Warum sollte man eine Behandlung gegen Bluthochdruck haben?

Die tägliche Einnahme von Arzneimitteln gegen Bluthochdruck verlängert das Leben und verhindert das Auftreten einschränkender Krankheiten. Die Behandlung beruht auf 8 „Arzneimittelfamilien“ mit unterschiedlichen Wirkmechanismen, die sich gegenseitig ergänzen können. Ihr Bluthochdruck ist nicht vergleichbar mit dem Bluthochdruck eines anderen Menschen, und Ihr Arzt muss möglicherweise mehrere Arzneimittel testen, bis er im Hinblick auf die Wirksamkeit und die Verträglichkeit das für Sie am besten geeignete Präparat gefunden hat. Unter Umständen kann es auch erforderlich sein, zwei oder sogar drei Arzneimittel aus unterschiedlichen Familien zu kombinieren, um Ihren Blutdruck* in den Griff zu bekommen. Das trifft auf mehr als die Hälfte der Bluthochdruck-Patienten zu.

Die Angiotensin-Rezeptorblocker

Sie hemmen die Wirkung des leistungsstarken Botenstoffs Angiotensin II, der die Kontraktion der Arterien* auslöst und für Bluthochdruck verantwortlich ist. Sie haben sehr wenige Nebenwirkungen.

Die Angiotensinkonversionsenzym-Hemmer (ACE-Hemmer)

Sie üben eine positive Wirkung auf die Arterien und das Herz aus und werden deshalb ebenfalls zur Behandlung von Herzinsuffizienz eingesetzt. Mitunter lösen sie einen Husten aus, der nach Absetzen der Behandlung wieder verschwindet.

Die Calciumantagonisten

Sie begünstigen die Arterienerweiterung. Dabei kann es zur Bildung von Ödemen an den Knöcheln kommen.

Die Thiaziddiuretika und verwandte Präparate

Sie beeinflussen die Niere, indem sie die Wasser- und Salzausscheidung begünstigen. Auf diese Weise verstärken sie die Wirkung der anderen Antihypertensiva-Klassen erheblich. Häufig sind sie in Fixdosis-Kombinationspräparaten enthalten.

Die Betablocker

Indem sie den Einfluss des autonomen Nervensystems auf die Arterien und das Herz verringern, senken sie die Herzfrequenz und den Blutdruck.

Die zentralen Antihypertensiva

Sie beeinflussen die vom Gehirn ausgehende Steuerung des Bluthochdrucks. Ihre Nebenwirkungen sind Schläfrigkeit (was für eine Einnahme am Abend spricht) und bei manchen Patienten Mundtrockenheit.

Die Alphablocker

Sie begünstigen die Arterienerweiterung. Sie können einen Blutdruckabfall beim Aufstehen und in aufrechter Haltung auslösen („orthostatische Hypertonie“).

Die Renin-Inhibitoren

Sie hemmen die Wirkung einer von der Niere abgesonderten Substanz mit der Bezeichnung Renin, welche die Arterienkontraktion fördert.

Eine Behandlung, die nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt unterbrochen werden sollte

Eine medikamentöse Behandlung des Bluthochdrucks wird eingeleitet, wenn sich die alleinige Änderung der Lebensweise (Gewichtsabnahme, Verringerung des Salz- und Alkoholkonsums, obst- und gemüsereiche Ernährung, körperliche Betätigung) als unzureichend erwiesen hat, um den Blutdruck in den Griff zu bekommen. Wenn die Behandlung anschlägt, muss sie fortgesetzt werden. Ihre Unterbrechung bewirkt nämlich einen Anstieg der Blutdruckwerte innerhalb weniger Tage, sodass der Betroffene erneut dem Risiko der für Bluthochdruck typischen Komplikationen ausgesetzt ist.

In bestimmten Fällen kann die Anpassung der Lebensweise nach einer gewissen Zeit die Verringerung der medikamentösen Therapie ermöglichen, doch dies muss in Absprache mit dem behandelnden Arzt geschehen.

