Bei einer Zwillingsschwangerschaft entwickeln sich in der Gebärmutter gleichzeitig zwei Feten. Es handelt sich also um eine Mehrlingsschwangerschaft*.

Hierbei unterscheidet man zwei Arten von Zwillingsschwangerschaften.

 

Die monozygotische Zwillingsschwangerschaft (nur eine Eizelle)

Hier wird eine Eizelle von einem einzigen Spermium befruchtet.
Diese befruchtete Eizelle teilt sich in zwei Hälften und bildet dabei zwei identische Embryonen: dies wird umgangssprachlich als « echte » (eineiige) Zwillinge bezeichnet.
Beide Kinder haben dasselbe genetische Erbgut und daher immer dasselbe Geschlecht. Diese Konstellation findet sich bei 20 % der Zwillingsschwangerschaften.

Man kann drei Arten von monozygotischen Zwillingsschwangerschaften unterscheiden:

 

·        Die dichoriale/diamniotische Zwillingsschwangerschaft: 2 Placentas und 2 Fruchtblasen

·        Die monochoriale/diamniotische Zwillingsschwangerschaft: 1 Placenta und 2 Fruchtblasen

·        Die monochoriale/monoamniotische Zwillingsschwangerschaft: 1 Placenta und 1 Fruchtblase

 

 

Die dizygotische Zwillingsschwangerschaft (zwei Eizellen)

Hier werden zwei Eizellen von zwei unterschiedlichen Spermien befruchtet. Es handelt sich um « unechte » (zweieiige) Zwillinge. Diese können dasselbe oder zwei verschiedene Geschlechter aufweisen. Sie ähneln sich wie Geschwister.

Die dizygotische Zwillingsschwangerschaft ist immer eine dichoriale/diamniotische Schwangerschaft (2 Placentas und 2 Fruchtblasen), auch wenn es manchmal vorkommt, dass die beiden Placentas miteinander verschmelzen, dabei bleibt jedoch der Blutkreislauf der Zwillinge voneinander unabhängig.

 

Die dichoriale-diamniotische Schwangerschaft (2 Placentas und 2 Fruchtblasen)

Verschmelzung der Placenta

 

Faktoren, die eine Zwillingsschwangerschaft begünstigen

Die Hauptfaktoren, die Zwillingsschwangerschaften begünstigen, sind:

  • Alter der Mutter (> 35 Jahre)
  • Fruchtbarkeitsbehandlungen
  • familiäre Vorgeschichte
  • ethnische Zugehörigkeit
  • Mehrlingsgeburten

 

Die Diagnose

Die Diagnose wird anhand einer Ultraschalluntersuchung im ersten Schwangerschaftsdrittel zwischen der 10. und 12. Woche nach der letzten Monatsblutung (SSW) gestellt. Bei dieser Untersuchung wird gleichzeitig die Chorionizität* bestimmt, die für eine adäquate Schwangerschaftsbegleitung unverzichtbar ist.

 

Die Risiken

Zwillingsschwangerschaften können selbstverständlich ohne besondere Probleme verlaufen. Es kann jedoch vorkommen, dass bei der Mutter bzw. den Feten bestimmte Komplikationen auftreten:

Komplikationen bei der Mutter:

  • Arterielle Hypertonie
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • Präeklampsie
  • Frühgeburt
  • Kaiserschnitt
  • Postpartale Blutungen
  • Wochenbett-Depression

Komplikationen bei den Feten:

  • Intrauterine Wachstumsverzögerungen
  • Frühgeburt
  • Intrauteriner Fruchttod
  • Fetale Fehlbildungen
  • Fetofetales Transfusionssyndrom* im Fall einer monochorialen/monoamniotischen Zwillingsschwangerschaft

 

Vorsorge während der Schwangerschaft

Zwillingsschwangerschaften werden als Risikoschwangerschaften betrachtet.
Je nach Art der Zwillingsschwangerschaft bzw. um Komplikationen zu vermeiden oder so früh wie möglich festzustellen, ist die Vorsorge über die Zeit der Schwangerschaft engmaschiger getaktet. Sie umfasst häufigere Arztbesuche und Untersuchungen (insbesondere per Ultraschall), um das ordnungsgemäße Wachstum der Feten zu prüfen.

