Wozu dient sie? 

Die Myokardszintigraphie* dient der Bewertung der Herzmuskeldurchblutung (d. h. der Qualität der Versorgung durch die Koronararterien*) und ermöglicht auf diese Weise die Abklärung einer Koronaren Herzkrankheit. Dieses Untersuchungsverfahren ist aussagekräftiger als ein alleiniger Belastungstest und ebenso aussagekräftig wie eine Dobutamin-Echokardiographie (bzw. eine Belastungsechokardiographie). Es gibt gleichzeitig Auskunft über die Leistungsfähigkeit des Herzmuskels, d. h. über seine allgemeine Kontraktionsfähigkeit (Pumpleistung des Herzens oder ventrikuläre Ejektionsfraktion). Außerdem kann es den Zellstoffwechsel analysieren und insbesondere die Lebensfähigkeit des Herzmuskels bewerten: Beispielsweise nach einem Herzinfarkt geht es um die Abklärung des Fortbestands lebensfähiger Zonen im Infarktbereich, die zur Wiederherstellung einer bestimmten Kontraktion in der Lage sind.

In welchen Fällen? 

Beispielsweise ermöglicht die Szintigraphie die Analyse der Auswirkungen von Läsionen, wie z. B. Verengungen im Bereich der Koronararterien, auf die Herzfunktion. Sie wird ebenso eingesetzt, um bei Verdacht auf Angina pectoris oder Herzinsuffizienz die Durchblutungsstörungen des Herzens zu orten. Oder auch bei Patienten, die sich einer Koronarangioplastie (Erweiterung der Herzkranzgefäße) oder einer koronaren Bypass-Operation unterzogen haben.

Es handelt sich hierbei um ein wertvolles Instrument zur Diagnose der Koronaren Herzkrankheit bei Personen, die Risikofaktoren aufweisen (Diabetiker, Raucher, Bluthochdruck-Patienten, Patienten mit Fettstoffwechselstörungen usw.), bei denen ein Belastungstest (Fahrrad oder Laufband) nicht möglich ist (körperliche Unfähigkeit zu treten oder zu laufen), zu schwierig ist (Personen, die sich kaum bewegen und/oder eine geringe Bewegungsmotivation aufweisen) oder nicht aussagekräftig oder umstritten ist. Bei Auffälligkeiten im EKG*, wie z. B. ein kompletter Linksschenkelblock, wird diese Untersuchung meist unmittelbar veranlasst.

Vor der Untersuchung

Szintigraphische Untersuchungen werden möglich durch die Injektion einer bestimmten radioaktiven Substanz, die man als radioaktiven Tracer bezeichnet (Thallium 201 oder Technetium). Ein spezielles Erkennungsgerät (die Gammakamera) erfasst die Verteilung der injizierten Substanz in den verschiedenen Abschnitten des untersuchten Organs. Dargestellt wird diese Verteilung in Form einer Reihe aus „funkelnden“ Punkten, die den durch das radioaktive Produkt markierten Zonen entsprechen.

Kombination der Myokardszintigraphie mit einem Belastungstest und/oder einer medikamentösen Stimulation 

In der Kardiologie wird die Myokardszintigraphie mit einem Belastungstest auf dem Fahrrad oder Laufband kombiniert, bzw. mit einer medikamentösen Stimulation (Dipyridamol, Adenosin, Dobutamin), wenn die Belastung entweder nicht möglich oder nur von mäßiger Intensität ist. Im Interesse eines möglichst aussagekräftigen Untersuchungsergebnisses können Belastungstest und medikamentöse Stimulation in diesem Sinne verknüpft werden. Die Aufzeichnung der Bilder erfolgt erstmals unmittelbar nach der Belastung bzw. medikamentösen Stimulation, ein zweites Mal während der Erholungsphase 15 bis 30 Minuten nach der Injektion des Tracers und schließlich ein drittes Mal im Ruhezustand drei bis vier Stunden später.

Wie läuft die Untersuchung ab? 

Der Patient unterzieht sich entweder einem Belastungstest, der ungefähr 15 Minuten dauert, oder ein stimulierendes Arzneimittel (Dipyridamol, Adenosin oder Dobutamin) wird ihm injiziert (über einen peripheren Venenkatheter am Unterarm), um die Belastung nachzuahmen. Anschließend wird der Patient auf einen Untersuchungstisch gelegt. Nun wird eine radioaktive Substanz, also ein Marker oder Tracer (Technetium, Thallium), über eine Vene* im Unterarm verabreicht. Diese reichert sich selektiv auf der Höhe des Myokards an. Sobald sich dieser Marker gleichmäßig im Organismus verteilt hat, wird die austretende Strahlung aufgezeichnet. Eine Gammakamera, die über dem Untersuchungstisch positioniert wird, erfasst die austretende Radioaktivität und wandelt sie in eine photographische Form um.

