Definition

Bei Ihnen wurde also Schwangerschaftsdiabetes festgestellt.

Es handelt sich um eine Form von Diabetes, die ausschließlich während der Schwangerschaft auftritt und in der Regel nach der Schwangerschaft wieder von selbst verschwindet.

Diese Art von Diabetes bringt eine Reihe an Komplikationen für die Mutter und für das Kind mit sich. Vor allem das Risiko später ein Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ist viel höher.

Komplikationen

Welche Komplikationen können auftreten?

Sowohl bei Ihnen als auch bei Ihrem Kind können Komplikationen auftreten.

Bei Ihnen besteht ein Risiko für Eklampsie, für vaginale Infektionen, für Harnwegsinfektionen, für Geburtskomplikationen mit einer hohen Rate an Kaiserschnittgeburten und das Risiko einer späteren Entwicklung von Typ-2-Diabetes.

Für Ihr Kind besteht das Risiko einer Totgeburt oder Säuglingstod, das Risiko für einen hohen Insulinspiegel im Blut des Babys, was zu einer Makrosomie führen kann, das heißt, ein zu großes, frühgeborenes Baby, und weitere Geburtsschwierigkeiten. Es kann zu einer Schulterdystokie kommen. Im jugendlichen Alter kommt es oft zu der Entwicklung von Diabetes und eines metabolischen Syndroms.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Im Prinzip können alle schwangeren Frauen davon betroffen sein, bei manchen besteht jedoch ein erhöhtes Risiko, besonders bei übergewichtigen oder älteren Patientinnen oder bei Patientinnen, die bereits mehrere Kinder haben. Bei Frauen afrikanischer, asiatischer, hispanischer oder autochtoner Herkunft besteht ein erhöhtes Risiko. Diabetes in der engeren Familie, Prädiabetes, Totgeburten oder Makrosomie sind ebefalls Risikofaktoren. In manchen seltenen Fällen wie bei einem polyzystisches Ovar-Syndrom, oder bei der Einnahme von Kortikoiden besteht auch ein erhöhtes Risiko.

HAPO Hyperglycemia Adverse Pregnancy Outcome

Die Zahl der Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes steigt. Dafür gibt es zwei Gründe. Erstens, der Lebensstil in unserer Gesellschaft. Weiterhin wurde festgestellt, dass die Blutzuckerwerte nach unten angepasst werden müssen. Eine rezente Studie, an der 25000 Patientinnen teilgenommen haben, hat ergeben, dass ein hoher Blutzuckerwert bei der Mutter das Gewicht des Babys beeinflusst, die Wahrscheinlichkeit einer Kaiserschnittgeburt erhöht, zu einer schweren Hypoglykämie beim Neugeborenen und zu einem hohen Insulinspiegel beiträgt.

Diagnostische Kriterien

Aufgrund dieser Studien wurden die internationalen Empfehlungen angepasst. Bei jeder Frau wird ein Glukosetoleranztest durchgeführt. Von Schwangerschaftsdiabetes spricht man, wenn der Nüchternblutzucker noch über 92 mg/dl liegt, der Blutzuckerspiegel nach 1 Stunde über 180 mg/dl und nach 2 Stunden über 153 mg/dl liegt. Anhand dieser Tests wird aber auch immer häufiger eine richtige Diabeteserkrankung festgestellt. Wenn der Blutzuckerwert über 126 mg/dl liegt oder wenn der Langzeitzucker (HbA1c) mehr 6,5% beträgt, handelt es sich um eine richtige Diabeteserkrankung während der Schwangerschaft.

Behandlung

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Insbesondere durch die Änderung des Lebensstils. Eine ausgewogene Ernährung und Bewegung sind ausschlaggebend.

Selbstkontrolle der Blutzuckerwerte

Die Patientin muss ihre Blutzuckerwerte selbst kontrollieren. Unsere Patientinnen bekommen alle eine Blutzuckermessgerät. Wir erklären ihnen, wie sie es richtig benutzen.

Blutzuckerkontrollen während der Schwangerschaft

Der Blutzuckerspiegel muss mindestens 6 mal pro Tag kontrolliert werden. Das sind die Referenzwerte:

Nüchternblutzucker unter 95 mg/dl

  • 1 Stunde nach dem Essen, Blutzuckerspiegel unter 140 mg/dl
  • 2 Stunden nach dem Essen, Blutzuckerspiegel unter 120 mg/dl

Bei Bedarf erfolgen zusätzliche Untersuchungen wie die Untersuchung des Urins auf Ketone, HbA1c und die Messung des Wachstums des Fötus.

Gewichtszunahme der schwangeren Frau

Zudem muss die Gewichtszunahme der schwangeren Frau überwacht werden. Die ideale Gewichtszunahme ist abhängig vom Ausgangsgewicht.

  • Patientinnen mit einem BMI über 30 sollten maximal 9 kg zunehmen.
  • Patientinnen mit einem BMI zwischen 25 und 30 sollten maximal 11 kg zunehmen.
  • Patientinnen mit einem BMI zwischen 18,5 und 20 sollten maximal 16 kg zunehmen.

 

Patientinnen mit einem BMI unter 18,5 sollten maximal 18 kg zunehmen.

Medikamentöse Behandlung

Wenn der Blutzuckerspiegel trotz dieser Maßnahmen hoch bleibt, muss eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden, welche entweder durch Einnahme von Tabletten oder durch Insulininjektionen erfolgt. Diese Entscheidung wird je nach Fall, zusammen mit der Patientin, getroffen.

Nach der Geburt

Nach der Geburt werden die Blutzuckerwerte über 2 bis 3 Tage kontrolliert.  In der Regel normalisieren sich die Blutzuckerwerte. Ansonsten muss eine Behandlung in Betracht gezogen werden. Wenn die Blutzuckerwerte sich normalisieren, erfolgt eine Kontrolle nach 3 Monaten. Außerdem empfehlen wir allen betroffenen Müttern, die Entwicklung einer Typ-2-Diabeteserkrankung vorzubeugen. Körperliche Aktivität, Stillen und das Vermeiden einer unnötigen Gewichtszunahme sind wesentlich.

Für alle weiteren Fragen können Sie sich an das zuständige Personal der Diabetes-Klinik und der Klinik Bohler wenden.