Die Symptome der Psychose werden üblicherweise in „Positivsymptome“ und „Negativsymptome“ eingeteilt. Patienten, die von einer Psychose betroffen sind, weisen in der Regel beide Arten von Symptomen auf. Nicht alle Symptome der Psychose sind gleichzeitig oder durchgehend vorhanden. Sie äußern sich wechselhaft, in Abhängigkeit von den Umständen, dem Ermüdungszustand, den Gefühlen, dem Stressniveau, und bewirken eine Störung der Kommunikation mit der Außenwelt und der Beziehung zu den nahestehenden Personen.

Das Auftreten der Symptome hängt auch von der Wahrnehmung ihres Vorhandenseins durch die betroffene Person ab.
Weitere Faktoren, welche die Äußerung der Symptome beeinflussen, sind die regelmäßige Arzneimitteleinnahme, die Therapien, die familiäre und soziale Begleitung.

Die Positivsymptome (produktive Symptome)

Das Adjektiv „positiv“ kann hier zweideutig sein. Tatsächlich werden die Symptome dieser Gruppe als „Positivsymptome“ bezeichnet, weil sie zu den gewöhnlichen psychischen Funktionen (Denken, Reflektieren, Fühlen usw.) neu dazukommen. Was der Betroffene denkt und fühlt, erscheint ihm real. Das bedeutet, dass solche Symptome bei gesunden Menschen nicht feststellbar sind. Der Begriff „positiv“ in diesem Zusammenhang darf nicht mit der gängigen Bedeutung des Wortes verwechselt werden.

Auftreten von Gedanken:

  • Wahnvorstellungen
  • Größenideen
  • Misstrauen
  • verworrenes Denken, Reden, Verhalten

Auftreten von Wahrnehmungen:

  • Halluzinationen

Auftreten sonderbarer Verhaltensweisen

  • Wahnvorstellungen

Sie können als falsche, realitätsfremde Überzeugungen definiert werden. Die häufigsten Wahnvorstellungen sind paranoider Art (Verfolgungswahn) oder megalomaner Art (Größenwahn).
Beispiel: Sehr häufig sind die betroffenen Personen davon überzeugt, dass sie durch Kameras überwacht werden. Sie können auch von ihrer Zugehörigkeit zu einer berühmten oder königlichen Familie usw. überzeugt sein.

  • Halluzinationen         

Dabei handelt es sich um Wahrnehmungen ohne Außenreiz, von denen die meisten auditiver Art sind („Stimmenhören“), doch es gibt auch optische und olfaktorische Halluzinationen sowie Leibhalluzinationen.

  • Formale Denkstörungen

Der Rhythmus und der Ablauf des Denkens sind beeinträchtigt: Logorrhö (gesteigerter Redefluss), Denkhemmung (plötzliche Unterbrechung des Denkens), Perseveration (Unfähigkeit, mühelos das Thema zu wechseln).

  • Depersonalisation                                                                                                                                                                                             

Die betroffene Person hat das Gespür für sich selbst verloren. Sie hat den Eindruck, von ihrem Körper und ihrem Geist losgelöst zu sein.

  • Derealisation                                                                                                                                                                                                   

Die Außenwelt erscheint fremd, unwirklich.

Die Positivsymptome – ein paar Beispiele

  • „Ich höre Stimmen, die sonst niemand hört.“
  • „Sehe Dinge, die sonst niemand sieht.“
  • „Habe den Eindruck, nicht verstanden zu werden.“
  • „Bilde mir Dinge ein.“
  • „Meine Gedanken sind wirr.“
  • „Meine Angehörigen sagen, dass ich seltsam bin.“
  • „Ich bin nervös.“
  • „Ich habe Angst, auf der Straße, umgebracht zu werden“.
  • „Meine Angehörigen sagen, dass ich häufig unpassend gekleidet bin.“
  • „Meine Angehörigen verstehen nicht, was ich erzähle. Sie sagen, dass ich häufig von einem Thema zum nächsten springe.“
  • „Ich bin von einem Dämon besessen.“
  • „Ich erhalte über das Fernsehen Botschaften, die für mich bestimmt sind.“

