Welche Mechanismen liegen der Depression zugrunde?
Häufig, um nicht zu sagen, immer, suchen depressive Menschen nach rationalen Ursachen ihrer Depression. Um eine Erklärung zu finden und ihrer Situation einen Sinn zu verleihen, bemühen sie sich, zu verstehen, wie es mit ihnen so weit kommen konnte.
In der Regel beziehen sich die Überlegungen auf eine äußere Ursache, wie z. B. Mobbing am Arbeitsplatz, Verlust eines Angehörigen, Einsamkeit, oder auf eine persönliche Ursache, d. h. der Patient hält sich für zu
„schwach“ und wertet sich ab, und es werden noch viele weitere Gründe gefunden.
Doch solche „Erklärungen“ behindern den Heilungsprozess meistens mehr als dass sie ihn fördern.
Die Depression ist das Ergebnis verschiedener Faktoren:
Genetische Faktoren
Zahlreiche Studien beweisen einen genetischen Einfluss beim Auftreten von Depressionen, doch dabei handelt es sich stets nur um eine Prädisposition (Vulnerabilität) für die Entwicklung der Erkrankung. Das bedeutet, wenn ein Elternteil von Depression betroffen war, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit, selbst daran zu erkranken. (Folglich müssen auch bei genetischer Prädisposition andere Faktoren hinzukommen, damit eine depressive Phase ausgelöst wird: Bio-psycho-soziales Modell).
Wissenschaftliche Studien haben einen Zusammenhang zwischen Störungen biologischer Vorgänge, insbesondere der Gehirnfunktion, und dem Auftreten von Symptomen der Depression entdeckt, wobei noch ungeklärt ist, ob es sich dabei um eine Ursache oder eine Folge der Depression handelt. Ein Ungleichgewicht bestimmter chemischer Substanzen im Gehirn, wie z. B. Neurotransmitter, oder Hormonstörungen können mit der Depression in Verbindung stehen. Die Wirkung von Antidepressiva und die Psychotherapie führen zu einer biologischen Besserung dieser Störungen und folglich zu einer Stabilisierung des Zustands des Patienten.
Umweltfaktoren
Bestimmte psychische Mechanismen können einen depressiven Zustand aufrechterhalten oder „mitverantwortlich“ dafür sein (Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen, Stress und Beziehungen, einschränkende Vorstellungen…)
Soziale Faktoren
Verlust der Orientierung, Auseinanderbrechen familiärer Strukturen, Einsamkeit oder auch wirtschaftliche Unsicherheit sind Faktoren, die eine depressive Phase auslösen können.
Psychologische Faktoren
Bestimmte psychische Mechanismen können einen depressiven Zustand aufrechterhalten oder „mitverantwortlich“ dafür sein (Schwierigkeiten im Umgang mit Gefühlen, Stress und Beziehungen, einschränkende Vorstellungen…)
Letztlich ist jeder Mensch einzigartig, erlebt und erträgt schwierige Situationen auf seine Weise und reagiert individuell darauf.
Dennoch kann man versuchen, eine (nicht erschöpfende) Liste der „Auslöser“ der Depression zu erstellen:
- Traumatisierendes Ereignis, Veränderung im Leben eines Menschen
- verschiedene Krankheiten (Schilddrüsenunterfunktion, Schlaganfall, bestimmte Krebsarten, Parkinson usw.), Wechselbeziehung zwischen Depression und gesundheitlichen Problemen
- chronische Schmerzen
- Alkoholmissbrauch und/oder Drogenmissbrauch (Amphetamine)
- bestimmte Arzneimittel, wie z. B. Betäubungsmittel, Beruhigungsmittel, Kortikosteroide, Steroide, Anabolika, Hormonpräparate usw.
Welche Verhaltensweisen sind angebracht?
Verständnis zeigen und beruhigen. Dem anderen vermitteln, dass Sie seine Gefühle, sein Leiden verstehen, dass er nicht dafür verantwortlich ist, dass sein Zustand vorübergehend ist und sich zum Positiven verändern wird, dass es eine Perspektive gibt, die er in seiner gegenwärtigen Verfassung noch nicht sehen kann. Durch Verständnis und aktives Zuhören werden Sie sich selbst und dem Betroffenen am besten gerecht.
Was man nicht tun sollte
Es bringt nichts, dem depressiven Menschen zu sagen, dass er sich anstrengen soll oder guten Willen zeigen muss. Moralisierende Reden sind nicht angebracht und verstärken nur das Minderwertigkeitsgefühl des anderen. Abwertungen oder Abweisungen durch Floskeln wie „Du hast alles, um glücklich zu sein“ oder „Du hast keinen Grund, traurig zu sein“ sollten vermieden werden. Das verstärkt nur die Schuldgefühle und vermittelt den Eindruck, nicht verstanden zu werden. Beides sind erschwerende Faktoren, die Depressionssymptome und Suizidgedanken fördern.