Ein wichtiger Hinweis vorweg: Alle diese kleinen Beschwerden sind normal und zumeist auf natürliche Vorgänge zurückzuführen. Dennoch ist ein Arztbesuch erforderlich, wenn sie zu lange anhalten oder Ihnen unverhältnismäßig erscheinen.

Übelkeit und Erbrechen am Anfang der Schwangerschaft hängen mit den zahlreichen physiologischen Veränderungen zusammen. Die Wirkung des Hormons Beta-HCG begünstigt diese Beschwerden, die in der Regel ab der 14. Woche zurückgehen.

Am Ende der Schwangerschaft kann es zu einem Gefühl von Brennen in der Brustmitte kommen. Dabei handelt es sich um einen Magensaftrückfluss in der Speiseröhre (Sodbrennen): Er wird durch die Erhöhung Ihres Bauchinnendrucks im Zusammenhang mit dem Gebärmutterwachstum ausgelöst. Außerdem hängen diese Beschwerden mit einer schwangerschaftsbedingt verzögerten Magenentleerung zusammen.

Es kann zu leichten Störungen der Darmtätigkeit kommen, insbesondere zu Verstopfung. Verursacht wird dieser Zustand durch das Schwangerschaftshormon Progesteron, das eine Lockerung der Darmmuskulatur bewirkt, wodurch sich die Effizienz der Darmtätigkeit verringert. Hinzu kommt eine Kompression infolge des Gebärmutterwachstums.

Ein vermehrter Speichelfluss kann auftreten (Hypersalivation).

 

Das Kreislaufsystem

  • Kreislaufprobleme werden nicht ausschließlich durch die Gewichtszunahme der Frau ausgelöst. Sie lassen sich ebenfalls durch hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit Progesteron erklären, sowie mit einer Zunahme des Blutvolumens und einer Druckerhöhung im Venensystem der unteren Körperhälfte. Das Hauptsymptom ist ein Schweregefühl in den Beinen.
  • Krämpfe hängen vermutlich mit einem Calcium-, Magnesium oder Eisenmangel zusammen.
  • Krampfadern (Ausdehnung des Venensystems der unteren Gliedmaßen) sind oft erblich bedingt. Sie können durch Übergewicht verstärkt werden. Eine sportliche Aktivität (Walking, Schwimmen), wechselwarmes Duschen (lauwarm und kalt) können helfen, und bei Bedarf sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden.
  • Hämorrhoiden (äußere oder innere Gefäßpolster im Bereich des Mastdarms) werden durch Verstopfung und unterschiedliche Belastungen im kleinen Becken begünstigt.
    Während oder nach der Darmentleerung kann es zu unangenehmen Symptomen kommen. Diese bestehen in Juckreiz und Irritationen, die mitunter von Schmerzen und leichten Blutungen begleitet werden. In der Regel erfolgt während der Schwangerschaft eine Lokaltherapie: Cremes lindern die Schmerzen und die Entzündung. Meistens verschwinden die Probleme nach der Entbindung.
  • Ödeme: Sie sind die Folge einer Ansammlung und Retention von Körperflüssigkeit (vor allem an den Knöcheln, Schenkeln, Waden, Wangen…). Dieses häufige Symptom tritt mitunter einseitig auf (oft im rechten Bein).

 

Die Haut

Schwangerschaftspruritus: Schwangerschaftsbedingt kann es zu Juckreiz kommen (am häufigsten im dritten Trimenon).

Dafür kommen mehrere Ursachen in Frage:

  • eine bereits vorliegende Hauterkrankung ohne besonderen Zusammenhang mit der Schwangerschaft
  • ein schwangerschaftsbedingter, polymorpher Hautausschlag, der bei einer Schwangerschaft von 200 auftreten kann

Bei Pruritus sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.

 

Die Atemwege

Kurzatmigkeit (Dyspnoe): Sie kann auf eine Blockade des Zwerchfells im Zusammenhang mit dem Gebärmuttervolumen sowie auf physiologische Veränderungen des Körpers und eventuell auf eine Anämie zurückzuführen sein. Sie sollten Ihrem Arzt davon berichten.

