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„Der Patient hat sein Gesundheitspotential größtenteils selbst in der Hand.“

Marie-Françoise Collière

Jeder Mensch geht auf seine Weise mit Schicksalsschlägen um. Nach der Diagnose einer Niereninsuffizienz braucht der/die Patient/in Zeit, um ihre Bedeutung zu erkennen und sich mit den bestehenden Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Solche Situationen, die eine Umgestaltung der Lebensführung verlangen, stellen häufig eine Chance zur Entdeckung ungeahnter, neuer Fähigkeiten dar.

Das Pflegeteam steht den Patienten und ihren Angehörigen mit seinem Fachwissen zur Seite und bietet seine Begleitung an. Doch SIE SELBST verfügen über ein sehr wertvolles Wissen: Sie sind mit der Krankheit und ihren Folgen für den Alltag vertraut.

Ihre persönlichen Erfahrungen sind ebenso wichtig wie das Fachwissen des Pflegeteams.

Bevor wir uns ausführlicher mit dem Thema befassen, geben wir Ihnen folgende Empfehlung mit auf den Weg: Bewahren Sie Ihre Neugier für alles, was Sie sehen oder hören. Stellen Sie Fragen. Indem Sie sich darum bemühen, zu verstehen, was Ihnen widerfährt und was in Ihrer Umgebung geschieht, lernen Sie viel über Ihre Krankheit, Ihre Behandlung, über die anderen und sich selbst.

Auf diese Weise fühlen Sie sich besser gewappnet für die Entscheidungen, die es in Bezug auf Ihren Körper und Ihre Gesundheit zu treffen gilt.

Sie werden aktiv an Ihrer Versorgung und an der Bewältigung Ihrer Erkrankung mitwirken und in der Lage sein, die erforderlichen Fachkompetenzen zu entwickeln, um bei Ihrer Behandlung Verantwortung zu übernehmen.

Ihre neuen Fähigkeiten

Die Behandlung der Niereninsuffizienz mithilfe der Dialyse wird Veränderungen in vielen Bereiche Ihres Lebens bewirken: Berufsleben, Privatleben, Familienleben…

Sie werden lernen, Ihre Ernährungsweise und Ihr Zeitmanagement umzustellen: Berufstätigkeit, Freizeitbeschäftigungen, Mahlzeiten mit der Familie, Urlaubsplanung, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben…

Alle diese Veränderungen vollziehen sich nicht von selbst. Zweifellos erfordert ihre erfolgreiche Verwirklichung Zeit für die persönliche Auseinandersetzung, eine unterstützende Beratung und praktische Organisation.

Durch die Wahl einer Behandlungsmethode stellen Sie die Weichen für Ihre neue Lebensweise. Diese Entscheidung muss von jedem Patienten/jeder Patientin selbst getroffen werden, anhand seiner/ihrer persönlichen Kriterien und unter Berücksichtigung der Informationen, die er/sie von den Ärzten und Pflegekräften erhalten hat.

Zwangsläufig werden Sie im Vergleich zu Ihrem Leben vor der Dialyse einen Taktwechsel wahrnehmen.

Die Wiederherstellung des inneren Gleichgewichtes erfordert Einsatz, Reflexion, Auseinandersetzung, Zulassen der verschiedenen Gefühle, die auftreten können. Dieses neue Gleichgewicht, kann nur von Ihnen gefunden werden. Mitunter werden Ihre eigenen Reaktionen Sie selbst überraschen: Wut, Gereiztheit, Ängste, Lustlosigkeit, Weinen, Gefühl von Einsamkeit, Ohnmacht… aber auch Souveränität und Erfolg bei der Stabilisierung und Bewältigung Ihrer neuen Behandlung.

Was können Sie tun, um sich an Ihre Krankheit und Ihre Behandlung anzupassen und mit ihnen zu leben?