Eine anpassungsfähige Behandlung

Wichtiger Hinweis: Wenn eine Erkrankung dauerhaft behandelt werden muss, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass dabei immer dieselbe Behandlungsmethode zum Einsatz kommt. Die Erkrankung entwickelt sich mit der Zeit und mit dem Menschen. Deshalb ist eine regelmäßige Neuanpassung Ihrer Behandlung erforderlich. Hierzu erhalten Sie ungefähr alle drei Monate einen Termin bei Ihrem zuständigen Arzt. Es ist Ihre Aufgabe, Ihrem Arzt mitzuteilen, ob Sie im Alltag mit Ihrer Behandlung zurechtkommen. Sie übernehmen eine wichtige Rolle bei Ihrer Versorgung: Sie sind der/die Hauptverantwortliche für Ihre Gesundheit und handeln gemeinsam mit Ihrem Arzt auf partnerschaftlicher Ebene.

Die Nebenwirkungen der Behandlungen

Alle wirksamen Arzneimittel können Nebenwirkungen verursachen. Im Allgemeinen werden Antihypertensiva gut vertragen. Doch jede Antihypertensiva-Klasse birgt ein Risiko für bestimmte Nebenwirkungen. Sollte während der Behandlung ein neues Symptom auftreten, müssen Sie mit Ihrem Arzt darüber sprechen. Gemeinsam mit Ihnen klärt er, ob das Arzneimittel dafür verantwortlich ist und ob seine Ersetzung erforderlich ist.

Wachsamkeit gegenüber Hypotonie

Wenn Sie von Schwindelanfällen betroffen sind, insbesondere beim Aufstehen, oder wenn sie eine ungewöhnliche Müdigkeit verspüren, lassen Sie Ihren Blutdruck von Ihrem Arzt überprüfen oder führen Sie eine Selbstmessung durch. Möglicherweise hat eine zu starke Behandlung Ihres Bluthochdrucks eine Hypotonie* bewirkt.

Sexualität und Bluthochdruck

Bestimmte Arzneimittelarten können sich negativ auf die Sexualität auswirken (Erektionsstörungen, Verminderung der Libido). Nicht immer sind die Betablocker* die Ursache: Entgegen den gängigen Vorurteilen bewirken sie nur bei 0,2 % der Patienten Erektionsstörungen. Doch Erektionsstörungen hängen viel eher mit einer Gefäßerkrankung zusammen als mit Arzneimitteln gegen Bluthochdruck. Scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen, denn es kann sich um ein Frühzeichen einer entstehenden Herz-Kreislauf-Erkrankung handeln. Er wird sich in jedem Fall um eine entsprechende Anpassung Ihrer Behandlung bemühen.

Glossar

  • Arterieller Blutdruck: Der Druck, der durch das Blut auf die Arterienwände ausgeübt wird. Entsprechend dem Herzzeitvolumen und dem Widerstand, der diesem Druck von den Arterienwänden entgegengesetzt wird, fällt er stärker oder schwächer aus. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) oder in Zentimeter Quecksilbersäule (cmHg) gemessen.
  • Arterien: Gefäße, die das sauerstoffhaltige Blut vom Herz zu den Organen befördern
  • Herzinsuffizienz: Abnahme der Kontraktionskraft des Herzmuskels, die sich insbesondere durch eine geringere Versorgung der Organe mit sauerstoffreichem Blut und eine beeinträchtigte Rückführung des venösen Bluts zum Herz äußert
  • Arterieller Blutdruck: Der Druck, der durch das Blut auf die Arterienwände ausgeübt wird. Entsprechend dem Herzzeitvolumen und dem Widerstand, der diesem Druck von den Arterienwänden entgegengesetzt wird, fällt er stärker oder schwächer aus. Er wird in Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) oder in Zentimeter Quecksilbersäule (cmHg) gemessen.
  • Hypotonie: Arterieller Blutdruck unterhalb des Normalwertes
  • Betablocker: Arzneimittelgruppe, die zur Behandlung der arteriellen Hypertonie und der Angina pectoris bestimmt ist. Sie wirken, indem sie die Adrenozeptoren an den Arterien- und Myokardwänden hemmen, um den Druckanstieg und die Kontraktionsstärke des Myokards zu bremsen.

Quelle: www.fedecardio.org