Zur Behandlung einer als unangenehm und belastend empfundenen Stressinkontinenz kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. Dieses Merkblatt soll die Informationen, die Sie von Ihrem Arzt erhalten haben, erläutern und Ihnen die Prinzipien, Vorteile und möglichen Nachteile der Ihnen empfohlenen Operation darlegen.

Was ist eine operative Behandlung von Stressinkontinenz?

Das Ziel einer chirurgischen Behandlung von Stressinkontinenz besteht darin, die Harninkontinenz unter Stress zu verringern oder zu unterbinden. Bei diesem chirurgischen Eingriff wird unter der Harnröhre ein Band angebracht, um sie bei unterschiedlichen Belastungen zu unterstützen, ihre Öffnung zu verhindern und so den Harnverlust zu vermeiden.

Diese operative Behandlung wird meistens vorgenommen, wenn eine Rehabilitation des Damms durch Beckenbodentraining gescheitert ist.

Ablauf des Eingriffs

Der chirurgische Eingriff erfolgt unter Vollnarkose oder Lokal-/ Regionalanästhesie. Seine Dauer ist relativ kurz und beträgt zwischen 20 und 30 Minuten.
Für die Auswahl der Technik ist der Arzt zuständig. Der Unterschied besteht in der Fixierungsart des Bandes.

Zwei Zugänge sind möglich:

Retropubischer Zugang (hinter dem Schambein) oder TVT (Tension-free vaginal tape = spannungsfreies Vaginalband)

Dabei wird über den retropubischen Zugang (hinter dem Schambein) ein Kunststoffband unter der Harnröhre platziert, um die ausgefallenen Stützstrukturen zu ersetzen.

Die Patientin wird in Steinschnittlage (SSL) gebracht, an der vorderen Vaginalwand wird direkt unter der Harnröhre ein kurzer Schnitt vollzogen, dann folgen zwei weitere kurze Schnitte über dem Schambein, um das Einführen des Bandes zu ermöglichen. Dieses wird anschließend spannungsfrei unter der Harnröhre positioniert.

Nach dem Eingriff wird eine Blasenspiegelung durchgeführt, um Verletzungen der Harnblase auszuschließen.

Üblicherweise werden am Ende des Eingriffs ein Blasenkatheter und eine Vaginaltamponade gelegt.

Transobturatorischer Zugang oder TOT (Trans-obturator tape = Transobturatorisches Band)

Der chirurgische Zugang ist derselbe wie bei der TVT-Methode, mit dem Unterschied, dass zwei Schnitte in der Falte zwischen Oberschenkel und Vulva vollzogen werden anstatt oberhalb des Schambeins. Das Band wird anschließend seitlich ausgeleitet, sodass es eine „Hängematte“ unter der Harnröhre bildet.

Am Ende des Eingriffs werden ein Blasenkatheter und eine Vaginaltamponade gelegt.

Die Nachsorge

Der Klinikaufenthalt dauert zwischen 24 und 48 Stunden. Wenn er länger als 24 Stunden dauert, wurde vom Arzt eine prophylaktische Blutverdünnungsbehandlung verordnet.

Der Blasenkatheter und die Vaginaltamponade werden ein paar Stunden nach dem Eingriff entfernt.

Die Wiederaufnahme des Wasserlassens sowie der Resturin in der Blase werden aufmerksam überwacht, um ein korrektes Entleeren der Blase zu gewährleisten.

Die Wiederaufnahme der Nahrungszufuhr erfolgt am selben Tag.

Zur Schmerzprävention werden Schmerzmittel nach einem genauen Protokoll verabreicht.

Vor der Entlassung verfasst der Arzt eine Krankschreibung.

Mögliche Risiken und Komplikationen

Bei der operativen Behandlung einer Stressinkontinenz handelt es sich um einen Routine-Eingriff. Dennoch bringt sie Risiken mit sich, und eventuelle Komplikationen in Verbindung mit der Anästhesie und in sehr seltenen Fällen mit dem Eingriff selbst können auftreten.

Während des Eingriffs

  • Verletzung der Harnblase
  • Verletzung der Harnröhre: in Ausnahmefällen
  • Hämorrhagien bzw. Hämatome

Während der Nachsorge

  • postoperative Schmerzen
  • Harnwegsinfekt
  • Probleme beim Wasserlassen
  • Probleme bei der Vernarbung der Schnitte
  • Häufiger und starker Harndrang
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (in sehr seltenen Fällen)

Empfohlene Verhaltensweisen nach der Operation

Allgemein wird nach einem derartigen Eingriff Folgendes empfohlen (für +/- 4 bis 6 Wochen):

  • 1,5 Liter Wasser pro Tag trinken
  • duschen (Baden und Schwimmen sind verboten)
  • keine schweren Lasten tragen
  • die Sportausübung einschränken
  • 1 Monat lang auf sexuelle Kontakte mit Vaginalverkehr verzichten, um die Heilung des Vaginalschnitts zu gewährleisten
  • 1 Monat lang keine Tampons verwenden
  • auf aspirinhaltige Arzneimittel verzichten (eine Woche)

Ein Nachsorgetermin ein paar Wochen nach dem Eingriff wird vereinbart.

Achtung, in folgenden Fällen müssen Sie unverzüglich Ihren Arzt aufsuchen:

  • Fieber (> 38°)
  • anhaltendes Brennen beim Wasserlassen
  • Harnverhalt
  • starke Schmerzen
  • außergewöhnliche Blutungen
  • Erbrechen
  • alle sonstigen alarmierenden Anzeichen

Das Ergebnis des Eingriffs in Bezug auf die Harninkontinenz ist normalerweise sehr zufriedenstellend, kann aber nicht garantiert werden. Ein erneutes Auftreten von Stressinkontinenz, das eine Behandlung erfordert, ist möglich.

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