Anfangs fühlen Sie sich wahrscheinlich überfordert, doch seien Sie versichert, dass Sie bald neue Fähigkeiten entwickeln werden, von denen Sie bisher nichts ahnten:

  • Sobald Sie besser über die Krankheit und ihre Behandlung Bescheid wissen, werden Sie aufmerksam für Ihren Körper sein und die Anzeichen einer Verschlechterung oder Stabilisierung Ihres Zustandes erkennen.
  • Sie werden die Fragen Ihrer Angehörigen und Freunde zu den Folgen der Dialyse für Ihr Alltagsleben besser beantworten können.
  • Beim Einkaufen wird es Ihnen leichter fallen, die am besten geeigneten Lebensmittel auszuwählen.
  • Sie werden jede einzelne Fachkraft des interdisziplinären Teams (siehe Fotogalerie) kennen und wissen, in welchem Bereich sie Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen kann.
  • Bei der Selbsthilfegruppe der Nierenpatienten des Hôpital Kirchberg finden Sie aufmerksame Zuhörer, die von derselben Krankheit betroffen sind und mit denen Sie sich über praktische Fragen, Erfahrungen und Gefühle austauschen können. Darüber hinaus können Sie die Erfahrungsberichte anderer Patienten abrufen.
  • Sie werden wissen, worauf Sie bei Ihren Blutentnahmen achten müssen.
  • Sie werden über die Wirkung Ihrer Arzneimittel Bescheid wissen.
  • Sie werden sich mit den Begleiterscheinungen Ihrer Arzneimittel auskennen.
  • Sie werden in Ihrer medizinischen Versorgung Verantwortung übernehmen und an den Entscheidungen und Behandlungsmaßnahmen mitwirken.

Die therapeutische Schulung ermöglicht den Patienten den Erwerb der Fähigkeiten und Kompetenzen, die ihnen bei der optimalen Bewältigung ihres Lebens mit der Krankheit helfen (1). Das Pflegeteam der Abteilung für Nierenheilkunde der HRS wird in diesem Sinne geschult und bietet Ihnen die erforderliche Unterstützung. Die Kommunikation beschränkt sich nicht auf den Austausch zwischen Patient und Pflegekraft, sondern kann ebenfalls Familienmitglieder und Freunde einbeziehen, immer mit dem Ziel, eine maximale Optimierung der Versorgung zu gewährleisten. Sie können die Fachpflegekräfte jederzeit erreichen.

Technische Kompetenzen

Die Dialysebehandlung erfordert die Anwendung von Geräten und Maschinen.

Diese sehr technische Umgebung kann anfangs beängstigend sein. Doch im Lauf Ihrer Termine werden Sie sich schnell daran gewöhnen.

Entsprechend Ihrer Anpassungsfähigkeit, Ihren Erwartungen und Bedürfnissen und unter Berücksichtigung der Dialysemethode haben Sie die Möglichkeit, an den technischen Vorgängen Ihrer Behandlung mitzuwirken.

Manche Patienten beteiligen sich z. B. am Aufbau eines Hämodialyse-Generators (falls die Hämodialyse als Behandlungsmethode gewählt wurde).

Andere übernehmen die Punktion ihres Dialyseshunts selbst.

Die Mitwirkung kann auch in der manuellen Kompression der Punktionsstellen Ihres Dialyseshunts bestehen.

Andere führen ihre Behandlung täglich zuhause durch, vollkommen selbstständig und ohne die Hilfe einer Pflegekraft (automatisierte oder kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse).

Alle diese technischen Verfahren werden Ihnen zunächst vorgeführt und erklärt. Sie können sie teilweise oder vollständig selbst durchführen, sobald Sie sich dazu bereit fühlen.

Es kann sein, dass Ihnen diese Vorstellung in der ersten Phase Angst macht. Niemand erwartet, dass Sie von Anfang an komplizierte Verfahren allein übernehmen. Das Erlernen kleiner Handgriffe ist bereits ein großer Erfolg.

Nach und nach werden Sie Vertrauen gewinnen und ungeahnte Ressourcen entdecken.

Merken Sie sich Folgendes: Ein kleiner Sieg ist vor allem ein Sieg.

Die Fähigkeit, an der eigenen Behandlung mitzuwirken, ist sehr befriedigend.

Denken Sie daran, dass Ihr Team der Abteilung für Nierenheilkunde immer für Sie da ist, um Sie zu unterstützen und zu begleiten, in einem Klima, das auf Dialogbereitschaft, Austausch und Zuwendung beruht. Gemeinsam finden wir die Lösungen, die für Sie am besten geeignet sind.

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Niereninsuffizienz
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