Begleitung während der Geburt

Bei Zwillingsschwangerschaften besteht in höheres Risiko für eine Frühgeburt als bei Einzelschwangerschaften. Der Gynäkologe muss die Art der Zwillingsschwangerschaft berücksichtigen, wie auch das Vorliegen eventueller Komplikationen.
Um Komplikationen zu vermeiden, deren Häufigkeit gegen Ende der Schwangerschaft zunimmt, wird die Geburt von Zwillingen in den meisten Fällen per Kaiserschnitt vorgeplant.

Nach den Empfehlungen der französischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Conseil National des gynécologues-obstétriciens) gelten folgende Regelungen:

  • bei einer unkomplizierten dichorialen/diamniotischen Schwangerschaft wird die Geburt ab der 38. SSW und vor der 40. SSW geplant.
  • bei einer unkomplizierten monochorialen/diamniotischen Schwangerschaft wird die Geburt zwischen der SSW 36 und SSW 38+6 eingeplant.
  • bei einer monochorialen/monoamniotischen Schwangerschaft wird empfohlen, die Zwillinge noch früher zu holen (zwischen der 32. und 36. SSW), da das größte Risiko bei dieser Art der Schwangerschaft im vorzeitigen Fruchttod liegt, der auf einer Verschlingung der Nabelschnüre beruht.

Die  Art der Geburt (vaginale Geburt oder Kaiserschnitt) wird vom Gynäkologen in Abstimmung mit den zukünftigen Eltern gewählt, abhängig von der Art der Zwillingsschwangerschaft, der Lage des ersten Zwillings, je nach Vorliegen einer mütterlichen oder fetalen Erkrankung oder zurückliegender geburtshilflicher Ereignisse…

 

Die Versorgung der Zwillinge erfolgt je nach Dauer der Schwangerschaft:

  • < 36. SSW: Frühgeborenenstation
  • >/= 36. SSW: auf der Geburtshilfestation, im Rooming-in, außer bei Vorliegen einer pädiatrischen Gegenanzeige.

Nach der Geburt wird eine zweistündige Überwachung im Kreissaal empfohlen, bevor Mutter und Kinder auf das Zimmer verlegt werden. Wie bei einer Einzelgeburt wird empfohlen, dass die Mutter ihre Kinder stillt.

 

Worterklärungen

  • Mehrlingsschwangerschaft: Gleichzeitige Entwicklung mehrerer Feten in der Gebärmutter. Der Begriff Mehrlingsschwangerschaft gilt für Zwillingsschwangerschaften (2 Feten), Drillingsschwangerschaften (3 Feten), aber auch bei Vierlingen, Fünflingen…
  • Fetofetales Transfusionssyndrom: dieses Syndrom betrifft monochoriale Zwillingsschwangerschaften (1 Placenta). Hierbei besteht ein Ungleichgewicht in der Blutversorgung zwischen den Kreisläufen der Zwillingsfeten. Einer der beiden Zwillinge erhält mehr, als er abgibt (Empfängerzwilling – Akzeptor), und der andere gibt mehr, als er erhält (Spenderzwilling – Donor). Wenn diese Verbindungen oder Anastomosen abhängig von der Funktion der beteiligten Blutgefäße gleichmäßig verteilt sind, kann es sich um einen einfachen Blutaustausch handeln. Wenn jedoch in einer Richtung eine stärkere Anastomose besteht, als in die andere, wird das Blut in unausgewogener Weise von einem der Zwillinge (dem Donor) zum anderen (den Akzeptor) übertragen.
  • Chorionizität: Bestimmung der Art der Zwillingsschwangerschaft je nach Vorliegen von einer oder zwei Placentas.