Die Szintigraphie ermittelt Auffälligkeiten bei der Herzdurchblutung: Die gut durchbluteten Bereiche ergeben ein gleichmäßiges Bild, während die schlecht durchbluteten Bereiche (man spricht von Ischämie*) als Negativbild erscheinen (man spricht von Speicherdefekten). Gleichzeitig ermittelt sie Auffälligkeiten im Zusammenhang mit der Pumpleistung des Herzens insgesamt (man spricht von ventrikulärer Ejektionsfraktion). Diesen Daten entsprechend kann vier Stunden später im Ruhezustand mit oder ohne erneuter Injektion des radioaktiven Markers eine weitere Untersuchung durchgeführt werden, um ergänzende Informationen zu erhalten.

Zu ergreifende Vorsichtsmaßnahmen: 

Eine Szintigraphie ist kontraindiziert bei einer erwiesenen oder vermuteten Schwangerschaft sowie während der Stillzeit. Es ist erforderlich, mindestens sechs Stunden vor der Untersuchung nüchtern zu sein.
In den letzten 48 Stunden vor der Untersuchung muss auf kaliumhaltige Arzneimittel und kaliumreiche Lebensmittel verzichtet werden (z. B. Trockenfrüchte, Bananen und Trockengemüse).
In den letzten 24 Stunden vor der Untersuchung muss auf Kaffee, Schokolade, Tee (und Theophyllin) verzichtet werden.
Je nach Fall kann der Kardiologe das Absetzen bestimmter Arzneimittel 24 bis 48 Stunden vor der Untersuchung verordnen. (Das gilt z. B. für Betablocker*, da diese Präparate die Herzaktion verlangsamen).

Glossar

  • Szintigraphie: Bildgebungsverfahren auf der Grundlage radioaktiver Substanzen (Isotope), welche die Eigenschaft besitzen, sich nach der intravenösen Injektion in den zu untersuchenden Geweben anzureichern. Ein Spezialbildschirm ermöglicht beispielsweise die Darstellung des aktiven Herzmuskels oder die Bestimmung des Umfangs einer Nekrosezone.
  • Arterien: Blutgefäße, die das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zu den Organen befördern.
  • Koronararterien: Arterien, die den Herzmuskel kranzförmig umgeben und seine Durchblutung und Sauerstoffversorgung gewährleisten. Die Verstopfung eines Koronararterienastes kann einen Herzinfarkt auslösen.
  • Angina pectoris: Brustschmerz, der in Ruhe oder bei Belastung auftritt und durch die Unterversorgung des Herzens verursacht wird, wenn die Koronararterien verengt sind, was eine unzureichende Sauerstoffzufuhr zur Folge hat.
  • Herzinsuffizienz: Abnahme der Kontraktionskraft des Herzmuskels, die sich insbesondere durch einen Rückgang der Versorgung der Organe mit sauerstoffreichem Blut und eine beeinträchtigte Rückführung des venösen Blutes zum Herzen äußert.
  • Bypass-Operation: Ein Verfahren, das darin besteht, zwischen der Aorta und einer Koronararterie unterhalb des verengten oder verstopften Bereichs eine Vene oder Arterie (die dem Patienten vorher entnommen wurde) einzusetzen, um einen für den Herzmuskel ausreichenden Blutfluss wiederherzustellen. Dabei geht es gewissermaßen um die Schaffung einer Verbindungsbrücke, die dem Blutfluss das Umgehen des Hindernisses (Gerinnsel) ermöglicht.
  • EKG: Elektrokardiogramm
  • Schenkelblock: Verzögerung oder Unterbrechung der Erregungsleitung des Herzens zwischen den Vorhöfen und den Kammern, die entweder den rechten Tawara-Schenkel (Rechtsschenkelblock, RSB) betrifft oder den linken Tawara-Schenkel (Linksschenkelblock, LSB) oder beide zugleich (kompletter Schenkelblock). Dabei handelt es sich um eine Störung, die einen Herzschrittmacher erforderlich macht.
  • Vene: Ein Blutgefäß, welches das sauerstoffarme Blut (venöses Blut) zurück zum Herzen befördert.
  • Ischämie: Zustand eines Organs, dem vorübergehend (akute Ischämie) oder dauerhaft das normale Blutvolumen fehlt, das zur Deckung seines Sauerstoffbedarfs sowohl in Ruhe als auch bei Belastung erforderlich ist (Herz, Muskel). Die Myokardischämie ist für den als Angina pectoris bezeichneten Schmerz verantwortlich.
  • Betablocker: Arzneimittelgruppe, die zur Behandlung von arterieller Hypertonie und Angina pectoris bestimmt ist. Sie wirken, indem sie die Adrenozeptoren an den Arterien- und Myokardwänden hemmen, um den Anstieg des Blutdrucks und die Kontraktionskraft des Myokards zu bremsen.

Quelle: www.fedecardio.org