
Hatten Sie schon einmal das Gefühl, dass Ihre Energie nachlässt, wenn der Winter beginnt? Wenn die Tage kürzer werden und die Dunkelheit überhand nimmt, stellt sich bei vielen Menschen ein Stimmungstief ein. Selbst wenn diese Veränderung normalerweise als harmlos eingestuft wird, erweist sie sich für mehrere Millionen Europäer*innen als echte Herausforderung, die jedes Jahr ihr Alltagsleben beeinträchtigt. Sie kann von einer leichten, depressiven Verstimmung (besser bekannt unter der Bezeichnung Winterblues) bis zu einer ernsthafteren, saisonal-affektiven Störung (SAD) mit spezifischem Behandlungsbedarf reichen.
Worin bestehen die Symptome der SAD? Betroffene empfinden eine anhaltende Traurigkeit oder Reizbarkeit, verlieren das Interesse an Dingen, die ihnen gewöhnlich Freude bereiten, leiden an Konzentrationsschwierigkeiten und Energiemangel oder sind ständig müde. Weitere Anzeichen sind ein ausgeprägtes Verlangen nach Kohlenhydraten und der Wunsch nach Rückzug sowie eine übermäßige Schläfrigkeit. Die Intensität der Symptome schwankt von einer Person zur anderen.
Wie unterscheidet sich diese Störung von der Depression? Der Hauptunterschied zwischen der SAD und der sogenannten „unipolaren“ Depression besteht darin, dass die Symptome in der Regel auftreten, wenn der Herbst oder der Winter beginnt, und im Frühling wieder verschwinden.
Doch wie lässt sich dieses saisonale Muster erklären? Wissenschaftliche Studien zeigen, dass dieses Problem durch das Zusammenwirken mehrerer biologischer und umweltbedingter Faktoren verursacht wird. Eine Theorie geht insbesondere davon aus, dass der Mangel an Tageslicht unseren Tag-Nacht-Rhythmus (also unsere innere Uhr) aus dem Gleichgewicht bringt und unser Gehirn veranlasst, das für den Schlaf verantwortliche Hormon Melatonin übermäßig zu produzieren. Mit anderen Worten stellt sich der Körper auf den Schlaf ein, obwohl unser Tag noch nicht zu Ende ist! Gleichzeitig sinkt unser Serotoninspielgel: Die Beeinträchtigung dieses Neurotransmitters, der zu den sogenannten Glückshormonen gehört, trübt ebenfalls unsere Stimmung und beraubt uns unserer Energie. Als besonders gefährdet gelten in der Theorie Frauen und Menschen mit hoher Stressbelastung oder Vitamin-D-Mangel.
Wie lässt sich nun diese Dunkelheit bewältigen? Glücklicherweise können sich bei einer Winterdepression mehrere Strategien als heilsam erweisen: Zu den wirksamsten Methoden gehört insbesondere die Lichttherapie, vor allem, wenn sie morgens angewandt wird. Ebenso wichtig ist eine körperliche Betätigung, beispielsweise ein täglicher Spaziergang in der Natur oder die Ausübung einer Sportart. Auch Methoden der Stressbewältigung, wie z. B. die Meditation, können die Wiederherstellung eines ausgeglichenen Körperzustands unterstützen. Trotz einer bestehenden Rückzugstendenz kann die Nähe zu geliebten Menschen darüber hinaus das Herz erwärmen und nachhaltig gegen die winterliche Kälte wappnen. Eine weitere, besonders effiziente Strategie ist die Psychotherapie. Schließlich stellt eine ausgewogene Ernährung eine unverzichtbare Voraussetzung dar. Je nach Ihrem Bedarf kann sie nach Rücksprache mit dem Arzt eventuell durch Vitamin-D-Präparate ergänzt werden.
Sollten Sie den Eindruck haben, von einer Winterdepression betroffen zu sein, scheuen Sie sich nicht, sich an eine Fachkraft für psychische Gesundheit zu wenden. Sie sind nicht allein: Wir sind für Sie da, um Sie zu unterstützen und gemeinsam mit Ihnen den Weg aus dem Stimmungstief zu finden!