HopitalKirchberg_Rhumatologie_PolyarthriteRhumatoide_FAQ

Folgende Fragen werden häufig von RA-Patienten gestellt. Wir haben sie zusammen mit den Antworten unserer Spezialisten aufgelistet.

 

Was sind die Ursachen der rheumatoiden Arthritis ?

Die tatsächlichen Ursachen der rheumatoiden Arthritis kennen wir nicht. Es handelt sich um eine multifaktoriell bedingte Erkrankung, und wir gehen von genetischen, umweltbedingten und neuropsychischen Ursachen aus.

Unter Bezugnahme auf Studien über eineiige Zwillinge mit hundertprozentig identischem Erbgut wird das genetische Risiko auf maximal 30 % geschätzt.

Weltweite Studien zur Erforschung genetischer Determinanten von Autoimmunerkrankungen (GWAS, Genomweite Assoziationsstudie) haben bisher über 150 „Risiko-Gensequenzen“ in Verbindung mit der rheumatoiden Arthritis ermittelt.

Die Expression dieser genetischen Determinanten wird von äußeren Faktoren (Umwelt, Ernährung, Antioxidantien-Exposition, Infektionen), beeinflusst, d. h. stimuliert oder unterdrückt. Diese Umstände, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausfallen, werden als „epigenetische Bedingungen“ bezeichnet.

Unser Kontakt zur Umwelt vollzieht sich über die Haut, die Atemwege und den Verdauungstrakt. Die Darmflora, die auch als intestinale Mikrobiota bezeichnet wird, enthält etwa 40 000 Milliarden Bakterien, Pilze und Viren, und ihre Zusammensetzung kann als einzigartiger biotischer Fingerabdruck betrachtet werden. Bestimmte Unausgeglichenheiten der intestinalen Mikrobiota begünstigen entzündliche Darmerkrankungen (z. B. Morbus Crohn) und vermutlich ebenfalls Autoimmunerkrankungen wie die RA. Da die intestinale Mikrobiota unsere Nahrung „verarbeiten“ muss, ist nachvollziehbar, dass ihr Ungleichgewicht die entzündungsfördernden Wirkungen der Nahrungsmittel auslösen kann. Deshalb ist die Suche nach geeigneten Diäten für entzündliche Erkrankungen nicht zielführend. Vielmehr sollten die Ursachen dieses Ungleichgewichts der intestinalen Mikrobiota ermittelt werden, damit auf dieser Grundlage eine auf die individuelle intestinale Mikrobiota abgestimmte Diät zusammen gestellt werden kann.

Bestimmte Viren (CMV oder Zytomegalieviren, EBV oder Epstein-Barr-Viren) stehen als auslösende Faktoren der RA in Verdacht, ohne dass sie deren eigentliche Ursache darstellen würden.

Neurologische oder neuropsychiatrische Erkrankungen, wie z. B. Parkinson und Schizophrenie, treten nie gleichzeitig mit rheumatoider Arthritis auf und scheinen folglich als „Schutzfaktoren“ gegen diese Erkrankung zu fungieren.

Erheblicher psychischer Stress wird häufig als auslösender Faktor der rheumatoiden Arthritis betrachtet.

 

Behandlungsmöglichkeiten der rheumatoiden Arthritis: Welche Nebenwirkungen gibt es?

Jede Therapie hat potenzielle Nebenwirkungen, die je nach Arzneimittel sehr unterschiedlich ausfallen.

 

Kann man Kinder bekommen, wenn man von rheumatoider Arthritis betroffen ist?

Das Übertragungsrisiko der rheumatoiden Arthritis ist so gering, dass es nicht einmal eine relative Kontraindikation für die Fortpflanzung darstellt. Die eigentlichen Risiken für die Schwangerschaft hängen mit der Behandlung der Erkrankung zusammen und müssen deshalb individuell abgeklärt und abgewogen werden.

 

Ist die rheumatoide Arthritis heilbar?

Bisher gilt die RA als unheilbare chronische Krankheit. Möglich ist jedoch eine Remission, d. h. ein völliger Stillstand der Erkrankung. Man geht davon aus, dass sie unter der Voraussetzung einer kontinuierlichen Behandlung in 30 – 40 % der Fälle erreicht werden kann.

 

Welche Vorsichtsmaßnahmen sind im Alltag zu treffen?

