebärmutter. Sobald sie mit der Gebärmutter verbunden ist, übernimmt sie ihre Filterfunktion, um den Bedarf des Babys zu decken. Der durch die Plazenta ermöglichte Stoffaustausch gewährleistet das Wachstum, die Sauerstoffversorgung, die Immunabwehr, die Beseitigung bestimmter Substanzen und dient auf diese Weise dem Wohlergehen des Fötus.

Risiken für den Fötus

Wenn die Plazenta ihre Funktion nicht einwandfrei erfüllen kann, bestehen mehrere Risiken:

  • intrauterine Wachstumsretardierung
  • fetaler Distress
  • Intrauteriner Fruchttod
  • Frühgeburt
  • Bleibende Hirnschädigungen

 

Risiken für die Mutter

Mehrere Organe können in unterschiedlicher Intensität betroffen sein:

  • Schädigung der Blutgefäße: Bluthochdruck
  • Leberschädigung: Gerinnungsstörungen, die das Risiko eines HELLP-Syndroms* und später einer DIC bewirken
  • Nierenschädigung: Proteinurie*, Ödem, Oligurie*
  • Hirnschädigung: Bewusstlosigkeit und Krampfanfälle (Eklampsie)

Anmerkung: Die Risiken für die Mutter bestehen nach der Geburt ungefähr eine Woche lang. Deshalb bleibt eine Überwachung erforderlich.

Behandlung und Versorgung

Versorgung und Behandlung

Gesamtdarstellung der Überwachungs- und Behandlungsmaßnahmen entsprechend der Entwicklung des Zustands der Mutter:

  • Pränataldiagnostik:
    • Allgemeine Vorsorgeuntersuchung
    • Blutdruckmessung und Urinanalyse

Wenn Bluthochdruck vorliegt:

  • Häufigere Vorsorgeuntersuchungen:
    • Ruhe
    • Behandlungsmöglichkeit

Wenn sich die Situation verschlimmert:

  • Klinikeinweisung:
    • Behandlung
    • Mehrere Vorsorgeuntersuchungen pro Woche
    • Überwachung des Babys (Monitoring)

Wenn Mutter und Kind gefährdet sind:

  • Entbindung
    • Weheneinleitung
    • Kaiserschnitt

 

Screening

Wenn Bluthochdruck vorliegt:

  • Pränataldiagnostik
    • Allgemeine Vorsorgeuntersuchung
    • Blutdruckmessung und Urinanalyse
  • Häufigere Vorsorgeuntersuchungen
    • Ruhe
    • Behandlungsmöglichkeit

 

Bei der Abklärung der Präeklampsie kommen vor allem zwei Untersuchungen zum Einsatz: Blutdruckmessung und Urintest. Weitere Befunde können erhoben werden.

Bei leicht erhöhtem Bluthochdruck (140/90) sind Ruhe und eine regelmäßige Überwachung angezeigt.

Bei deutlich erhöhtem Blutdruck muss eine blutdrucksenkende Behandlung eingeleitet werden. Es besteht die Möglichkeit, den Blutdruck zuhause zu überwachen.

Bitte beachten Sie: Nehmen Sie während der Schwangerschaft nie ein Arzneimittel ohne Rücksprache mit einer medizinischen Fachkraft ein.

Blutdruckmessung zuhause: Die richtige Blutdruckmessung zuhause erfordert ein hochwertiges Blutdruckmessgerät, dessen Armbinde dem Armdurchmesser entspricht. Vorzugsweise sollten Sie im Ruhezustand messen, möglichst in sitzender Position, an einem ungestörten Ort und zu einer Zeit, in der sie weder aufgeregt noch gestresst sind.

Die am besten geeigneten Tageszeiten sind der Morgen zwischen Aufstehen und Frühstück, sowie der Abend zwischen Abendbrot und Schlafengehen. (Französische Gesellschaft für Bluthochdruck und Prävention (CFLHTA).

Die Häufigkeit der Blutdruckmessung hängt von den ärztlichen Empfehlungen ab.

 

In der Klinik

Stationäre Versorgung und Behandlung, wenn sich die Situation verschlimmert:

  • Häufigere Vorsorgeuntersuchungen
    • Ruhe
    • Behandlungsmöglichkeit
  • Klinikeinweisung
    • Behandlung
    • Mehrere Vorsorgeuntersuchungen pro Woche
    • Überwachung des Babys (Monitoring)

 

Wenn sich die Situation verschlimmert, ist eine stationäre Überwachung erforderlich. Sie ermöglicht die Einleitung einer geeigneten Behandlung, einer klinischen und biologischen Überwachung der werdenden Mutter und des fetalen Wohlbefindens.

 

Entbindung

  • Klinikeinweisung
    • Behandlung
    • Mehrere Vorsorgeuntersuchungen pro Woche
    • Überwachung des Babys (Monitoring)

Wenn Mutter und Kind gefährdet sind:

  • Entbindung
    • Weheneinleitung
    • Kaiserschnitt

 

Die Entbindung ist die einzige Methode zur endgültigen Beseitigung der Präeklampsie. Um schwerwiegende Folgen für Mutter und Kind zu vermeiden, ist mitunter eine Geburtseinleitung vor dem vorgesehenen Termin angezeigt.

Die Entbindungsmethode hängt vom Schwangerschaftsalter und vom Gesundheitszustand der Mutter und des Babys ab.

Und danach?

Nach der Entbindung kann es sein, dass das Neugeborene dem Schwangerschaftsalter bzw. seinem Bedarf entsprechend in der Abteilung für Neonatologie versorgt werden muss. Das Pflegepersonal unterstützt es behutsam und unter Berücksichtigung seines individuellen Rhythmus bei der Anpassung an die Welt außerhalb des Mutterleibes. Stillen wird empfohlen.

In der Regel erfolgt eine engmaschige Überwachung der Mutter in der Entbindungsklinik gemäß den Empfehlungen des Arztes.

In extremen Fällen kann sich eine Verlegung der Mutter auf die Intensivstation als erforderlich erweisen.

Wenn Sie mehr erfahren wollen

Hier sind einige verlässliche Seiten, auf denen Sie Ihre Recherchen vertiefen können:

Glossar

  • Proteinurie: Proteinüberschuss im Urin
  • Sichelzellanämie: Erbkrankheit, die durch eine Mutation des Hämoglobins gekennzeichnet ist (Hämoglobinopathie) und sich durch eine schwere Anämie äußert.
  • Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte): Eine chronische Autoimmunerkrankung (bei der das Immunsystem die Bindegewebe des Körpers angreift), die zahlreiche Organe betreffen kann (Nieren, Gehirn, Leber, Darm, Haut…). Die gängigste Form ist der Systemische Lupus erythematodes (SLE).
  • HELLP-Syndrom: Haemolysis (Hämolyse: Auflösung der Erythrozyten), Elevated Liver enzymes (Anstieg der Leberenzyme) und Low Platelet count (Verminderung der Thrombozytenzahl). Sehr schwere Form der Präeklampsie.
  • DIC oder Disseminierte intravasale Koagulopathie: Schwere Gerinnungsstörung mit Hämorrhagie-Risiko.
  • Oligurie: Eine Urinausscheidung von weniger als 500 ml innerhalb von 24 Stunden. Der Normalwert liegt bei ungefähr 1 500 ml