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Video: Die endokrinen Disruptoren (barrierefreie Version)

Dr. Laurent Chevallier

Umwelt und Gesundheit: Heute handeln für die Generationen von morgen

Entwicklung der Ernährungsgewohnheiten: Ist im 21. Jahrhundert eine gesunde Ernährung noch möglich?

Wie sind endokrine Disruptoren zu definieren?

Die Definition ist ein wenig komplex. Jedenfalls handelt es sich um Moleküle, die den Stoffwechsel beeinflussen und im Organismus gewisse Spuren hinterlassen. Bei sehr regelmäßigem Kontakt findet nicht unbedingt eine Rückkehr zum Normalzustand statt. Es gibt zwei Arten von endokrinen Disruptoren. Bei der ersten Art handelt es sich um sogenannte persistierende endokrine Disruptoren, d. h. sie siedeln sich dauerhaft im Organismus an. Die endokrine Disruptoren der zweiten Art sind zwar nicht persistierend, bewirken aber dennoch mehrere Schädigungen im Organismus, wenn er mit ihnen in Kontakt komm. Dazu gehören z. B. Phthalate oder Bisphenol A.

Wie wirken sich endokrine Disruptoren auf die Gesundheit aus, und weshalb sind sie bedenklich?

Diese endokrinen Disruptoren haben zahlreiche, unterschiedliche Auswirkungen, die hauptsächlich das Hormonsystem betreffen. Man geht davon aus, dass der Kontakt mit endokrinen Disruptoren Diabetes, Übergewicht und bestimmte Krebsarten begünstigt, Störungen des Immunsystems auslöst und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmert. In diesem Sinne gibt es eine große Bandbreite an Produkten, die bestimmte Erkrankungen beeinflussen oder begünstigen können, was in den westlichen Ländern und weltweit zu einer Explosion chronischer Krankheiten geführt hat.

Wo kommen endokrine Disruptoren vor?

Sie kommen hauptsächlich in Form von chemischen Molekülen vor. Etwa 100 000 Moleküle wurden von der Chemie entwickelt. Eine bestimmte Anzahl davon ist bedenklich. Sie liegt zwischen 3000 und 1500. 800 gelten als potenzielle endokrine Disruptoren. Sie sind in zahlreichen Produkten anzutreffen: In Lebensmitteln, in Pestiziden, in Kosmetika, in Putzmitteln. Das heißt, sie sind allgegenwärtig. Darüber hinaus gibt es auch natürliche endokrine Disruptoren, wie z. B. Soja.

Gibt es noch weitere natürliche endokrine Disruptoren?

Ja. Das Problematische in der Soja sind die darin enthaltenen Phytoöstrogene. Und es gibt noch das Molekül Zearalenon, das aus den Schimmelpilzen des Weizens stammt. Bei solchen Schimmelpilzen handelt es sich um hitzebeständige, endokrine Disruptoren. Deshalb war man vor einigen Jahren sehr besorgt und empfahl schwangeren Frauen, wegen Zearalenon ihren Brotverzehr zu einzuschränken. Das Vorkommen dieser Substanz, die sowohl in der konventionellen Landwirtschaft als auch in der ökologischen Landwirtschaft angetroffen wurde, ist glücklicherweise und aus ungeklärten Gründen rückläufig. Das ist entlastend, doch es gibt noch keine Erklärung dafür. Jedenfalls findet man in der Natur zahlreiche Moleküle, die mit dem Hormonsystem interagieren können.

Wie sind „Bio-Lebensmittel“ heute einzustufen?

Der Vorteil der Bio-Lebensmittel besteht darin, dass sie den Kontakt mit bestimmten chemischen Molekülen begrenzen. Deshalb sind sie sehr positiv zu bewerten. Doch 100 % Bio gibt es nicht. Schwangere Frauen müssen verstärkt auf eine gesunde Ernährung achten, und sie sollten ermutigt werden, sich für Bio zu entscheiden. In jedem Fall stellt die Schwangerschaft eine Lebensphase dar, in der es besonders empfehlenswert ist, Bio-Lebensmittel zu konsumieren. Weshalb? Dafür gibt es sehr konkrete Beispiele, insbesondere in Bezug auf das Pestizid Chlorpyrifos, das mit den Schilddrüsenhormonen interagiert und Verzögerungen in der Gehirnentwicklung begünstigt. Die Schilddrüse spielt im Reifungsprozess des Gehirns eine wesentliche Rolle. In zahlreichen Ländern, in denen ein Rückgang des Intelligenzquotienten stattfand, wurden mehrere mögliche Ursachen in Betracht gezogen, bis man feststellte, dass ein Faktor stark unterschätzt worden war: Der Kontakt mit mehreren Pestiziden. Deshalb ist es sehr sinnvoll, Bio-Lebensmittel zu konsumieren, und das gilt besonders für schwangere Frauen.

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