Die Negativsymptome oder defizitären Symptome

Die „Negativsymptome“ entsprechen einer Abschwächung der gewöhnlichen psychischen Funktion (Denken, Reflektieren, Fühlen usw.). Sie treten auch bei anderen psychiatrischen Erkrankungen auf, wie z. B. bei Depressionen. Diese Symptome wirken sich sehr beeinträchtigend auf das Leben der betroffenen Person aus. Die medikamentöse Behandlung nimmt weniger Einfluss auf die Negativsymptome als auf die Positivsymptome. Doch die Psychoedukation (Aufklärung über die Krankheit, ihre Symptome, die Behandlungsmöglichkeiten, die Rückfallprävention usw.) stellt einen entscheidenden Teil der Therapie dar, der eine Besserung des Patientenzustands herbeiführen kann.

  • Verminderung und Abschwächung der Gedanken, Gefühle, Handlungen:
    • Energiemangel
    • Rückgang der Betätigung
    • Antriebslosigkeit
    • Isolierung / Rückzug
    • Konzentrationsstörungen
  • Apathie

Aktives Handeln fällt der betroffenen Person schwer. Sie vernachlässigt ihre Kleidung, ihre Körperhygiene, ihr Aussehen. Eine von Apathie betroffene Person bewältigt die Alltagsorganisation nicht mehr richtig (Arzttermine usw.). Sie vernachlässigt ihre Interessen und ihre sozialen Kontakte. Sie isoliert sich nach und nach und verliert die Lust an allem.

  • Kognitive Störungen

Eine von kognitiven Störungen betroffene Person weist Aufmerksamkeitsdefizite, Konzentrationsstörungen und Gedächtnisprobleme auf. Es gelingt ihr nicht mehr, bestimmte Maßnahmen oder Tätigkeiten zu planen und sich selbst zu organisieren, selbst wenn sie dies gern möchte.

  • Anhedonie (Verlust der Freude)

Es gelingt der betroffenen Person nicht mehr, Glück oder Freude zu empfinden, selbst bei erfreulichen Ereignissen (z. B. Heirat eines nahestehenden Menschen, Geburt eines Kindes).

Die Negativsymptome – ein paar Beispiele

„Bestimmte Dinge kann ich mir nicht mehr merken.“

„Ich habe den Eindruck, dass mein Kopf leer ist.“

„Ich irre mich oft.“

„Manchmal habe ich viel zu viele Gedanken im Kopf und manchmal nicht genug.“

Affektive Symptome und sonstige Symptome

Dabei handelt es sich um Symptome, die unbemerkt bleiben können, weil sie weniger typisch sind, aber dennoch die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen.

Die betroffene Person fühlt sich manchmal traurig, manchmal leer oder vollkommen empfindungslos. Sie kann sich auch als unruhig, wütend, nervös, angespannt, ängstlich erleben. Sie kann Suizidgedanken oder Gedanken an den Tod haben.

  • Aggressives Verhalten

Es kann sich gegen Dinge, gegen sich selbst oder gegen andere richten. Wichtiger Hinweis: Dieses gewalttätige Verhalten tritt viel seltener auf als dies in manchen rein fiktiven Filmen vermittelt wird.

  • Schlafstörungen

Der Tag-Nacht-Rhythmus ist gestört. Die betroffene Person neigt dazu, nachts unruhig zu sein und tagsüber zu schlafen oder sich müde zu  fühlen.

Beispiel: Manche Betroffene verrücken nachts ihre Möbel oder bleiben den ganzen Tag im Bett.

  • Konsum und Missbrauch von Substanzen

In manchen Fällen konsumieren Betroffene regelmäßig Alkohol, Cannabis oder Arzneimittel, um ihr Leiden zu lindern. Besonders Cannabis  kann bei prädisponierten Menschen einen psychotischen Zustand auslösen.

  • Auffälligkeit

Sonderbare Verhaltensweisen, Äußerungen oder Umgangsformen, die für die Umgebung schwer erklärbar sind.