Wie bei jeder chronischen Erkrankung wird eine entsprechende gesunde Lebensweise empfohlen. Insbesondere empfehlen wir die Schonung der Gelenke (spezifische und individuelle Schulungen durch unsere spezialisierten Ergotherapeuten) sowie die Vermeidung des Kontakts mit Infektionen (aufgrund der erhöhten Anfälligkeit für schwere Infekte bei bestimmten Therapieformen) oder sogar die jeweiligen Impfungen.

 

Gibt es alternative Behandlungsformen?

Sofern die Richtlinien der konventionellen Therapie eingehalten werden, spricht nichts gegen die Inanspruchnahme alternativer Behandlungsmethoden. Ein tatsächlicher günstiger Einfluss alternativer Therapieformen auf den Verlauf und die Prognose der rheumatoiden Arthritis ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Doch es kann nicht bestritten werden, dass Akupunktur, die Behandlung durch pflanzliche Arzneimittel unter ärztlicher Beobachtung und bestimmte Methoden der Alternativmedizin eine Linderung der Symptome und eine Verbesserung des Wohlbefindens herbeiführen.

Warnhinweis: Wir achten sehr genau auf die Unterscheidung zwischen seriösen und verantwortungsbewussten Therapeuten auf der einen Seite und selbsternannten Heilern auf der anderen Seite. Je medienwirksamer die Werbung ist (wie z. B. bei manchen Heilpraktikern jenseits der Mosel), desto höher ist das Betrugsrisiko.

 

Warum kann rheumatoide Arthritis zu Müdigkeit führen?

Jede entzündlich bedingte chronische Erkrankung kann langfristig einen Erschöpfungszustand und permanente Müdigkeit bewirken. Diese Phänomene sind kein spezifisches Symptom der rheumatoiden Arthritis, sondern hängen damit zusammen, dass die Energiereserven des Organismus durch das ständige Ankämpfen gegen die Entzündung aufgebraucht werden.

Erhebliche spezifische Schlafstörungen, die sich durch häufiges Aufwachen und die Aufhebung der normalen Schlafzyklen äußern, wurden in wissenschaftlichen Arbeiten über den Schlaf bei rheumatoider Arthritis nachgewiesen. Ein nicht erholsamer Nachtschlaf bewirkt einen chronischen Müdigkeitszustand tagsüber. Bestimmte Biopharmaka können die normalen Schlafzyklen wiederherstellen und auf diese Weise die Tagesmüdigkeit deutlich verringern. Wir weisen darauf hin, dass sich eine Behandlung auf der Grundlage von Entzündungshemmern und Kortikoiden sowohl positiv als auch negativ auf den Schlaf auswirken und die Tagesmüdigkeit indirekt beeinflussen kann.

 

Welche Nahrungsmittel sollte man meiden, wenn man von rheumatoider Arthritis betroffen ist?

In dieser Hinsicht gibt es keine spezifischen Richtlinien. RA-Patienten finden häufig selbst heraus, dass sie auf bestimmte Nahrungsmittel individuell empfindlich reagieren, und fühlen sich besser, wenn sie diese meiden. Eine Verallgemeinerung ist nicht möglich, wie in den Erläuterungen über die intestinale Mikrobiota oben bereits angedeutet.

 

Arbeit und rheumatoide Arthritis: Ist es möglich, trotz der Erkrankung berufstätig zu bleiben?

1990 ging man davon aus, dass nach einer bestätigten RA-Diagnose 50 % der betroffenen Patienten nach 3-jährigem Fortschreiten der Erkrankung nicht mehr arbeiten können. Im Jahr 2019 verzeichneten wir bei 95 % der Patienten eine langfristige Aufrechterhaltung der Berufstätigkeit. Bei Schwerarbeitern müssen entsprechende Anpassungen in Betracht gezogen werden. Umschulungsmaßnahmen ermöglichen in vielen Fällen mit sehr beeinträchtigendem Krankheitsverlauf eine den Umständen angepasste Aufrechterhaltung der Berufstätigkeit.

 

Ist die Ausübung eines Sports trotz rheumatoider Arthritis möglich?

Bei rheumatoider Arthritis ist die regelmäßige Ausübung einer sportlichen Aktivität empfehlenswert. Kontakt- und Kollisionssportarten (Kampfkünste) und bestimmte Ballsportarten (Volleyball) mit hohem Risiko eines Gelenktraumas sind zu vermeiden. Doch die Hauptdevise lautet: „Es ist besser, eine Risikosportart regelmäßig ausüben und dabei Spaß haben als überhaupt keinen Sport zu treiben.“