 

Der Bewegungsapparat (muskuloskelettales System)

Die während der Schwangerschaft zunehmende Masse der Gebärmutter und des Fötus kann zu funktionalen Störungen führen, die sich in mechanischen Beschwerden äußern (Hexenschuss, Ischiasschmerzen, Schmerzen im Bereich des Kreuzbeins, des Steißbeins, des Schambeins…).
Im Bereich der Wirbelsäule verstärkt sich aufgrund des zunehmenden Gebärmuttervolumens die natürliche Lordose (oder Wölbung), sowie die dorsale Kyphose.

Zur Linderung dieser Beschwerden können einige Übungen empfohlen werden:

  • das Becken nach vorn kippen, um die Hyperlordose zu verringern
  • langes Stehen ohne Bewegung vermeiden, bzw. falls es sich nicht vermeiden lässt, einen Fuß auf einen Hocker stellen
  • im Sitzen das Becken nach vorn kippen und die Füße flach auf den Boden oder auf eine Fußstütze stellen
  • beim Bücken die Knie beugen
  • In der Seitenlage kann Ihnen ein Kissen zwischen den Knien Erleichterung verschaffen.

Ischialgie

Auslöser der „Ischiasschmerzen“ ist häufig der Druck, den das Gewicht der Gebärmutter oder des Babys auf den Ischiasnerv oder im Bereich des Iliosakralgelenks ausübt.

Bänderschmerzen

Die Gebärmutter wird dicker und verlagert sich nach vorn. Das kann mitunter zu Schmerzen, Dehnungen und akuten Beschwerden auf beiden Seiten des Unterbauches führen: Man bezeichnet diese Symptome als Bänderschmerzen. Die Gebärmutter ist ein dicker Muskel, der durch Bänder an den Beckenknochen befestigt ist. Durch ihr Wachstum werden diese Bänder gespannt und können schmerzen. Alle Bänder, die die Gebärmutter im Becken halten, können diesen Spannungen ausgesetzt sein.

Diese Spannungen unterscheiden sich von den Kontraktionsschmerzen.

Spannungen im Becken

Die Spannungen im Becken hängen ebenfalls mit der erhöhten Progesteronkonzentration im Organismus zusammen. Dadurch kann es zu Schmerzen in den Beckengelenken kommen. Dasselbe gilt für die Lendenwirbelsäule und das Kreuzbein, d. h. für den letzten Abschnitt der Wirbelsäule, aber auch für das Schambein (Pubalgie).

 

Das Nervensystem

Schlafstörungen

Im 1. Trimenon besteht in der Regel eine starke Müdigkeit mit einer Neigung zur Hypersomnie.

Die Ursache dieses Zustands ist die ungewöhnliche Hormonmenge, die bei manchen Frauen Schläfrigkeit auslöst.

Während des 2. Trimenons fühlen Sie sich topfit, und es gelingt Ihnen, in der Nacht ruhig zu schlafen.

Dagegen wird der Schlaf im 3. Schwangerschaftstrimester leichter und durch häufiges Aufwachen in der Nacht unterbrochen. In diesem Stadium ist es aufgrund des Bauchvolumens schwierig, die richtige Schlafposition zu finden. Außerdem macht sich das Baby durch kleine Tritte bemerkbar.

Alpträume während der Schwangerschaft sind sehr häufig, vor allem in den ersten Wochen. Sie sind Ausdruck der zahlreichen Gefühle, Befürchtungen und Ängste, die während der Schwangerschaft auftreten.

Alle diese Empfindungen sind normal und verschwinden, sobald das Kind geboren ist.

Das Karpaltunnel-Syndrom

Dieses häufige Schwangerschaftssyndrom entsteht durch eine Einengung des in der Hand befindlichen Teils des Mediannervs durch die Beugesehnen, die durch den Karpaltunnel verlaufen. Ausgelöst wird diese Einengung durch ein Ödem der Hände. Die Symptome reichen von leichtem Kribbeln in der Hand bis zu einer von starken Schmerzen begleiteten Unfähigkeit, sie zu bewegen und die Finger zu beugen.