
Die erste psychotische Phase entspricht dem erstmaligen Auftreten der Psychose bei
der betroffenen Person. Man spricht auch von der ersten Dekompensation oder vom ersten
psychotischen Schub.
Zu Beginn der Erkrankung wissen weder der Patient selbst noch seine Angehörigen, was ihm widerfährt. Meistens denken die Angehörigen, dass es sich um eine vorübergehende Krise handelt. Weder der Patient noch sein Umfeld sehen einen Grund, sich professionelle Hilfe zu holen. Dieser erste psychotische Schub offenbart etwas Ungewöhnliches. Er löst Betroffenheit aus. Er schockiert. Die Angehörigen fühlen sich hilflos und ohnmächtig, da sie nicht verstehen, was im Betroffen vorgeht.
Die Person verliert erstmals den Kontakt zur Realität. Diese Erfahrung versetzt sie in Angst und Schrecken, und sie verliert ihre Sicherheiten. Es kann vorkommen, dass Stimmen sie auffordern, sich wehzutun, dass sie Schlangen sieht, die sie überfallen oder denkt, in ihrem Zimmer würde es spuken, was sehr angsteinflößend ist. Auch Positivsymptome treten auf: Halluzinationen, Wahnvorstellungen, zusammenhangloses Denken, befremdliche Verhaltensweisen, Verhaltensstörungen usw.Meistens gehen diesem ersten Schub sogenannte Frühzeichen oder Vorboten voraus. Wenn die Angehörigen diese Anzeichen wieder erkennen, können sie bevorstehende Schübe vorhersehen, falls die Erkrankung fortschreitet.
Das Diagnostizieren einer Psychose ist komplex und braucht Zeit, da es auf der Beobachtung der Entwicklung des Patienten und der Symptomatik beruht. Häufig vergehen mehrere Monate, bis die betroffene Person behandelt wird. Während dieser Phase kann es sein, dass sie selbst und ihr Umfeld schwierige oder sogar unerträgliche Situationen erleben. Die erste Behandlung erfolgt fast immer stationär, was die Erstellung der Diagnose und die Einführung eines Behandlungsplans zur Überwindung des Schubs ermöglicht.
Eine Psychose kann behandelt werden. Doch in diesem Krankheitsstadium ist die Entwicklung nicht vorhersehbar. Manche Patienten haben nach der Behandlung keine psychotischen Schübe mehr. Andere dagegen erleben weitere Schübe in nicht vorhersehbarer Häufigkeit. Durch die Behandlung kann die betroffene Person zu einem stabileren Leben zurückfinden.
Man muss wissen, dass bei Krankheiten dieser Art die Genesungschancen und die Ergebnisse
umso besser sind, je früher man etwas unternimmt und je frühzeitiger die Behandlung einsetzt. Eine frühzeitige Behandlung kann die Schwere der Erkrankung abmildern, die Lebensqualität des Betroffenen und seiner Angehörigen verbessern, die Hoffnung aufrechterhalten und in manchen Fällen die Behandlungsdauer verkürzen.
Mitunter lehnt der Patient die Behandlung ab, weil er von Anosognosie betroffen ist, sodass er
seine Störung nicht wahrnehmen kann. Er sagt, dass er nicht krank ist, zumal er überzeugt ist, dass die Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder sonstigen Symptome, die er erlebt, real sind, was es schwierig machen kann, ihn zu einem Arztbesuch oder zur Einnahme eines Arzneimittels zu motivieren.
Suizidgedanken und -versuche sind bei Menschen, die eine erste psychotische Phase durchgemacht haben, häufiger als bei der Gesamtbevölkerung. Eine frühzeitige Behandlung trägt zur Verringerung der Anzahl bei.
Was ist bei einer ersten psychotischen Phase zu tun?
- Wenden Sie sich an den Hausarzt oder gehen Sie in die Notaufnahme der diensthabenden Klinik.
- Bei verbaler oder körperlicher Gewalt ist das Gefährdungsrisiko der betroffenen Person selbst und/oder ihres Umfeldes real. Beide müssen geschützt werden. Wenn ein Gespräch mit dem betroffenen Angehörigen nicht möglich ist, bringen Sie sich in Sicherheit und wählen Sie die Notrufnummer 112 und/oder die Nummer der Polizei (113). Die Polizei oder der Rettungsdienst bringt den Patienten in die Notaufnahme der diensthabenden Klinik, wo er von einem Psychiater untersucht wird, der beschließen kann, ihn in die Klinik einzuweisen.