Worum geht es?
In den ersten Tagen nach der Entbindung können Mütter verschiedene Formen von Stimmungsschwankungen erleben. Die häufigste Form ist der Baby Blues . Diese Phase der Traurigkeit hält einige Tage an und betrifft ungefähr die Hälfte der Wöchnerinnen.
Die zweite Form ist die postpartale Depression(Latein: post („nach“) und partus („Gebären“)) oder postnatale Depression.
Alle können davon gleichermaßen betroffen sein: sowohl Frauen, die zum ersten Mal Mutter geworden sind, als auch Frauen, die bereits Mutter sind, sowie Adoptivmütter. Die Behandlung der postpartalen Depression wird auf die jeweilige Situation abgestimmt.
Die postpartale oder puerperale Psychose ist eine seltene, aber äußerst schwerwiegende psychische Störung, die in der Regel in den ersten Wochen nach der Entbindung auftritt. Sie kündigt sich nicht vorher an und äußert sich meistens ziemlich heftig.
Die Mutter hat das Gefühl, durch die Hölle zu gehen. Sie hat Wahnvorstellungen und visuelle und akustische Halluzinationen. Es kann zu extremen Stimmungsschwankungen kommen, die von einer depressiven Phase bis zu Erregungszuständen (Überschwang an Energie) reichen, sehr belastend sind und mit Unruhe, Verwirrung und Angst einhergehen. Die Betroffene leidet an Schlaflosigkeit, die zu Erschöpfung führt. Gegenüber ihrem Neugeborenen wird sie immer gleichgültiger. Es kann zu aggressivem Verhalten kommen, das sich gegen sie selbst oder gegen ihren Säugling richtet.
Die Wahnvorstellungen, akustischen und visuellen Halluzinationen, an denen sie leidet, betreffen hauptsächlich ihre Beziehung zum Kind. Sie sieht oder hört Dinge, die nicht real sind. Stimmen sagen ihr z.B. dass das Kind krank ist, dass ihr Neugeborenes versucht, sie umzubringen, oder auch, dass sie ihrem Kind Schaden zufügen soll usw. Das Suizidrisiko oder das Risiko einer Kindestötung ist bedenklich hoch.
Insgesamt gehört Folgendes zu den häufigsten Symptomen:
- Verwirrung
- zeitliche oder räumliche Desorientierung
- massive Angst
- Schlafstörungen
- psychomotorische Unruhe
Es kann auch sein, dass die Mutter ein scheinbar kindliches Verhalten aufweist. In den meisten Fällen bemerken die Angehörigen, genauer gesagt der Vater des Babys, dass mit der Mutter etwas nicht in Ordnung ist. Doch manchmal fällt es der Mutter selbst auf.
Es ist von wesentlicher Bedeutung, dass die Mutter mit ihren Problemen nicht allein bleibt. Sie sollte über ihre Erschöpfung, ihre Ängste und ihre Gedanken mit ihren Angehörigen, ihrem Hausarzt einer Hebamme oder jeder sonstigen medizinischen Fachkraft sprechen.
Fast immer ist eine stationäre Behandlung ohne das Neugeborene in einer geschlossenen psychiatrischen Abteilung zwingend erforderlich. Das Ziel der Behandlung besteht in der Gewährleistung der Sicherheit der Mutter und ihres Kindes. Arzneimittel werden verabreicht, um die Angst zu lindern, die Wahnvorstellungen zu verringern und die Stimmung zu stabilisieren. So bald wie möglich findet unter Aufsicht des Pflegepersonals ein Wiedersehen zwischen Mutter und Kind statt. Die Mutter-Kind-Beziehung wird wieder hergestellt, und die Mutter lernt, sich risikofrei um ihr Neugeborenes zu kümmern.
Die postpartale Psychose ist ein THERAPEUTISCHER NOTFALL, da das Suizidrisiko und/oder das Risiko einer Kindstötung ernst genommen werden muss.