Psychose : die Diagnostik

In der Regel ist es schwierig, den Auslöser einer ersten psychotischen Episode oder einer psychotischen Störung zu bestimmen. Doch manche Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung dieser Erkrankung auf.
Studien haben gezeigt, dass mehrere Faktoren an den Ursachen beteiligt sind: Biologische Faktoren (Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter), genetische Faktoren, die für eine klinische Störung verantwortlich sind, und Umwelteinflüsse.
Die Diagnose einer Psychose ist nicht einfach und kann Monate oder sogar Jahre dauern. Erst die Zeit und der Krankheitsverlauf liefern den Ärzten Anhaltspunkte.
Ein medizinisches Untersuchungsverfahren, wie z. B. die Röntgendiagnostik, ein Bluttest, das MRT-Verfahren, das einen solchen Befund bestätigen könnte, existiert bisher nicht, und ein Gen, das für die psychotische Störung verantwortlich wäre, wurde ebenfalls noch nicht entdeckt.
Deshalb geht man davon aus, dass die Psychose das Ergebnis eines Zusammenspiels aus verschiedenen genetischen Faktoren, Umwelteinflüssen, Stress- und Vulnerabilitätsfaktoren ist.

Soziale Faktoren und Umwelteinflüsse

Stress infolge bestimmter Lebensereignisse:

Stress spielt eine entscheidende Rolle für die Entstehung und bei der Bewältigung der Krankheit, doch er ist nicht der Auslöser. Die betroffene Person ist nicht in der Lage, mit starken Gefühlen umzugehen, unabhängig davon, ob sie positiv oder negativ sind. Die Reaktion auf ein Lebensereignis fällt sehr individuell aus. Was für den einen Menschen Stress bedeutet, muss von einem anderen Menschen nicht zwangsläufig ebenso empfunden werden.

Es gibt verschiedene Maßstäbe zur Bewertung des Stressniveaus, beispielsweise die Skala von Holmes und Rahe, aus der hier ein paar Aspekte entnommen wurden:

  • Tod eines nahestehenden Menschen
  • Heirat
  • Scheidung
  • Schwangerschaft
  • Beziehungsabbruch oder Trennung
  • Umzug
  • Freiheitsentzug
  • schwere Krankheit oder Verletzung
  • Verlust des Arbeitsplatzes
  • posttraumatischer Stress
  • militärische Auseinandersetzung
  • Gesundheitskrise (Pandemie usw.)
  • Leistungs- oder Erfolgspflicht (Schule, Beruf)
  • Ausscheiden aus dem Erwerbsleben
  • Veränderung des Gesundheitszustands eines nahen Angehörigen
  • emotional belastende Erlebnisse in der Familie, Familientraumata, sexuelle Traumata
  • starke Spannungen im Umfeld und wiederkehrender Stress
  • fehlender sozialer Rückhalt

Substanzen:

  • Alkoholgenuss: Ein übermäßiger Konsum oder die Beendigung des Konsums bei Abhängigen stellen Risikofaktoren dar.
  • Drogenkonsum: Cannabis, Kokain, Amphetamine, psilocybinhaltige Pilze, LSD, Ketamin usw.

Der Konsum dieser Produkte kann das Risiko der Entstehung einer psychischen Erkrankung deutlich erhöhen und bei bereits erkrankten Menschen die psychotischen Symptome verschlimmern.

Menschen, die solche Drogen konsumieren, weisen möglicherweise vorübergehend Symptome auf, die mit den Anzeichen der Schizophrenie identisch sind.

Den Angaben des Inserm (Nationales Institut für Gesundheitswesen und medizinische Forschung in Frankreich) zufolge verdoppelt sich das Risiko der Entstehung einer Schizophrenie bei jungen Menschen unter 18 Jahren durch regelmäßigen Cannabis-Konsum.

Vulnerabilitätsfaktoren (Anfälligkeit)

  • psychotische Erkrankung in der Familie
  • Funktionsstörung der Neurotransmitter (Dopamin, Serotonin)
  • Schwierigkeiten bei der Gefühls- und Stressbewältigung
  • Infektion der Mutter während der Schwangerschaft
  • Komplikationen bei der Entbindung
  • Kindheit in einem schwierigen Umfeld

Eine genetische Prädisposition bedeutet nicht, dass der betroffene Mensch die Erkrankung automatisch entwickelt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es nicht möglich, zu erkennen, wer gefährdet ist und wer nicht.

Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell

Dieses Modell dient dem Verständnis des Verhältnisses zwischen den Stress- und Vulnerabilitätsfaktoren bei der Prädisposition für die Entwicklung einer Psychose.

Die meisten Psychosen treten bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf. In dieser Lebensphase ist das Stressniveau ziemlich hoch: Stress im Studium, Prüfungsstress, Stress durch die ersten Liebesbeziehungen, die ersten Enttäuschungen in der Liebe, Mobbing, familiäre Konflikte, Eintritt in das Berufsleben usw.

Jeder sollte seine Stresstoleranz beurteilen können und Strategien entwickeln, um diesen Stress in den Griff zu bekommen und zugleich besser zu bewältigen. Eine angemessene Unterstützung durch Angehörige und Freunde oder mitunter sogar durch eine medizinische Fachkraft stellt bei dieser Stressbewältigung eine wertvolle Hilfe dar.

Je höher die Anfälligkeit, desto weniger spielt Stress eine Rolle für die Entwicklung einer Psychose. Es ist durchaus möglich, diese Vulnerabilität zu verringern, durch das Erlernen von Methoden der Stressbewältigung zur Linderung der psychologischen Vulnerabilität bzw. durch die Einnahme eines geeigneten Arzneimittels zur Linderung der biologisch bedingten Vulnerabilität.

Somatisch-organische Faktoren

Symptome, die den Anzeichen der Schizophrenie ähneln, treten auch bei anderen Erkrankungen auf: Parkinson-Syndrom, Alzheimer-Krankheit, Lupus erythematodes (Schmetterlingsflechte), Hirntumor, Malaria, Multiple Sklerose, Schlaganfall.